Wolfgang Erbe informiert und zitiert Papst Franziskus: „Lasst uns für Frieden kämpfen!“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Gerkschafter/Innen-Arbeitskreis- (AK-) Mitglied Wolfgang Erbe (http://ak-gewerkschafter.com/?s=wolfgang+erbe) hat uns in Bezug auf die aktuelle Weltlage die Stellungnahme des Papstes Franziskus zukommen lassen.

(Foto aus https://web.de/magazine/panorama/thema/papst-franziskus)

Wir finden diese so interessant, dass wir sie nachstehend in ihrer Gänze zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme auf unsere Homepage gepostet haben.

Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-

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Wolfgang Erbe informiert:

Niemand in Not? – Gott schreit und Ihr schweigt

 

säte überall Frieden aus und ging den Weg an der Seite der Armen, der Verlassenen, der Kranken, der Ausgestoßenen und der Geringsten

VATIKAN – Niemand in Not? – Gott schreit und Ihr schweigt – Wir dürfen uns nicht abstimmen und uns zusammentun, um Rache zu üben, um dem, der uns Gewalt angetan hat, das Gleiche zu tun und scheinbar legale Gelegenheiten der Vergeltung zu planen«.[224

 
ENZYKLIKA
FRATELLI TUTTI
DES HEILIGEN VATERS
PAPST FRANZISKUS
ÜBER DIE GESCHWISTERLICHKEIT
UND DIE SOZIALE FREUNDSCHAFT
 

Der Ausschuss der Welt

18. Teile der Menschheit scheinen geopfert werden zu können zugunsten einer bevorzugten Bevölkerungsgruppe, die für würdig gehalten wird, ein Leben ohne Einschränkungen zu führen.

oft werden sogar die Menschen „weggeworfen“«.

Sie sollten nicht auf diese Weise sterben.

Die Aussonderung nimmt zudem abscheuliche Formen an, die wir als überwunden glaubten, wie etwa der Rassismus, der verborgen ist und immer wieder neu zum Vorschein kommt. Die verschiedenen Ausprägungen des Rassismus erfüllen uns erneut mit Scham, denn sie zeigen, dass die vermeintlichen Fortschritte der Gesellschaft nicht so real und ein für alle Mal abgesichert sind.

Menschenrechte, die nicht universal genug sind

22. Oft stellt man fest, dass tatsächlich die Menschenrechte nicht für alle gleich gelten. Die Achtung dieser Rechte »ist ja die Vorbedingung für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Wenn die Würde des Menschen geachtet wird und seine Rechte anerkannt und gewährleistet werden, erblühen auch Kreativität und Unternehmungsgeist, und die menschliche Persönlichkeit kann ihre vielfältigen Initiativen zugunsten des Gemeinwohls entfalten«.[18] Doch »wenn man unsere gegenwärtigen Gesellschaften aufmerksam beobachtet, entdeckt man in der Tat zahlreiche Widersprüche, aufgrund derer wir uns fragen, ob die Gleichheit an Würde aller Menschen, die vor nunmehr 70 Jahren feierlich verkündet wurde, wirklich unter allen Umständen anerkannt, geachtet, geschützt und gefördert wird. Es gibt heute in der Welt weiterhin zahlreiche Formen der Ungerechtigkeit, genährt von verkürzten anthropologischen Sichtweisen sowie von einem Wirtschaftsmodell, das auf dem Profit gründet und nicht davor zurückscheut, den Menschen auszubeuten, wegzuwerfen und sogar zu töten. Während ein Teil der Menschheit im Überfluss lebt, sieht der andere Teil die eigene Würde aberkannt, verachtet, mit Füßen getreten und seine Grundrechte ignoriert oder verletzt«.[19] Was sagt das über die Gleichheit der Rechte aus, die in derselben Menschenwürde begründet liegen?

24. Seien wir uns ebenso folgender Tatsache bewusst: »Obwohl die internationale Gesellschaft zahlreiche Abkommen getroffen hat mit dem Ziel, der Sklaverei in all ihren Formen ein Ende zu setzen, und verschiedene Strategien eingeleitet hat, um dieses Phänomen zu bekämpfen, […] werden noch heute Millionen Menschen – Kinder, Männer und Frauen jeden Alters – ihrer Freiheit beraubt und gezwungen, unter Bedingungen zu leben, die denen der Sklaverei vergleichbar sind. […] Heute wie gestern liegt an der Wurzel der Sklaverei ein Verständnis vom Menschen, das die Möglichkeit zulässt, ihn wie einen Gegenstand zu behandeln. […] Der Mensch, der als Abbild Gottes und ihm ähnlich erschaffen ist, wird mit Gewalt, mit List oder durch physischen bzw. psychologischen Zwang seiner Freiheit beraubt, kommerzialisiert und zum Eigentum eines anderen herabgemindert; er wird als Mittel und nicht als Zweck behandelt«. Die kriminellen Netze »bedienen sich geschickt der modernen Informationstechnologien, um junge und sehr junge Menschen aus aller Welt anzulocken«.

Konflikt und Angst

25. Kriege, Attentate, Verfolgungen aus rassistischen oder religiösen Motiven und so viele Gewalttaten gegen die Menschenwürde werden auf verschiedene Weise geahndet, je nachdem, ob sie für bestimmte, im Wesentlichen wirtschaftliche Interessen mehr oder weniger günstig sind. Etwas ist wahr, solange es einem Mächtigen genehm ist, und ist es dann nicht mehr, wenn es seinen Nutzen für ihn verliert. Solche Gewaltsituationen haben »sich in zahlreichen Regionen der Welt so vervielfältigt, dass sie die Züge dessen angenommen haben, was man einen „dritten Weltkrieg in Abschnitten“ nennen könnte«.[23]

26. Das verwundert nicht, wenn wir das Fehlen von Horizonten feststellen, die uns zur Einheit zusammenführen, weil in jedem Krieg letztlich »das Projekt der Brüderlichkeit selbst […], das der Berufung der Menschheitsfamilie eingeschrieben ist«, zerstört wird, denn »jede Bedrohung nährt das Misstrauen und fördert den Rückzug auf die eigene Position«.[24] So schreitet unsere Welt in einer sinnlosen Dichotomie fort, mit dem Anspruch, »Stabilität und Frieden auf der Basis einer falschen, von einer Logik der Angst und des Misstrauens gestützten Sicherheit verteidigen und sichern zu wollen«.[25]

Es ist das Gebiet des „Barbarischen“, vor dem man sich verteidigen muss, koste es was es wolle. Folglich werden neue Schranken zum Selbstschutz aufgerichtet, sodass nicht mehr die eine Welt existiert, sondern nur noch die „meine“, bis zu dem Punkt, dass viele nicht mehr als Menschen mit einer unveräußerlichen Würde angesehen werden, sondern einfach zu „denen da“ werden. Von Neuem erscheint »die Versuchung, eine Kultur der Mauern zu errichten, Mauern hochzuziehen, Mauern im Herzen, Mauern auf der Erde, um diese Begegnung mit anderen Kulturen, mit anderen Menschen zu verhindern. Und wer eine Mauer errichtet, wer eine Mauer baut, wird am Ende zum Sklaven innerhalb der Mauern, die er errichtet hat, ohne Horizonte. Weil ihm dieses Anderssein fehlt«.[26]

In Spannungsherden werden Waffen und Munition angehäuft, und dies geschieht in einer global von Unsicherheit, Enttäuschung, Zukunftsangst und von kurzsichtigen wirtschaftlichen Interessen geprägten Weltlage. Wir bekräftigen weiter, dass die heftigen politischen Krisen, die Ungerechtigkeit und das Fehlen einer gerechten Verteilung der natürlichen Ressourcen […] weitere Opfer hervorrufen und tödliche Krisen verursachen, denen mehrere Länder ausgesetzt sind, obwohl sie auf natürlichen Reichtum und die Ressourcen der jungen Generationen zählen können. Das internationale Schweigen angesichts dieser Krisen, die dazu führen, dass Millionen von Kindern aufgrund von Armut und Unterernährung bis auf die Knochen abmagern und an Hunger sterben, ist inakzeptabel«.[27] Vor diesem Panorama finden wir, auch wenn uns der Fortschritt auf vielen Gebieten fasziniert, keinen wirklich menschlichen Kurs.

