AK-Mitglied und Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt für uns die Story: „Eine römische Sommernacht“!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis- (AK-) Mitglied, der Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=dinarin+aleksandar+nikolic) hat uns wieder eine seiner Erzählungen zukommen lassen. Dieses Mal ist sie mit „Eine römische Sommernacht“ betitelt und als emotionsvoll zu bezeichnen.

Wir haben sie als Entspannungslektüre zum Wochenende zu eurer gefälligen Kenntnisnahme nachstehend auf unsere Homepage gepostet.

Dem Dinarin Aleksandar sagen wir an dieser Stelle einmal ein ganz herzliches Dankeschön für sein unermüdliches Schreiben für unseren AK und Euch wünschen wir viel Spaß beim Lesen.

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

https://www.weltkarte.com/typo3temp/images/kolosseum-rom-italien.jpg

(Foto aus: https://www.weltkarte.com/)

Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt eine Reiseerinnerung:

„Eine römische Sommernacht

Wenn ich an die Vergangenheit denke, erinnere ich mich an dieses oder jenes Ereignis, das belanglos war, und dennoch erinnere ich mich daran.

Es ist aber auch so, dass so manch ein Ereignis tatsächlich deshalb unvergesslich ist, weil es enorm faszinierend war, und mit Sicherheit, so wie es geschah, sich nie wiederholen kann.

Ich denke an Rom.

Es ist Hochsommer. Flimmernde Hitze lastete schwer auf der ewigen Stadt Rom. Jeder versuchte sich, wenn möglich, in den Schatten zurückzuziehen und sämtliche Aktivitäten auf ein Minimum zu reduzieren, um den Nachmittag so angenehm wie möglich zu überstehen, bis dann der laue Abend Rom wieder vibrieren ließ.

Ich war in einer Pension abgestiegen, die in unmittelbarer Nähe zum Kolosseum lag und im zweiten Stock eines riesigen römischen Palazzos untergebracht war. Die Pension hatte etliche Zimmer und wurde von einer Familie geführt, die auf der gleichen Etage Privatgemächer bewohnte.

An jenem Nachmittag saß ich auf der ausladenden Loggia dieser Pension, einer überbauten Terrasse, die Schatten bot, der so den heißen Nachmittag erträglich machte.

Die Signora, der Prototyp einer italienischen Mama, die streng, sowohl die Familie als auch die Pension führte, stellte eine Tasse Kaffee auf den Beistelltisch vor mir. Ich sagte: ´Mille Grazie, Signora´, und muss gestehen, dass die Autorität der wohlbeleibten Signora auch mich einschüchterte.

Die Loggia gab den Blick frei auf den Boulevard, an dem der Palazzo lag. Trotz der enormen Hitze brodelte Rom. Etwas gedämpft stiegen die Geräusche des Straßenverkehrs bis zur Loggia. Ein fortwährendes Hupen, in Rom immer gegenwärtig, störte mich eigentlich nicht. Von irgendwo her drang leise Musik zu mir vor, und ich hörte aufmerksam den canti italiani zu, die durchaus mit einem Tupfer Melancholie, die Atmosphäre dieses heißen mediterranen Nachmittags bereicherten.

Hier verbrachte ich die Zeit bis zum Abend, denn am Abend kühlte Rom ab. Dann bekam der strahlendblaue Himmel einen rotgoldenen Horizont.

Ich verließ die Pension.

In einer Trattoria bestellte ich eine Speise und italienischen Rotwein.

Rom hat eine besondere Ausstrahlung und um dieses Flair zu spüren, vermied ich Taxifahrten, vielmehr ging ich zu Fuß, oder nahm öffentliche Verkehrsmittel.

An jenem Abend bestieg ich den Bus. Allein bei einer Busfahrt offenbart sich ein enormer Unterschied zwischen nordeuropäischen und südeuropäischen Ländern. Kaum betreten die Fahrgäste den Bus, beginnen sie mit Gesprächen und ich tauchte in dieses Stimmengewirr ein, um nach einer halben Stunde die Caracalla-Thermen zu erreichen.

Die Caracalla-Thermen wurden im alten Rom vom Kaiser Caracalla erbaut und waren öffentliche Badehäuser. In den Ruinen dieser Thermen fand eine Freilichtaufführung der Oper Nabucco statt, für die ich eine der begehrten und daher seltenen Karten erworben hatte, jedoch nur durch Vermittlung der Signora aus der Pension, und nicht ohne ein saftiges Trinkgeld.

Die Oper begann. Den goldroten Himmel hatte ein schwarz-blauer, sternenübersäter Nachthimmel abgelöst.

Die monumentale Bühne bot Platz für mehrere antike, von Pferden gezogene Kampfwagen. Zweihundert Sänger, Sängerinnen und Statisten boten ein beeindruckendes Treiben auf der Bühne. Das riesige Orchester erfüllte die Luft mit Musik, die die überfüllten Zuschauerränge vereinnahmte.

Die Komposition aus Bühnengeschehen, schwerer Musik und dem dunkelblauen Sternenhimmel über Rom, erzeugte eine unwirkliche, hinreißende und beeindruckende Stimmung.

Nicht das ich Opern mag, ich mag sie eher nicht, nur ab und an gefällt mir die eine oder andere Arie, und bei Nabucco eben der ´Gefangenenchor von Nabucco´.

Als dieser Part vom riesigen Chor gesungen wurde, kann ich sagen, dass mich für die Dauer des Stückes, tatsächlich eine leise Faszination ergriff.

An der verbliebenen Darbietung war ich nicht mehr interessiert und vor Ende der Aufführung verließ ich die Caracalla-Thermen.

Ich nahm den Bus zum Zentrum, um ins römische Nachtleben abzutauchen.

Ohne auf weitere Ereignisse einzugehen, nach Mitternacht bestiegen wir einen Fiaker. Der Kutscher sprach ein paar Worte Englisch und erzählte dieses und jenes. Eigentlich unbedeutend.

Von Bedeutung war allerdings die zauberhafte Stimmung dieser lauen römischen Sommernacht und dieses schwarzblauen, sternenübersäten Nachthimmels.

Um diese späte Nachtstunde war der römische Straßenverkehr stark abgeflaut, und in so manch einer Seitenstraße die wir befuhren, war es geradezu leise.

Auf den breiten Boulevards waren noch Fahrzeuge unterwegs, dennoch waren das regelmäßige Hufgeklapper und das Schnauben der Zugpferde, die den Fiaker zogen, zu hören.

Über uns, in der offenen Kutsche, war nur der Sternenhimmel und plötzlich ergriff mich das Gefühl, dem Kosmos sehr nahe zu sein, eigentlich tauchte ich in den Kosmos ein.

Dann – stellte sich jenes Flimmern ein, das denen zuteilwird, denen es zuteilwird.

Ich erinnere mich nur noch an die Hitze dieser Nacht, an die kalte Dusche in der Pension –

die Glückseligkeit einer lauen römischen Sommernacht.

Dinarin Aleksandar Nikolic“

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