„Statussymbole“: Eine Erzählung (Bobachtungsbericht) des Dinarin Aleksandar Nikolic zum Neujahrsbeginn!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

zum Neujahresfeiertag 2016 wollen wir unser Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis- (AK-) Mitglied, den Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=dinarin+aleksandar+nikolic), noch einmal mit einer Erzählung für Euch auf unserer Homepage zu Wort kommen lassen. Unter dem Titel „STATUSSYMBOLE“ hat er einen sogenannten-Beobachtungsbericht verfasst, der es nicht nur in sich hat, sondern der außerdem auch noch unterhaltsam ist, weil sie in der Wirklichkeit geschrieben ist und sich vor allem gegen den Mammon richtet..

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

http://www.schaepp.de/wp-content/uploads/2011/10/Statussymbole-der-Deutschen.jpg

(Foto aus: http://www.schaepp.de/blog/statussymbole-der-deutschen/)

„STATUSSYMBOLE“ erzählt von dem Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic:

„Ich bin Beobachter und Berichterstatter. Allerdings erstatte ich einen Bericht nicht, wenn ich nicht will.

In diesem Fall aber berichte ich über eine Beobachtung.

Statussymbole

An diesem Abend dachte ich, ich sollte nicht zu lange ausgehen, da ich die Nächte zuvor bis weit nach Mitternacht im Nachtleben unterwegs war. Also betrat ich die „Wunderbar zum blue planet“ auf ein Getränk. Diese Bar nenne ich so, in der Realität hat sie allerdings eine andere Bezeichnung. Mit der Realität allerdings habe ich nichts zu schaffen, denn ich lebe in der Wirklichkeit, die von der Wahrheit geschaffen wird. Daher ist diese Bar in Wirklichkeit etwas absolut anderes als in der Realität.

Ich setzte mich an die Bar, begrüßte die mir gut bekannten Barkeeper und sah mich um. Hier und dort sah ich Gestalten, die ich gewöhnlicher Weise bei meinen Besuchen hier antraf.

Die Theke war leer, bis auf den Gast rechts neben mir. Diesen Gast hatte ich bisher hier noch nicht gesehen. Er war überdurchschnittlich groß und wohlgenährt, das bemerkte ich nebenbei, denn meine Aufmerksamkeit zog er auf sich, weil er mit einem starren Blick und leerem Gesichtsausdruck irgendwohin Richtung Getränkesortiment an der Rückwand der Bar schaute. Auch seine Körperhaltung war starr, er stand aufrecht an der Theke und stützte sich mit dem linken ausgestreckten Arm am Thekenrand. Der Ärmel seines Sakkos war etwas hoch gerutscht und er wechselte jetzt die Blickrichtung und sah seine Armbanduhr am linken Handgelenk an. Er drehte sacht das Gelenk hin und her und bewunderte die Uhr ausgiebig. Sie funkelte und blinkte und erst jetzt nahm ich wahr, dass es ein sehr teures Stück sein musste, ebenso wie seine Kleidung von ausgesuchter Qualität war. Vor ihm lag ein hochwertiges Mobiltelefon. Ich war sicher dass er in der Tiefgarage einen Wagen der oberen Klasse geparkt hatte.

Die Erscheinung dieses mir unbekannten Menschen regte mich an, über ihn nachzudenken.

Er hatte eine Ausstrahlung von Einsamkeit und Traurigkeit er verbreitete eine Aura von Unnahbarkeit. Mit ihm hätte ich nicht ohne weiteres, wie mit manch anderen Gästen, die ich an diesem Ort traf, ein Gespräch beginnen können. Er strahlte noch etwas anderes aus. Sein eiskalter Blick zeugte davon, dass er in der gesellschaftlichen Stellung, die er augenscheinlich innehatte, ein gewisses Quantum an Macht hatte und gewohnt war, Anordnungen zu erteilen. Kurz gesagt, erschien mir dieser fremde Gast als mächtig aber seelenlos. Und genau bei diesem Gedanken erinnerte ich mich an ein Gespräch mit Rene, den ich vor einer gewissen Weile hier getroffen hatte. Er gab damals mir gegenüber zu, seine Seele verkauft zu haben, um an die gewünschte Stellung in der Gesellschaft zu kommen.

Ich war überzeugt davon, dass auch dieser Gast so jemand war. Ich wandte mich zur Theke und stellte die unauffällige Beobachtung ein. Dennoch beschäftigte mich dieses Thema weiter.

Ich fragte mich, wenn er seine Seele tatsächlich verkauft hat, was hat er dafür bekommen? Die Antwort hatte mir Rene schon gegeben: Die entsprechende Stellung in der Gesellschaft, mit der entsprechenden finanziellen Ausstattung, mit gesellschaftlicher Anerkennung und mit der gewünschten Beachtung. Dies jedoch erschien mir als unbedeutend im Vergleich zu dem, was er aufgegeben hatte. Statt der Achtung durch Mitmenschen hat er jetzt Beachtung, statt der Freiheit eine Funktion, die er erfüllen muss und die finanziellen Mittel, die er zur Verfügung gestellt bekommt, verwendet er, um Statussymbole zu erstehen, mit denen er wiederum Beachtung bekommt und seine Stellung demonstrieren kann. Die Statussymbole muss er immer wieder erneuern, denn sie verschaffen nur für kurze Zeit das Gefühl von herausragender Bedeutung. Mit dem Verkauf der Seele hat er seinen Seelenfrieden gegen Ehrgeiz getauscht und so strebt er immer weiter auf der Suche nach einem Aufstieg, nach mehr Geld und nach mehr Macht. Was er eigentlich sucht, hat er gehabt und verkauft. Die Seele. Und vielleicht erkennt er jetzt, dass es nicht auf die gesellschaftlichen Attribute ankommt, sondern auf die Entwicklung seiner Persönlichkeit, die Wahrung seiner Seele und die Erlangung einer gewissen Weisheit. Aber von diesen Dingen schien mir dieser Fremde weit entfernt zu sein. Er schien noch im Hochstadium der Volkskrankheit der westlichen Welt zu stecken, der Jagd nach dem Status.

Dinarin Aleksandar Nikolic“

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