30. In der gegenwärtigen Welt nimmt das Zugehörigkeitsgefühl zu der einen Menschheit ab, während der Traum, gemeinsam Gerechtigkeit und Frieden aufzubauen, wie eine Utopie anderer Zeiten erscheint. Wir erleben, wie eine bequeme, kalte und weit verbreitete Gleichgültigkeit vorherrscht, Tochter einer tiefen Ernüchterung, die sich hinter einer trügerischen Illusion verbirgt, nämlich zu glauben, dass wir allmächtig sind, und zu vergessen, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Diese Enttäuschung, welche die großen geschwisterlichen Tugenden hinter sich lässt, führt »zu einer Art Zynismus. Das ist die Versuchung, der wir ausgesetzt sind, wenn wir diesen Weg der Ernüchterung oder Enttäuschung einschlagen. […] Die Isolierung und das Verschlossensein in sich selbst oder die eigenen Interessen sind nie der Weg, um wieder Hoffnung zu geben und Erneuerung zu bewirken, wohl aber die Nähe, die Kultur der Begegnung. Isolierung: nein; Nähe: ja. Kultur der Konfrontation: nein; Kultur der Begegnung: ja«.[28]

31. In dieser Welt, die keinen gemeinsamen Kurs erkennen lässt, atmet man eine Luft, in der »die Distanz zwischen der Obsession für das eigene Wohlergehen und dem geteilten Glück der Menschheit zuzunehmen scheint, so sehr, dass man vermuten könnte, dass mittlerweile ein richtiggehendes „Schisma” zwischen dem Einzelnen und der menschlichen Gemeinschaft im Gange ist. […] Denn es ist eine Sache, sich zum Zusammenleben gezwungen zu fühlen, und eine andere Sache, den Reichtum und die Schönheit der Samen des gemeinsamen Lebens wertzuschätzen, die gemeinsam gesucht und gepflegt werden müssen«.[29] Die Technologie macht ständige Fortschritte, doch »wie schön wäre es, wenn die Zunahme der Innovationen in Wissenschaft und Technik auch mit einer immer größeren Gleichheit und sozialen Inklusion einhergehen würde! Wie schön wäre es, wenn wir, so wie wir die Entdeckung neuer entfernter Planeten gemacht haben, die Bedürfnisse unseres Bruders und unserer Schwester wiederentdecken würden, die um uns kreisen«.[30]

34. Wenn alles miteinander verbunden ist, fällt es uns schwer zu glauben, dass diese weltweite Katastrophe nicht in Beziehung dazu steht, wie wir der Wirklichkeit gegenübertreten, wenn wir uns anmaßen, die absoluten Herren des eigenen Lebens und von allem, was existiert, zu sein. Ich möchte hiermit nicht sagen, dass es sich um eine Art göttlicher Strafe handelt. Ebenso wenig kann man behaupten, dass der Schaden an der Natur am Ende die Rechnung für unsere Übergriffe fordert. Es ist die Wirklichkeit selbst, die seufzt und sich auflehnt. Es kommen uns da die berühmten Verse von Vergil in Erinnerung, wo die Tränen der Dinge oder der Geschichte heraufbeschworen werden.[33]

36. Wenn es uns nicht gelingt, diese gemeinsame Leidenschaft für eine zusammenstehende und solidarische Gemeinschaft wiederzuerlangen, der man Zeit, Einsatz und Güter widmet, wird die weltweite Illusion, die uns täuscht, verheerend zusammenbrechen

Im Übrigen sollte man nicht naiv übersehen, dass »die Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil – vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen kann«.[35] Das „Rette sich wer kann“ wird schnell zu einem „Alle gegen alle“

Ohne menschliche Würde an den Grenzen

37. Sowohl in einigen populistischen politischen Regimen als auch in liberalen wirtschaftlichen Kreisen vertritt man die Ansicht, dass man die Ankunft von Migranten um jeden Preis vermeiden müsse. Gleichzeitig wird argumentiert, dass man die Hilfen für arme Länder beschränken soll, damit diese den Tiefstand erreichen und sich entschließen, Maßnahmen für effektive Einsparungen zu ergreifen. Man merkt aber nicht, dass solchen abstrakten, schwer aufrechtzuerhaltenden Behauptungen so viele zerstörte Existenzen gegenüberstehen. Viele flüchten vor Krieg, vor Verfolgungen und Naturkatastrophen. Andere sind mit vollem Recht auf der Suche »nach Chancen für sich und ihre Familien. Sie träumen von einer besseren Zukunft und wollen die Voraussetzungen dafür schaffen, damit diese wahr wird«.[36]

45. So wurde es möglich, dass die Ideologien jede Scham fallenließen. Was bis vor wenigen Jahren von niemandem gesagt werden konnte, ohne dass man seinen Ruf vor der ganzen Welt gefährdet hätte, das kann heute in aller Grobheit auch von Politikern geäußert werden, ohne dafür belangt zu werden.

61. Die Motivation, das Herz so weit zu machen, dass es den Fremden nicht ausschließt, ist schon in den ältesten Texten zu finden. Sie lässt sich auf die beständige Erinnerung des jüdischen Volkes zurückführen, dass es als Fremder in Ägypten gelebt hat:

»Einen Fremden sollst du nicht ausnützen oder ausbeuten, denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen« (Ex 22,20).

»Einen Fremden sollst du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid im Land Ägypten Fremde gewesen« (Ex 23,9).

»Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid selbst Fremde in Ägypten gewesen« (Lev 19,33-34).

»Wenn du in deinem Weinberg die Trauben geerntet hast, sollst du keine Nachlese halten. Sie soll den Fremden, Waisen und Witwen gehören. Denk daran: Du bist in Ägypten Sklave gewesen« (Dtn 24,21-22).

»Ihr alle aber seid Geschwister« (Mt 23,8).

96. Diese Notwendigkeit, über die eigenen Grenzen hinauszugehen, gilt auch für die verschiedenen Regionen und Länder. In der Tat: »Die ständig steigende Zahl der Verbindungen und Kontakte, die unseren Planeten überziehen, macht das Bewusstsein der Einheit und des Teilens eines gemeinsamen Geschicks unter den Nationen greifbarer. So sehen wir, dass in die Geschichtsabläufe trotz der Verschiedenheit der Ethnien, der Gesellschaften und der Kulturen die Berufung hineingelegt ist, eine Gemeinschaft zu bilden, die aus Geschwistern zusammengesetzt ist, die einander annehmen und füreinander sorgen«.[75]

Unzureichendes Verständnis der universalen Liebe

99. Liebe, die über alle Grenzen hinausreicht, ist die Grundlage dessen, was wir in jeder Stadt und in jedem Land „soziale Freundschaft“ nennen. Wenn dieser freundschaftliche Umgang in der Gesellschaft authentisch ist, ergibt er eine Bedingung der Möglichkeit von wirklicher universaler Offenheit. Damit ist nicht der falsche Universalismus derer gemeint, die ständig verreisen müssen, weil sie ihr eigenes Volk nicht ertragen und lieben. Wer sein Volk verachtet, etabliert in seiner eigenen Gesellschaft Kategorien einer ersten und einer zweiten Klasse, von Menschen mit mehr oder weniger Würde und Rechten. Auf diese Weise verneint er, dass es Platz für alle gibt.

100. Ich spreche hier auch nicht von einem autoritären und abstrakten Universalismus, den einige diktieren oder entwerfen und als angebliches Ideal darstellen, um alle gleichzuschalten, zu dominieren und auszubeuten. Es gibt ein Globalisierungsmodell, das »bewusst auf eine eindimensionale Uniformität abzielt und versucht, alle Unterschiede und Traditionen in einem oberflächlichen Streben nach Einheit zu beseitigen. […] Wenn eine Globalisierung anstrebt, alle gleichzumachen, als entspräche sie dem Bild einer Kugel, dann zerstört diese Globalisierung den Reichtum und die Besonderheit jedes Einzelnen und jedes Volkes«.[78] Dieser falsche universalistische Traum endet damit, dass die Welt der Vielfalt ihrer Farben, ihrer Schönheit und letztlich ihrer Menschlichkeit beraubt wird. Denn die Zukunft ist nicht „einfarbig“. Wenn wir den Mut dazu haben, können wir »sie in der Vielfalt und in der Unterschiedlichkeit der Beiträge betrachten, die jeder einzelne leisten kann. Wie sehr muss unsere Menschheitsfamilie lernen, in Harmonie und Frieden zusammenzuleben, ohne dass wir dazu alle gleich sein müssen!«[79]

Niemand in Not?

Die Menschen, die an ihm vorübergingen, hörten nicht auf den inneren Ruf, ihm beizustehen,

102. Welche Reaktion würde diese Geschichte heute hervorrufen, in einer Welt, in der es immer mehr soziale Gruppen gibt, die sich an eine Identität klammern, die sie von anderen trennt? Wie kann sie diejenigen ansprechen, die zu einer Ordnung neigen, die alles Fremde verhindern möchte, das die eigene Identität und ein solches System der Abschottung und Selbstbezogenheit stören könnte? In einem solchen System kann man nicht zum Nächsten werden, man kann nur denjenigen nahe sein, die einem etwas bringen. Damit verliert das Wort „Nächster“ jede Bedeutung, und nur das Wort „seinesgleichen“ hat dann noch Sinn, d.h. diejenigen, mit denen man sich für bestimmte Interessen zusammentut. [80]

Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit

103. Die Brüderlichkeit (Geschwisterlichkeit) ist nicht einfach die Folge aus der Achtung individueller Freiheit oder aus einer gewissen geregelten Gleichheit. Das sind zwar Bedingungen der Möglichkeit von Brüderlichkeit, aber damit kommt es nicht notwendigerweise zu Brüderlichkeit. Die Brüderlichkeit fügt der Freiheit und Gleichheit noch positiv etwas hinzu. Was geschieht ohne eine bewusst kultivierte Brüderlichkeit, ohne einen politischen Willen zur Brüderlichkeit, der konkret wird in einer Erziehung zur Brüderlichkeit, zum Dialog, zur Entdeckung des Wertes der Gegenseitigkeit und wechselseitiger Bereicherung? Dann passiert es, dass die Freiheit schwindet und eher zu einem Zustand der Einsamkeit führt, zu einer reinen Autonomie, um jemandem oder etwas anzugehören oder einfach nur zu besitzen und zu genießen. Damit ist der Reichtum der Freiheit, die vor allem auf Liebe ausgerichtet ist, keineswegs erschöpft.

