Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) hatten wir am 02. September 2023 die 14. BÜNDNISVERANSTALTUNG „Diplomatie statt Waffen“ gegen den Ukraine-Krieg mitgetragen, wie Ihr es unschwer durch den Klick auf den nachstehenden Link aufrufen und nachlesen könnt.
> http://ak-gewerkschafter.com/wir-laden-gemeinsam-mit-dem-buendnis-diplomatie-statt-waffen-und-sanktionen-zur-14-anti-ukraine-krieg-demo-fuer-den-02-09-2023-in-aachen-ein/ !
Nachstehend haben wir den Redebeitrag unseres AK-Kollegen Dr. Paul Michels (http://ak-gewerkschafter.com/?s=paul+michels), den dieser in unserem Auftrag dort gehalten hat, zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme auf unserer Homepage abgedruckt.
Wir sagen ihm ein herzliches Dankeschön dafür.
Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-
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Dr. Paul Michels sagte zum Thema „Die Chance zum Frieden – vom Westen vertan“:
Robert M. Gates, ehem. Vizedirektor des CIA 86-93 enthüllt in seinen Erinnerungen, über den damaligen Verteidigungsminister Dick Cheney: „Als die Sowjetunion zusammenbrach, wollte Dick nicht nur die Zerschlagung der Sowjetunion und des russischen Imperiums, sondern auch von Russland selbst“.
Wann geißelt der westliche Medienapparat denn mal ukrainische Verhältnisse? Er setzt sich dem berechtigten Vorwurf der Parteinahme aus, wenn er die Oligarchenherrschaft und die zügellose Korruption mit Schweigen übergeht. Von 2014 an, dem NATO-gesteuerten und rechtsunterlegten MAIDAN, waren mehrfach Weichenstellungen auf einen Frieden gegeben. Die von MINSK II verpflichtet gestellten Referenden in der Südukraine hätten der Ukraine diese Gebiete gerettet als eigene, vielleicht aber autonome, Gebiete der dort lebenden Ukrainer mit russischer Sprache und Kultur.
Eine Beendigung oder nur Unterbrechung der mörderischen Artilleriebombardements hätte u.U. den Einmarsch der russischen Konföderation überflüssig gemacht.
Im Dezember 2021 sind von russischer Seite zwei Vorschläge vorgelegt worden: „Sicherheitsgarantien“ und „Maßnahmen“ dazu, die im Januar 2022 verhandelt werden sollten. Blinken hat negativ Stellung genommen und damit die diplomatische Lösung gecancelt. Die NATO und die USA tragen damit eine entscheidende Mitverantwortung für das militärische Vorgehen der Föderation im Februar 2022.
Selenskyi hat die Wahlen gegen Poroschenko gewonnen, weil er u.a. der Ukraine Frieden versprochen hat. Nach dem Ausbruch der Feindseligkeiten von seiten Russlands hat er im März 2022 Verhandlungen mit Moskau in die Wege geleitet. Eine Delegation kam mit einem Verhandlungsergebnis zurück und wurde umgehend von ukrainischen Sicherheitskräften exekutiert. Den nächsten Versuch unternahm Präsident Selenskyi selber. Auch er kehrte mit einem ausverhandelten Friedenskonzept aus Moskau zurück. Nun trat Boris Johnson als Sachwalter des Westens auf und verkündete Kiew, es könne einen solchen Frieden schließen, aber bräuchte dann keine Unterstützung aus dem Westen zu erwarten. Damit war die Position der Angloamerikaner zum Frieden in der Ukraine überdeutlich markiert. Es ist nicht falsch fürderhin davon zu sprechen, daß der Westen den Frieden bzw. den Waffenstillstand verhindert hat. Die 1000 Toten pro Tag, die Verluste an Infrastruktur liegen in seiner Verantwortung. Die Medien versäumen es, dies der Bevölkerung auch nur annähernd richtig zu erklären.
Aus Passantenkreisen hören wir schon mal den Einwand, ein Waffenstillstand sei gleichbedeutend mit der Auslöschung der Ukraine als Staat.
Russland hat nie den Anspruch auf ukrainisches Staatsgebiet erhoben. Es möchte sich nicht der NATO nähern und es möchte nicht, daß die NATO sich seiner Grenze nähert. Diplomaten wie George F. Kennan haben dies richtig erkannt und 1997 in der New York Times angemahnt: „Eine NATO-Erweiterung wäre der verhängnisvollste Fehler der amerikanischen Politik in der gesamten Periode nach dem Kalten Krieg.“ Kennan war klar, daß Russland eine Atommacht ist. Nähert man sich dem geschützten Staatsgebiet, verringert sich der Raum für einen konventionellen Krieg. Eine atomare Entgleisung wird wahrscheinlicher. Im Konfliktfall haben die Russen nicht die Zeit, sich zu fragen, welche Art von Raketen sich in den MK41-Raketenwerfern befinden (stationiert in Polen und Rumänien). Und schon könnten sie dies als atomare Bedrohung ansehen. Mit verheerenden Folgen.
Die Ukraine-Krise zeigt das Fehlen von strategischem Denken im Westen auf. Man hat zugelassen, daß die NATO die russische Grenze berührt. Und jetzt haben weder die NATO noch Russland eine Pufferzone, die ihnen die Möglichkeit geben würde, auf einen Konflikt zu reagieren, ohne sich gleich auf der atomaren Ebene zu begegnen.
Wolodymyr Selenskyi ist auf das Interesse der russischen Vertreter, die Ukraine zu einer Neutralität zu bewegen eingegangen, indem er Ende März 2022 zustimmte und Russland dazu brachte mit ihm in Istanbul darüber diskutieren zu wollen. An der Erpressung durch Boris Johnson ist das gescheitert, aber auch an fehlendem Rückgrat des Ukrainers.
Waffenlieferungen in eine Krisenregion, Sanktionen, destruktive Zielvorgaben, Diversion, Desinformation sind die unverkennbaren Begleiterscheinungen der Politik des westlichen Imperialismus gegenüber der russischen Konföderation. Der Westen erklärt seiner Bevölkerung nicht, zu welch einer vernichtenden kriegerischen Konsequenz sein aktueller Kurs führt. Es ist unsere Aufgabe, das mit unseren – zugegeben beschränkten – Mitteln zu tun.
Laßt uns die Demos und Kundgebungen, die Flugblätter und Einträge in Webseiten und digitalen Medien verstärken, gegen die Beschönigung des Krieges, gegen wahrheitswidrige Behauptungen der Medien und der Regierenden auftreten.
Schließen möchte ich mit der Empfehlung eines Autors, nämlich Jaques Baud. Sein aktuellstes Buch nennt sich: „PUTIN, Herr des Geschehens?“ Darin entlarvt er zahlreiche Stereotype des Westens.
Dr. Paul Michels