104. Auch Gleichheit wird so nicht erreicht, wenn man abstrakt definiert, dass „alle Menschen gleich sind“. Sie ist vielmehr Ergebnis einer bewussten und pädagogischen Pflege der Brüderlichkeit. Diejenigen, die nur mit ihresgleichen zusammen sein können, schaffen geschlossene Welten. Welche Bedeutung hat dann ein Mensch in diesem Schema, der nicht zum Kreis ihresgleichen gehört und der neu dazukommt und von einem besseren Leben für sich und seine Familie träumt?

105. Der Individualismus macht uns nicht freier, gleicher oder brüderlicher. Die bloße Summe von Einzelinteressen ist nicht in der Lage, eine bessere Welt für die gesamte Menschheit zu schaffen. Sie kann uns auch nicht vor so vielen immer globaler auftretenden Übeln bewahren. Aber radikaler Individualismus ist das am schwersten zu besiegende Virus. Er ist hinterhältig. Er lässt uns glauben, dass alles darauf ankommt, unseren eigenen Ambitionen freien Lauf zu lassen, als ob wir durch Akkumulation individueller Ambitionen und Sicherheiten das Gemeinwohl aufbauen könnten.

Universale Liebe zur Förderung der Menschen

106. Um auf dem Weg des freundschaftlichen Umgangs in der Gesellschaft und der universalen Geschwisterlichkeit voranzukommen, muss es zu einer grundlegenden, wesentlichen Erkenntnis kommen: Es muss ein Bewusstsein dafür entstehen, was ein Mensch wert ist, immer und unter allen Umständen. Wenn jeder so viel wert ist, muss klar und deutlich gesagt werden, dass »allein die Tatsache, an einem Ort mit weniger Ressourcen oder einer niedrigeren Entwicklungsstufe geboren zu sein, nicht rechtfertigt, dass einige Menschen weniger würdevoll leben«.[81] Dies ist ein elementares Prinzip des gesellschaftlichen Lebens, das gewohnheitsmäßig und auf verschiedene Weise von denjenigen ignoriert wird, die es mit ihrem Weltbild nicht vereinbaren können oder meinen, dass es ihren Zielen widerspricht.

107. Jeder Mensch hat das Recht, in Würde zu leben und sich voll zu entwickeln, und kein Land kann dieses Grundrecht verweigern. Jeder Mensch besitzt diese Würde, auch wenn er wenig leistet, auch wenn er mit Einschränkungen geboren oder aufgewachsen ist; denn dies schmälert nicht seine immense Würde als Mensch, die nicht auf den Umständen, sondern auf dem Wert seines Seins beruht. Wenn dieses elementare Prinzip nicht gewahrt wird, gibt es keine Zukunft, weder für die Geschwisterlichkeit noch für das Überleben der Menschheit.

108. Es gibt Gesellschaften, in denen dieses Prinzip nur teilweise gilt. Sie bejahen, dass jeder seine Chancen bekommen muss, dann aber, meinen sie, habe ein jeder alles selbst in der Hand. Aus dieser Sicht hätte es keinen Sinn, »zu investieren, damit diejenigen, die auf der Strecke geblieben sind, die Schwachen oder die weniger Begabten es im Leben zu etwas bringen können«.[82] Investitionen zugunsten der Schwachen sind möglicherweise nicht rentabel bzw. weniger effizient. Das erfordert einen präsenten und aktiven Staat und zivilgesellschaftliche Institutionen, die über die Freiheit der rein leistungsorientierten Mechanismen bestimmter wirtschaftlicher, politischer oder ideologischer Systeme hinausgehen, weil sie wirklich und in erster Linie auf die Menschen und das Gemeinwohl ausgerichtet sind.

109. Einige wachsen in Familien mit guten wirtschaftlichen Voraussetzungen auf, erhalten eine solide Ausbildung, sind wohl genährt aufgewachsen oder besitzen von Natur aus bemerkenswerte Fähigkeiten. Sie werden sicherlich keinen aktiven Staat brauchen und nur Freiheit einfordern.

Wenn die Gesellschaft in erster Linie auf den Kriterien des freien Marktes und der Leistung beruht, ist für sie kein Platz, und Geschwisterlichkeit wird zu einem allenfalls romantischen Ausdruck.

110. Tatsache ist, dass eine »rein theoretische wirtschaftliche Freiheit, bei der aber die realen Bedingungen verhindern, dass viele sie wirklich erlangen können, und bei der sich der Zugang zur Arbeit verschlechtert, […] für die Politik zu einem widersprüchlichen Thema«[83] wird. Worte wie Freiheit, Demokratie oder Geschwisterlichkeit verlieren dann ihren Sinn. Denn »solange unser Wirtschafts- und Sozialsystem auch nur ein Opfer hervorbringt und solange auch nur eine Person ausrangiert wird, kann man nicht feierlich von universaler Geschwisterlichkeit sprechen«.[84] Eine menschliche und geschwisterliche Gesellschaft ist in der Lage, auf effiziente und stabile Weise dafür zu sorgen, dass alle Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet werden, nicht nur, um ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen, sondern damit sie das Beste geben können, selbst wenn ihre Leistung dann vielleicht nicht hervorragend ist, auch wenn sie nur langsam vorankommen, auch wenn ihre Effizienz von geringer Bedeutung sein wird.

111. Der Mensch mit seinem unveräußerlichen Rechten ist von Natur aus offen für Bindungen. Zutiefst wohnt ihm der Ruf inne, sich in der Begegnung mit anderen zu transzendieren. Aus diesem Grund muss man »Acht geben, nicht Missverständnissen zu verfallen, die aus einem falschen Verständnis des Begriffes Menschenrechte und deren widersinnigem Gebrauch hervorgehen. Es gibt nämlich heute die Tendenz zu einer immer weiter reichenden Beanspruchung der individuellen – ich bin versucht zu sagen: individualistischen – Rechte, hinter der sich ein aus jedem sozialen und anthropologischen Zusammenhang herausgelöstes Bild des Menschen verbirgt, der gleichsam als „Monade“ (monás) zunehmend unsensibel wird […]. Wenn nämlich das Recht eines jeden nicht harmonisch auf das größere Wohl hin ausgerichtet ist, wird es schließlich als unbegrenzt aufgefasst und damit zur Quelle von Konflikten und Gewalt«.[85]

Das moralisch Gute fördern

112. Wir können nicht umhin zu sagen, dass der Wunsch und die Suche nach dem Wohl der anderen und der ganzen Menschheit auch ein Bemühen um Reifung der Personen und Gesellschaften bezüglich der verschiedenen moralischen Werte impliziert, die zu einer ganzheitlichen menschlichen Entwicklung führen.

Wenden wir uns der Förderung des Guten zu, für uns selbst und für die ganze Menschheit, und so werden wir gemeinsam auf ein echtes und ganzheitliches Wachstum zugehen. Jede Gesellschaft muss für die Weitergabe von Werten sorgen, denn wenn dies ausbleibt, werden Egoismus, Gewalt und Korruption in ihren verschiedenen Formen sowie Gleichgültigkeit verbreitet, ein Leben letztlich, das jeder Transzendenz verschlossen ist und sich in individuellen Interessen verschanzt.

Der Wert der Solidarität

114. Ich möchte die Solidarität hervorheben. »Als moralische Tugend und soziales Verhalten, eine Frucht der persönlichen Umkehr, erfordert [sie] ein Engagement vieler Einzelner, die im Erziehungs- und Bildungswesen Verantwortung tragen. Ich denke zunächst an die Familien, die zu einer vorrangigen und unabdingbaren Erziehungsaufgabe berufen sind. Sie bilden den ersten Ort, an dem die Werte der Liebe und der Geschwisterlichkeit, des Zusammenlebens und des Miteinander-Teilens, der Aufmerksamkeit und der Sorge für den anderen gelebt und vermittelt werden.

115. In dieser Zeit, in der sich alles zu verwässern und aufzulösen scheint, ist es gut, an die Solidität[88] zu appellieren, die sich daraus ergibt, dass wir uns für die Schwäche anderer verantwortlich fühlen und versuchen eine gemeinsame Perspektive zu entwickeln. Die Solidarität drückt sich konkret im Dienst aus, der in der Art und Weise, wie wir uns um andere kümmern, sehr unterschiedliche Formen annehmen kann. Dienst bedeutet »zum großen Teil, Schwäche und Gebrechlichkeit zu beschützen. Dienen bedeutet, für die Schwachen in unseren Familien, in unserer Gesellschaft, in unserem Volk zu sorgen.« Bei dieser Aufgabe ist jeder in der Lage, »im konkreten Blick auf die Schwächsten sein Suchen, sein Streben und seine Sehnsucht nach Allmacht auszublenden. […] Der Dienst schaut immer auf das Gesicht des Mitmenschen, berührt seinen Leib, spürt seine Nähe und in manchen Fällen sogar das „Kranke“ und sucht, ihn zu fördern. Darum ist der Dienst niemals ideologisch, denn man dient nicht Ideen, sondern man dient Menschen«.[89]

116. Die Geringsten praktizieren im Allgemeinen »jene so besondere Solidarität, die leidende Menschen zusammenschweißt – arme Menschen –, und die unsere Zivilisation zu vergessen haben scheint, bzw. nur allzu gern vergessen möchte. Solidarität ist ein Wort, das nicht immer gefällt; ja, ich würde sagen, wir haben es manchmal sogar zu einer Art Schimpfwort gemacht, das man besser nicht in den Mund nimmt. Aber es ist ein Wort, das sehr viel mehr bedeutet als einige sporadische Gesten der Großzügigkeit. Es bedeutet, dass man im Sinne der Gemeinschaft denkt und handelt, dass man dem Leben aller Vorrang einräumt – und nicht der Aneignung der Güter durch einige wenige. Es bedeutet auch, dass man gegen die strukturellen Ursachen der Armut kämpft: Ungleichheit, das Fehlen von Arbeit, Boden und Wohnung, die Verweigerung der sozialen Rechte und der Arbeitsrechte. Es bedeutet, dass man gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Herrschaft des Geldes kämpft […]. Die Solidarität, verstanden in ihrem tiefsten Sinne, ist eine Art und Weise, Geschichte zu machen, und genau das ist es, was die Volksbewegungen tun«.[90]

117. Wenn wir von der Sorge um das gemeinsame Haus unseres Planeten sprechen, dann berufen wir uns auf dieses Minimum an universalem Bewusstsein und an gegenseitiger Fürsorge, die in den Menschen noch verblieben ist. Wenn jemand Wasser im Überfluss besitzt und trotzdem sorgsam damit umgeht, weil er an die anderen denkt, tut er das, weil er ein moralisches Niveau erreicht hat, das es ihm erlaubt, über sich und die Seinen hinauszublicken. Das ist wunderbar human! Ebendiese Haltung braucht es auch, um die Rechte eines jeden Menschen anzuerkennen, auch wenn er auf der anderen Seite der jeweiligen Grenzen geboren wurde.

Die soziale Funktion des Eigentums neu denken

118. Die Erde ist für alle da, denn wir Menschen kommen alle mit der gleichen Würde auf die Welt. Unterschiede in Hautfarbe, Religion, Fähigkeiten, Herkunft, Wohnort und vielen anderen Bereichen können nicht als Rechtfertigung für die Privilegien einiger zum Nachteil der Rechte aller geltend gemacht oder genutzt werden. Folglich sind wir als Gemeinschaft verpflichtet, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch in Würde leben kann und angemessene Möglichkeiten für seine ganzheitliche Entwicklung hat.

Wenn jemand nicht das Notwendige zu einem Leben in Würde hat, liegt das daran, dass ein anderer sich dessen bemächtigt hat.

»Den Armen nicht einen Teil seiner Güter zu geben bedeutet, von den Armen zu stehlen, es bedeutet, sie ihres Lebens zu berauben; und was wir besitzen, gehört nicht uns, sondern ihnen«.[92]

»Wenn wir den Armen etwas geben, geben wir nicht etwas von uns, sondern wir geben ihnen zurück, was ihnen gehört«. [93]

»Gott hat die Erde dem ganzen Menschengeschlecht geschenkt, ohne jemanden auszuschließen oder zu bevorzugen, auf dass sie alle seine Mitglieder ernähre.« [94]

In diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass »die christliche Tradition […] das Recht auf Privatbesitz niemals als absolut oder unveräußerlich anerkannt und die soziale Funktion jeder Form von Privateigentum betont« hat.[95] Das Prinzip der gemeinsamen Nutznießung der für alle geschaffenen Güter ist das »Grundprinzip der ganzen sozialethischen Ordnung«,[96] es ist ein natürliches, naturgegebenes und vorrangiges Recht.[97] Alle anderen Rechte an den Gütern, die für die ganzheitliche Verwirklichung der Personen notwendig sind, einschließlich des Privateigentums und aller anderen, »dürfen seine Verwirklichung nicht erschweren, sondern müssen sie im Gegenteil erleichtern«,

Das Recht auf Privateigentum kann nur als ein sekundäres Naturrecht betrachtet werden, das sich aus dem Prinzip der universalen Bestimmung der geschaffenen Güter ableitet, und dies hat sehr konkrete Konsequenzen, die sich im Funktionieren der Gesellschaft widerspiegeln müssen. Häufig kommt es jedoch vor, dass sekundäre Rechte über die vorrangigen und ursprünglichen Rechte gestellt werden, so dass sie ohne praktische Relevanz bleiben.

Rechte ohne Grenzen

121. Niemand darf aufgrund seiner Herkunft ausgeschlossen werden und schon gar nicht aufgrund der Privilegien anderer, die unter günstigeren Umständen aufgewachsen sind. Auch die Grenzen und Grenzverläufe von Staaten können das nicht verhindern. So wie es inakzeptabel ist, dass eine Person weniger Rechte hat, weil sie eine Frau ist, so ist es auch nicht hinnehmbar, dass der Geburts- oder Wohnort schon von sich aus mindere Voraussetzungen für ein würdiges Leben und eine menschenwürdige Entwicklung liefert.

122. Entwicklung darf nicht die wachsende Bereicherung einiger weniger zum Ziel haben, sondern muss »die persönlichen und gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Menschenrechte, die Rechte der Nationen und Völker eingeschlossen«,[99] gewährleisten. Das Recht einiger auf Unternehmens- oder Marktfreiheit kann nicht über den Rechten der Völker und der Würde der Armen stehen und auch nicht über der Achtung für die Schöpfung, denn »wenn sich jemand etwas aneignet, dann nur, um es zum Wohl aller zu verwalten«.[100]

123. Die Unternehmertätigkeit ist in der Tat eine edle Berufung, »die darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern«.[101] Gott fördert uns, er erwartet von uns, dass wir die Fähigkeiten entfalten, die er uns gegeben hat, und er hat der Welt sehr viele Möglichkeiten geschenkt. Sein Plan für uns ist es, dass jeder Mensch sich entwickelt[102] und dazu gehört auch die Förderung wirtschaftlicher und technologischer Fähigkeiten, um Güter und den Wohlstand zu mehren. In jedem Fall aber sollten diese Fähigkeiten der Unternehmer, die ein Geschenk Gottes sind, klar auf die Entwicklung anderer Menschen und auf die Überwindung der Armut ausgerichtet sein, insbesondere durch die Schaffung vielfältiger Beschäftigungsmöglichkeiten. Immer gibt es neben dem Recht auf Privatbesitz das vorrangige und vorgängige Recht der Unterordnung allen Privatbesitzes unter die allgemeine Bestimmung der Güter der Erde und daher das allgemeine Anrecht auf seinen Gebrauch.[103]

Die Rechte der Völker

124. Die Überzeugung von der gemeinsamen Bestimmung der Güter der Erde erfordert heute, dass sie auch auf Länder, ihre Territorien und ihre Ressourcen angewandt wird. Wenn wir es nicht nur von der Legitimität des Privateigentums und den Rechten der Bürger einer bestimmten Nation aus betrachten, sondern auch von dem ersten Grundsatz der gemeinsamen Bestimmung der Güter, dann können wir sagen, dass jedes Land auch ein Land des Ausländers ist, denn die Güter eines Territoriums dürfen einer bedürftigen Person, die von einem anderen Ort kommt, nicht vorenthalten werden. Tatsächlich gibt es, wie die Bischöfe der Vereinigten Staaten gelehrt haben, Grundrechte, die »jeder Gesellschaft vorausgehen, weil sie sich aus der Würde ableiten, die jedem Menschen zukommt, da er ein Geschöpf Gottes ist«.[104]

125. Dies setzt auch eine andere Art des Verständnisses der Beziehungen und des Austauschs zwischen den Ländern voraus. Wenn jeder Mensch eine unveräußerliche Würde hat, wenn jeder Mensch mein Bruder oder meine Schwester ist, und wenn die Welt wirklich allen gehört, ist es egal, ob jemand hier geboren wurde oder außerhalb der Grenzen seines eigenen Landes lebt. Auch meine Nation ist mitverantwortlich für deren Entwicklung, auch wenn sie dieser Verantwortung auf verschiedene Weise gerecht werden kann: indem sie sie großzügig aufnimmt, wenn sie sich in einer unvermeidlichen Notlage befinden, indem sie sie in ihren eigenen Ländern fördert, indem sie nicht ganze Länder ausbeutet und ihrer natürlichen Ressourcen beraubt und korrupte Systeme fördert, die eine würdige Entwicklung dieser Völker behindern. Was für die Nationen gilt, ist auch in abgewandelter Form für die verschiedenen Regionen der einzelnen Länder gültig, zwischen denen oft gravierende Ungleichheiten auftreten. Aber die Unfähigkeit, allen die gleiche Menschenwürde zuzuerkennen, führt manchmal dazu, dass die besser entwickelten Regionen bestimmter Länder danach streben, sich vom „Ballast“ der ärmeren Regionen zu befreien, um den eigenen Konsum noch weiter steigern zu können.

126. Wir sprechen von einem neuen Netzwerk in den internationalen Beziehungen, denn es ist nicht möglich, die ernsten Probleme der Welt zu lösen, wenn man nur auf der Ebene einer gegenseitigen Hilfe zwischen Einzelpersonen oder kleinen Gruppen denkt. Machen wir uns bewusst, dass die Ungerechtigkeit nicht nur Einzelne betrifft, sondern ganze Länder. Sie verpflichtet dazu, über eine Ethik der internationalen Beziehungen nachzudenken.[105] Und die Gerechtigkeit verlangt die Anerkennung und Achtung nicht nur der individuellen Rechte, sondern auch der sozialen Rechte und der Rechte der Völker.[106] Das hier gesagte, impliziert auch die Gewährleistung des »Grundrechts der Völker auf Erhaltung und Fortschritt«,[107] was zuweilen durch den Druck, der von der Auslandsverschuldung ausgeht, stark beeinträchtigt wird. Die Abzahlung der Schulden verlangsamt in vielen Fällen nicht nur die Entwicklung, sondern begrenzt sie und macht sie stark abhängig. Auch wenn der Grundsatz bestehen bleibt, dass jede rechtmäßig aufgenommene Schuld bezahlt werden muss, darf die Art und Weise, wie viele arme Länder dieser Pflicht gegenüber den reichen Ländern nachkommen, nicht dazu führen, dass ihr Bestand und ihr Wachstum gefährdet werden.

127. Hier geht es zweifellos um eine andere Logik. Wenn man sich nicht bemüht, in diese Logik einzusteigen, werden meine Worte sich nach Phantasien anhören. Aber wenn man als grundlegendes Rechtsprinzip akzeptiert, dass diese Rechte aus der bloßen Tatsache des Besitzes einer unveräußerlichen Menschenwürde hervorgehen, kann man die Herausforderung annehmen, von einer anderen Menschheit zu träumen und über eine solche nachzudenken. Es ist möglich, einen Planeten zu wünschen, der allen Menschen Land, Heimat und Arbeit bietet. Dies ist der wahre Weg zum Frieden und nicht die sinnlose und kurzsichtige Strategie, Angst und Misstrauen gegenüber äußeren Bedrohungen zu säen. Denn ein wirklicher und dauerhafter Frieden ist nur möglich »im Anschluss an eine globale Ethik der Solidarität und Zusammenarbeit im Dienst an einer Zukunft, die von der Interdependenz und Mitverantwortlichkeit innerhalb der ganzen Menschheitsfamilie von heute und morgen gestaltet wird.«[108]

VIERTES KAPITEL

EIN OFFENES HERZ FÜR DIE GANZE WELT

128. Wenn die Überzeugung, dass wir als Menschen Brüder und Schwestern sind, keine abstrakte Idee bleiben, sondern konkret Wirklichkeit werden soll, dann stehen wir vor einer Reihe von Herausforderungen, die uns aufrütteln und uns zwingen, neue Perspektiven einzunehmen und neue Antworten zu entwickeln.

136. In einer weiträumigeren Perspektive erinnerte ich gemeinsam mit dem Großimam Ahmad Al-Tayyeb daran, dass »die Beziehung zwischen dem Westen und dem Osten von gegenseitiger Notwendigkeit ist und weder ersetzt noch vernachlässigt werden kann, damit beide durch den Austausch und Dialog der Kulturen sich gegenseitig kulturell bereichern. Der Westen könnte in der Kultur des Ostens Heilmittel für einige seiner geistigen und religiösen Krankheiten finden, die von der Vorherrschaft des Materialismus hervorgerufen wurden. Und der Osten könnte in der Kultur des Westens viele Elemente finden, die ihm hilfreich sind, sich von der Schwachheit, der Spaltung, dem Konflikt und vor dem wissenschaftlichen, technischen und kulturellen Abstieg zu retten. Es ist wichtig, den religiösen, kulturellen und historischen Unterschieden Aufmerksamkeit zu schenken, die ein wesentlicher Bestandteil in der Bildung der Persönlichkeit, der Kultur und der Zivilisation des Ostens sind. Es ist auch wichtig, die allgemeinen gemeinsamen Menschenrechte zu festigen, um dazu beizutragen, ein würdiges Leben für alle Menschen im Westen und im Osten zu gewährleisten, wobei der Rückgriff auf eine doppelte Politik vermieden werden muss«.[119]

Fruchtbarer Austausch

137. Gegenseitige Hilfe zwischen Ländern kommt letztlich allen zugute. Ein Land, das sich auf der Grundlage seiner ursprünglichen Kultur weiterentwickelt, ist wertvoll für die gesamte Menschheit. Wir müssen das Bewusstsein dafür schärfen, dass wir die Probleme unserer Zeit nur gemeinsam oder gar nicht bewältigen werden. Armut, Verfall und die Leiden eines Teils der Erde sind ein stillschweigender Nährboden für Probleme, die letztlich den ganzen Planeten betreffen. Wenn uns das Aussterben bestimmter Arten Sorgen bereitet, sollte uns erst recht der Gedanke beunruhigen, dass es überall Menschen und Völker gibt, die ihr Potenzial und ihre Schönheit aufgrund von Armut oder anderen strukturellen Grenzen nicht entfalten können. Denn dies führt letztendlich zur Verarmung von uns allen.

138. Dies war schon immer bekannt, doch heute, in einer Welt, die durch die Globalisierung so sehr miteinander verbunden ist, ist es offensichtlicher denn je. Wir brauchen eine rechtliche, politische und wirtschaftliche Weltordnung, »die die internationale Zusammenarbeit auf die solidarische Entwicklung aller Völker hin fördert und ausrichtet«.[120] Dies kommt letztlich dem ganzen Planeten zugute, denn »Entwicklungshilfe für die armen Länder« bedeutet »Vermögensschaffung für alle«.[121] Unter dem Gesichtspunkt ganzheitlicher Entwicklung setzt dies voraus, dass »auch den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen zuerkannt wird«[122] und dass Anstrengungen unternommen werden, »den von Armut und Unterentwicklung gezeichneten Ländern Zugang zum internationalen Markt zu verschaffen«.[123]

Unentgeltliche Annahme

139. Ich möchte diesen Ansatz jedoch nicht auf irgendeine Form von Utilitarismus reduzieren. Es gibt nämlich auch die Unentgeltlichkeit, die Fähigkeit, bestimmte Dinge einfach deshalb zu tun, weil sie an sich gut sind, ohne dass man dabei auf irgendeinen Ertrag hofft oder sofort eine Gegenleistung erwartet. So ist es möglich, den Fremden aufzunehmen, auch wenn es im Moment keinen unmittelbaren Nutzen bringt. Dennoch gibt es Länder, die für sich beanspruchen, nur Wissenschaftler und Investoren aufzunehmen.

140. Diejenigen, die keine solche geschwisterliche Uneigennützigkeit üben, machen ihr ganzes Dasein zu einem mühseligen Geschäft, weil sie das, was sie geben, immerzu gegen das aufrechnen, was sie als Gegenleistung erhalten. Gott aber gibt unentgeltlich, und das geht so weit, dass er selbst denen hilft, die nicht treu sind, und »seine Sonne aufgehen [lässt] über Bösen und Guten« (Mt 5,45).

Wir haben unser Leben geschenkt bekommen, wir haben nicht dafür bezahlt. Wir alle können also etwas geben, ohne etwas dafür zu erwarten, wir können Gutes tun, ohne von der Person, der wir helfen, dasselbe zu verlangen.

individualistische Sichtweisen übertragen sich auf die Beziehungen zwischen den Ländern. Das Risiko eines Lebens in gegenseitiger Abschottung, weil man den anderen als Konkurrenten oder gefährlichen Feind betrachtet, wird auf die Beziehung zu den Völkern der Region übertragen. Vielleicht wurden wir in dieser Angst und diesem Misstrauen erzogen.

153. Es gibt mächtige Länder und große Konzerne, die von dieser Isolation profitieren und es vorziehen, mit jedem Land einzeln zu verhandeln. Für kleine oder arme Länder gibt es jedoch die Alternative, regionale Vereinbarungen mit ihren Nachbarn zu treffen, die es ihnen ermöglichen, en bloc zu verhandeln und zu vermeiden, dass sie zu marginalen Segmenten werden, die von den Großmächten abhängig sind. Heute ist kein isolierter Nationalstaat in der Lage, das Gemeinwohl seiner Bevölkerung zu gewährleisten.

FÜNFTES KAPITEL

DIE BESTE POLITIK

154. Um die Entwicklung einer weltweiten Gemeinschaft zu ermöglichen, in der eine Geschwisterlichkeit unter den die soziale Freundschaft lebenden Völkern und Nationen herrscht, braucht es die beste Politik im Dienst am wahren Gemeinwohl. Leider nimmt jedoch heute die Politik oftmals Formen an, die den Weg zu einer andersgearteten Welt behindern.

158. Es gibt nämlich ein Missverständnis. »Volk ist keine logische Kategorie, es ist auch keine mystische Kategorie in dem Sinne, dass alles, was das Volk tut, gut wäre oder dass das Volk eine engelsgleiche Kategorie wäre. Aber das ist falsch! Es ist bestenfalls eine mythische Kategorie. […] Wenn du erklärst, was ein Volk ist, dann benutzt du logische Kategorien, weil du es eben erklären musst: Natürlich, die braucht man. Aber dann erklärst du nicht, was das für ein Gefühl ist, zu einem Volk dazuzugehören. Das Wort „Volk“ hat noch etwas an sich, das man nicht logisch erklären kann. Teil des Volkes zu sein heißt, Teil einer gemeinsamen Identität aus sozialen und kulturellen Bindungen zu sein. Und das geschieht nicht automatisch, im Gegenteil: es ist ein langsamer, schwieriger Prozess … auf ein gemeinsames Projekt zu«.[132]

159. Es gibt volksnahe Anführer, die fähig sind, das Volksempfinden zu interpretieren wie auch seine kulturelle Dynamik und die großen Tendenzen einer Gesellschaft. Der Dienst, den sie durch das Zusammenführen und Leiten leisten, kann die Grundlage für ein dauerhaftes Projekt der Umwandlung und des Wachstums sein. Das schließt die Bereitschaft mit ein, auf der Suche nach dem Gemeinwohl zugunsten anderer auf seinen Posten zu verzichten. Aber dieser Dienst verkommt zu einem ungesunden Populismus, wenn er sich in die Fähigkeit verwandelt, Zustimmung zu erzielen, nur um unter welchen ideologischen Vorzeichen auch immer die Kultur des Volkes politisch zu instrumentalisieren, damit sie persönlichen Plänen und dem Machterhalt dient. Andere Male wird auf Popularitätsgewinn gezielt, indem die niedrigsten und egoistischen Neigungen einiger Gruppierungen der Gesellschaft geschürt werden. Dies ist noch schwerwiegender, wenn es in groben oder subtilen Formen zu einer Unterordnung der Institutionen und der Legalität führt.

160. Die geschlossenen populistischen Gruppen verzerren das Wort „Volk“. Wovon sie reden, ist nämlich in Wirklichkeit kein echtes Volk. In der Tat ist die Kategorie „Volk“ offen. Ein lebendiges, dynamisches Volk mit Zukunft ist jenes, das beständig offen für neue Synthesen bleibt, indem es in sich das aufnimmt, was verschieden ist. Dazu muss es sich nicht selbst verleugnen, sondern bereit sein, in Bewegung gesetzt zu werden und sich der Diskussion zu stellen, erweitert zu werden, von anderen bereichert. Auf diese Weise kann es sich weiterentwickeln.

161. Eine weitere entartete Form der Führungsrolle im Volk ist die Suche nach dem unmittelbaren Interesse. Man antwortet auf Bedürfnisse des Volkes, um sich Stimmen oder Unterstützung zu sichern, aber ohne in einem mühsamen, kontinuierlichen Einsatz voranzuschreiten, der den Personen die Ressourcen für ihre Entwicklung bietet, um ihr Leben mit ihren Initiativen und ihrer Kreativität zu gestalten. In diesem Sinn habe ich klar zum Ausdruck gebracht, dass es »mir völlig [fernliegt], einen unverantwortlichen Populismus vorzuschlagen«.[133] Einerseits verlangt die Überwindung der sozialen Ungerechtigkeit, die Wirtschaft zu fördern und die Potentialitäten jeder Region Frucht bringen zu lassen und so eine nachhaltige soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.[134] Andererseits sollten »die Hilfsprojekte, die einigen dringlichen Erfordernissen begegnen, […] nur als provisorische Maßnahmen angesehen werden«.[135]

162. Das große Thema ist die Arbeit. Das bedeutet wirklich volksnah – weil es das Wohl des Volkes fördert –, wenn allen die Möglichkeit garantiert wird, die Samen aufkeimen zu lassen, die Gott in jeden hineingelegt hat, seine Fähigkeiten, seine Initiative, seine Kräfte. Dies ist die beste Hilfe für einen Armen, der beste Weg zu einer würdigen Existenz. Daher möchte ich betonen: »Den Armen mit Geld zu helfen muss in diesem Sinn immer eine provisorische Lösung sein, um den Dringlichkeiten abzuhelfen. Das große Ziel muss immer sein, ihnen mittels Arbeit ein würdiges Leben zu ermöglichen«.[136]Auch wenn sich die Produktionssysteme verändern, darf die Politik nicht auf das Ziel einer Gesellschaftsorganisation verzichten, die es jeder Person ermöglicht, sich mit ihren Fähigkeiten und Initiativen einzubringen. Denn es »existiert keine schlimmere Armut als die, welche dem Menschen die Arbeit und die Würde der Arbeit nimmt«.[137] In einer wirklich entwickelten Gesellschaft ist die Arbeit eine unverzichtbare Dimension des gesellschaftlichen Lebens, weil sie nicht nur eine Art ist, sich das Brot zu verdienen, sondern auch ein Weg zum persönlichen Wachstum, um gesunde Beziehungen aufzubauen, um sich selbst auszudrücken, um Gaben zu teilen, um sich mitverantwortlich für die Vervollkommnung der Welt zu fühlen und um schließlich als Volk zu leben.

Werte und Grenzen der liberalen Sichtweisen

163. Die Kategorie des Volkes mit ihrer positiven Wertung der gemeinschaftlichen und kulturellen Bindungen wird für gewöhnlich von den liberalen individualistischen Visionen abgelehnt, innerhalb derer die Gesellschaft als eine bloße Summe von koexistierenden Interessen betrachtet wird. Sie sprechen von Respekt vor den Freiheiten, aber ohne dieWurzel eines gemeinsamen Narrativs. In bestimmten Kontexten wird oftmals des Populismus bezichtigt, wer aller die Rechte der Schwächsten in der Gesellschaft verteidigt. Für diese Sichtweisen ist die Kategorie des Volkes eine Mythologisierung von etwas, was es in Wirklichkeit nicht gibt. Aber hier entsteht eine unnötige Polarisierung: weder jene des Volkes noch jene des Nächsten sind rein mythische oder romantische Kategorien, welche die gesellschaftliche Organisation, die Wissenschaft und die Institutionen der Zivilgesellschaft ausschließen oder verachten.[138]

164. Die Liebe vereint beide Dimensionen – die mythische und die institutionelle –, weil sie einen wirksamen Weg der Verwandlung der Geschichte beinhaltet, der vorwiegend alles miteinbeziehen muss: die Institutionen, das Recht, die Technik, die Erfahrung, professionelle Unterstützung, wissenschaftliche Analyse, die Verwaltungsprozesse. In der Tat gibt es »kein Privatleben, wenn es nicht von einer öffentlichen Ordnung geschützt wird; ein Heim besitzt keine Behaglichkeit, wenn es nicht unter dem Schutz des Gesetzes steht und sich auf stabile Verhältnisse stützen kann, die auf dem Gesetz und der Staatsgewalt gründen und einen Mindestwohlstand antreffen, der von der Arbeitsteilung, von den Handelsbeziehungen, von der sozialen Gerechtigkeit und dem politischen Bürgersinn gesichert wird«.[139]

165. Die wahre Liebe ist fähig, all dies in ihr Engagement einzuschließen. Auch wenn sie sich in der Begegnung von Person zu Person ausdrücken muss, so kann sie dennoch einen entfernten Bruder oder eine gar vergessene Schwester durch die verschiedenen Ressourcen erreichen, die die Institutionen einer organisierten, freien und kreativen Gesellschaft schaffen können. So brauchte zum Beispiel auch der barmherzige Samariter ein Gasthaus zur Unterstützung, weil er es momentan nicht allein schaffen konnte. Die Nächstenliebe ist realistisch und verschleudert nichts von dem, was für eine Verwandlung der Geschichte nötig ist, die auf das Wohl der Letzten ausgerichtet ist. Andererseits gibt es zuweilen linke Ideologien oder soziale Doktrinen, die mit individualistischen Gewohnheiten und unwirksamen Vorgehensweisen einhergehen und nur wenige erreichen. In der Zwischenzeit bleibt das Gros der Verlassenen dem eventuellen guten Willen von Einzelnen ausgeliefert. Dies zeigt, dass nicht nur eine Spiritualität der Geschwisterlichkeit wachsen muss, sondern zugleich eine weltweite wirksamere Organisation zur Lösung der drängenden Probleme der Verlassenen, die in den armen Ländern leiden und sterben. Dies schließt wiederum ein, dass es nicht nur einen möglichen Ausweg gibt, eine einzig annehmbare Methode, ein wirtschaftliches Rezept, das gleichermaßen auf alle angewendet werden kann, und es setzt voraus, dass auch die rigoroseste Wissenschaft verschiedene Wege aufzeigen kann.

166. AII dies könnte nur wenig Bestand haben, wenn uns die Fähigkeit verloren geht, bei den Menschen die notwendige Veränderung der Herzen, Gewohnheiten und Lebensstile anzumahnen. Dies geschieht, wenn politische Propaganda, Medien und die öffentlichen Meinungsmacher angesichts der ökonomischen Interessen ohne Regeln und der Organisation der Gesellschaften im Dienst an den bereits zu mächtigen weiterhin eine individualistische, naive Kultur fördern. Daher bedeutet meine Kritik am technokratischen Paradigma nicht, dass wir nur durch die Kontrolle der Exzesse sicher sein können. Die größte Gefahr besteht vielmehr nicht in den Sachen, in den materiellen Wirklichkeiten, in den Organisationen, sondern in der Art und Weise, in der die Menschen sie benützen. Das Problem ist die menschliche Schwachheit, die beständige menschliche Tendenz zum Egoismus, der Teil dessen ist, was die christliche Tradition „Begierlichkeit“ nennt: die Neigung des Menschen, sich in der Immanenz des eigenen Ichs zu verschließen, seiner Gruppe, seiner armseligen Interessen. Diese Begierlichkeit ist kein Fehler unserer Epoche. Sie gibt es, seit der Mensch existiert. Sie wandelt sich einfach und nimmt im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Formen an, indem sie die Werkzeuge verwendet, die ihr der historische Augenblick zur Verfügung stellt. Aber mit Gottes Hilfe ist es möglich, sie zu beherrschen.

167. Der Einsatz für Bildung, die Entwicklung solidarischer Haltungen, die Fähigkeit, das menschliche Leben ganzheitlicher zu begreifen, die spirituelle Tiefe sind notwendig, um den menschlichen Beziehungen Qualität zu verleihen, damit die Gesellschaft selbst auf ihre Ungerechtigkeiten, Verirrungen sowie Machtmissbräuche in wirtschaftlichen, technologischen, politischen und medialen Bereichen reagieren kann. Es gibt liberale Sichtweisen, die diesen Faktor der menschlichen Zerbrechlichkeit übersehen und sich eine Welt vorstellen, die einer bestimmten Ordnung folgt und fähig ist, aus sich selbst heraus die Zukunft und die Lösung aller Probleme zu garantieren.

168. Der Markt allein löst nicht alle Probleme, auch wenn man uns zuweilen dieses Dogma des neoliberalen Credos glaubhaft machen will. Es handelt sich um eine schlichte, gebetsmühlenartig wiederholte Idee, die vor jeder aufkeimenden Herausforderung immer die gleichen Rezepte herauszieht. Der Neoliberalismus regeneriert sich immer wieder neu auf identische Weise, indem er – ohne sie beim Namen zu nennen – auf die magische Vorstellung des Spillover oder die Trickle-down-Theorie als einzige Wege zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme zurückgreift. Man ignoriert, dass der vermeintliche »trickle down« die soziale Ungerechtigkeit nicht aufhebt, die ihrerseits neue Formen von Gewalt hervorruft und das gesellschaftliche Gefüge bedroht. Einerseits ist eine aktive Wirtschaftspolitik unverzichtbar, die darauf ausgerichtet ist »eine Wirtschaftzu fördern, welche die Produktionsvielfalt und die Unternehmerkreativität begünstigt«,[140] damit es möglich ist, die Anzahl von Arbeitsplätzen zu erhöhen, anstatt sie zu senken. Eine Finanzspekulation mit billigem Gewinn als grundlegendem Ziel richtet weiter Unheil an. Andererseits kann der Markt »ohne solidarische und von gegenseitigem Vertrauen geprägte Handlungsweisen in seinem Inneren die ihm eigene wirtschaftliche Funktion nicht vollkommen erfüllen. Heute ist dieses Vertrauen verlorengegangen«.[141] Das Ende der Geschichte ist nicht eingetreten, und die dogmatischen Rezepte der herrschenden Wirtschaftstheorie haben sich als fehlbar erwiesen. Die Zerbrechlichkeit der weltweiten Systeme angesichts der Pandemie hat gezeigt, dass nicht alles durch den freien Markt gelöst werden kann und dass – über die Rehabilitierung einer gesunden Politik hinaus, die nicht dem Diktat der Finanzwelt unterworfen ist – wir »die Menschenwürde wieder in den Mittelpunkt stellen müssen. Auf diesem Grundpfeiler müssen die sozialen Alternativen erbaut sein, die wir brauchen.« [142]

Es ist notwendig, die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Partizipation in einer Weise zu konzipieren, »die die Volksbewegungen mit einschließen und die lokalen, nationalen und internationalen Regierungsstrukturen mit jenem Strom moralischer Energie beleben, der der Miteinbeziehung der Ausgeschlossenen in den Aufbau unseres gemeinsamen Schicksals entspringt«. Zugleich ist es gut, dafür zu sorgen, »dass diese Bewegungen, diese Erfahrungen der Solidarität, die von der Basis – sozusagen vom „Untergeschoss“ des Planeten Erde – ausgehen, zusammenfließen, koordinierter [sind] und sich austauschen«.[143] Dies muss jedoch geschehen, ohne ihren charakteristischen Stil zu verraten, weil sie »Sämänner der Veränderung sind, Förderer eines Prozesses, in den Millionen großer und kleiner Aktionen einfließen, die kreativ miteinander verbunden sind, wie in einem Gedicht.«[144] In diesem Sinn sind sie „soziale Poeten“, die auf ihre Weise arbeiten, vorschlagen, fördern und befreien. Mit ihnen wird eine ganzheitliche menschliche Entwicklung möglich. Sie erfordert die Überwindung jener »Vorstellung von einer Sozialpolitik, die verstanden wird als eine Politik „gegenüber“ den Armen, aber nie „mit“ den Armen, die nie die Politik „der“ Armen ist und schon gar nicht in einen Plan integriert ist, der die Völker wieder miteinander vereint«.[145] Auch wenn sie unbequem sind, auch wenn einige „Theoretiker“ nicht wissen, wie sie einzuordnen sind, so muss man doch den Mut haben anzuerkennen: Ohne sie »verkümmert die Demokratie, wird sie zum Nominalismus, zur Formalität, verliert sie ihre Repräsentativität, wird sie entleiblicht, weil sie das Volk außen vor lässt in seinem Kampf um die Würde, beim Aufbau seines Schicksals.«[146]

172. Das 21. Jahrhundert ist »Schauplatz eines Machtschwunds der Nationalstaaten, vor allem weil die Dimension von Wirtschaft und Finanzen, die transnationalen Charakter besitzt, tendenziell die Vorherrschaft über die Politik gewinnt. In diesem Kontext wird es unerlässlich, stärkere und wirkkräftig organisierte internationale Institutionen zu entwickeln, die Befugnisse haben, die durch Vereinbarung unter den nationalen Regierungen gerecht bestimmt werden, und mit der Macht ausgestattet sind, Sanktionen zu verhängen«.[149] Wenn von der Möglichkeit einer Form von politischer Weltautorität die Rede ist, die sich dem Recht unterordnet,[150] so ist dabei nicht notwendigerweise an eine personale Autorität zu denken. Sie müsste zumindest die Schaffung von wirksameren Weltorganisationen vorsehen, die mit der Autorität ausgestattet sind, das weltweite Gemeinwohl, die Beseitigung von Hunger und Elend sowie die wirksame Verteidigung der Menschenrechte zu gewährleisten.

173. In diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass eine »Reform sowohl der Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalen Wirtschafts- und Finanzgestaltung« notwendig ist, »damit dem Konzept einer Familie der Nationen reale und konkrete Form gegeben werden kann.«[151]

[Es] muss die unangefochtene Herrschaft des Rechtes sichergestellt werden sowie der unermüdliche Rückgriff auf die Verhandlung, die guten Dienste und auf das Schiedsverfahren, wie es in der Charta der Vereinten Nationen, einer wirklich grundlegenden Rechtsnorm, vorgeschlagen wird«.[153] Es muss vermieden werden, dass dieser Organisation die Legitimation entzogen wird, denn ihre Probleme und Mängel können nur gemeinsam angegangen und gelöst werden.

der Versuchung zu widerstehen, »lieber auf das Recht des Stärkeren als auf die Kraft des Rechtes zu setzen«.[155]

Möge diese Anstrengung uns von der Versuchung fernhalten, nach Vergeltung und bloß kurzfristigen Sonderinteressen zu streben«.[218]Gewaltsame öffentliche Demonstrationen von der einen oder anderen Front tragen nicht dazu bei, Lösungen zu finden;

Friede ist »nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern der unermüdliche Einsatz

235. Wer Frieden in eine Gesellschaft bringen will, darf nicht vergessen, dass Ungleichheit und eine fehlende ganzheitliche Entwicklung des Menschen eine Friedensbildung unmöglich machen. Denn »ohne Chancengleichheit finden die verschiedenen Formen von Aggression und Krieg einen fruchtbaren Boden, der früher oder später die Explosion verursacht. Wenn die lokale, nationale oder weltweite Gesellschaft einen Teil ihrer selbst in den Randgebieten seinem Schicksal überlässt, wird es keine politischen Programme, noch Ordnungskräfte oder Intelligence geben, die unbeschränkt die Ruhe gewährleisten können«.[222]Wenn es um einen Neuanfang geht, müssen wir immer bei den Geringsten unserer Brüder und Schwestern beginnen.

Wert und Bedeutung von Vergebung

236. Einige ziehen es vor, nicht von Versöhnung zu sprechen, weil sie meinen, dass Konflikte, Gewalt und Gräben zum normalen Funktionieren einer Gesellschaft gehören. Tatsächlich gibt es in jeder Gruppe von Menschen mehr oder weniger subtile Machtkämpfe zwischen verschiedenen Parteien. Andere argumentieren, Vergebung zu üben bedeute, den eigenen Raum aufzugeben, sodass andere die Lage beherrschen. Aus diesem Grund sind sie der Ansicht, es sei besser, ein Machtspiel aufrechtzuerhalten, das ein Kräftegleichgewicht zwischen verschiedenen Gruppierungen ermöglicht. Wieder andere meinen, Versöhnung sei etwas für Schwache, die nicht zu einem ernsthaften Dialog imstande sind, und sich deshalb dafür entscheiden, den Problemen durch ein Verbergen der Ungerechtigkeiten zu entkommen. In der Unfähigkeit, sich den Problemen zu stellen, wählen sie einen Scheinfrieden.

Der unvermeidliche Konflikt

237. Vergebung und Versöhnung sind für das Christentum äußerst wichtige Themen;

240. Wenn wir jedoch über Vergebung, Frieden und soziale Eintracht nachdenken, stoßen wir auf einen überraschenden Ausdruck Christi: »Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein« (Mt 10,34-36). Das muss im Kontext des Kapitels gelesen werden. Dort wird deutlich, dass vom Thema der Treue zur eigenen Entscheidung die Rede ist, ohne sich dafür zu schämen, selbst gegen Widerstände und sogar, wenn sich die Angehörigen gegen diese Entscheidung stellen. Es ist daher keine Einladung, den Konflikt zu suchen, sondern einfach den unvermeidlichen Konflikt zu ertragen. Die Achtung vor anderen Menschen darf nicht dazu führen, um des vermeintlichen Friedens in Familie und Gesellschaft willen sich selbst untreu zu werden. Der heilige Johannes Paul II. hat gesagt, dass die Kirche »keineswegs die Absicht [hat], jegliche Form sozialer Konflikte zu verurteilen. Die Kirche weiß nur zu gut, dass in der Geschichte unvermeidlich Interessenskonflikte zwischen verschiedenen sozialen Gruppen auftreten und dass der Christ dazu oft entschieden und konsequent Stellung beziehen muss«.[223]

Berechtigte Kämpfe und Vergebung

241. Es geht nicht darum, auf unsere eigenen Rechte zu verzichten und Vergebung für einen korrupten Machtinhaber, einen Kriminellen oder jemanden, der unsere Würde herabsetzt, vorzuschlagen. Wir sind gerufen, ausnahmslos alle zu lieben, aber einen Unterdrücker zu lieben bedeutet nicht, zuzulassen, dass er es weiter bleibt; es bedeutet auch nicht, ihn im Glauben zu belassen, dass sein Handeln hinnehmbar sei. Ihn in rechter Weise zu lieben bedeutet hingegen, auf verschiedene Weise zu versuchen, dass er davon ablässt zu unterdrücken; ihm jene Macht zu nehmen, die er nicht zu nutzen weiß und die ihn als Mensch entstellt. Vergeben heißt nicht, zuzulassen, dass die eigene Würde und die Würde anderer weiterhin mit Füßen getreten wird oder dass ein Krimineller weiterhin Schaden anrichten kann. Wer Unrecht erleidet, muss seine Rechte und die seiner Familie nachdrücklich verteidigen, eben weil er die ihm gegebene Würde schützen muss, eine Würde, die Gott liebt. Wenn ein Verbrecher mir oder einem geliebten Menschen Schaden zugefügt hat, kann mir niemand verbieten, Gerechtigkeit zu fordern und dafür Sorge zu tragen, dass diese Person – oder irgendjemand anders – mir oder anderen nicht wieder Schaden zufügt. Das ist mein Recht, und Vergebung negiert diese Notwendigkeit keineswegs, sondern verlangt sie sogar.

242. Der springende Punkt ist, dies nicht zu tun, um eine Wut zu schüren, welche die eigene Seele und die Seele unseres Volkes krankmacht, oder wegen eines ungesunden Wunsches nach Vernichtung des Nächsten, der eine Reihe von Rachefeldzügen auslöst. Niemand erreicht auf diese Weise inneren Frieden oder versöhnt sich mit dem Leben. Die Wahrheit ist: »Keine Familie, keine Gruppe von Nachbarn, keine Ethnie und noch weniger ein Land haben Zukunft, wenn der Motor, der sie vereint, sie zusammenbringt und die Unterschiede zudeckt, die Vergeltung und der Hass sind. Wir dürfen uns nicht abstimmen und uns zusammentun, um Rache zu üben, um dem, der uns Gewalt angetan hat, das Gleiche zu tun und scheinbar legale Gelegenheiten der Vergeltung zu planen«.[224] Auf diese Weise wird nichts gewonnen und auf lange Sicht alles verloren.

https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20201003_enciclica-fratelli-tutti.html

Wolfgang Erbe

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4 Antworten zu Wolfgang Erbe informiert und zitiert Papst Franziskus: „Lasst uns für Frieden kämpfen!“

  1. Ferdinand Dohmen sagt:

    Eine nichtz zutreffende Aussage ist die, dass der Glaube Berge versetzen könne. Gäbe es einen gerechten Gott, wäre dieses Elend auf der Welt unmöglich.
    Wie sagte es Karl Marx: RELIGION IST OPIUM DES VOLKES:
    > https://www.youtube.com/watch?v=E_dNXiHNEuc
    > https://www.llb-detmold.de/wp-content/uploads/PDFs/Texte/2019-3_Eberhardt_Religion_Opium.pdf
    Ferdinand Dohmen

  2. Wolfgang Erbe sagt:

    Aufrufe zu einer temporären Waffenruhe haben nichts mit Antisemitismus zu tun, sondern mit Respekt des humanitären Völkerrechts

    https://www.pressenza.com/de/2023/11/16-millionen-frauen-und-kinder-in-gaza-brauchen-waffenruhe/

    Israel: Demonstranten fordern Rücktritt von Netanjahu

    In Israel haben Hunderte Menschen vor einem Haus von Ministerpräsident Netanjahu gegen das Vorgehen der ultrarechten Regierung protestiert. Auch in anderen Städten fanden Demonstrationen statt.

    In Israel haben einem Medienbericht zufolge Hunderte Menschen vor einem Haus von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert und seinen Rücktritt gefordert. Dabei kam es am Samstagabend in Jerusalem der Zeitung „The Times of Israel“ zufolge zu Zusammenstößen mit der Polizei, als Demonstranten versuchten, durch die Absperrungen zu drängen. Drei Personen seien festgenommen worden, hieß es.

    Die Demonstranten werfen Netanjahu vor, dass unter seiner Führung die Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober ungehindert einen Vergeltungsschlag durchführen konnte.

    Auch an anderen Orten in Israel kam es dem Bericht zufolge erneut zu Protesten gegen Netanjahu. Der Regierungschef weigert sich bisher, öffentlich eigene Fehler einzugestehen. In Tel Aviv hätten sich zudem Tausende Menschen im Stadtzentrum versammelt, um ihre Unterstützung für die Familien der mehr als 240 Geiseln zu zeigen, die die Hamas genommen hat.

    Kürzlich hatten Vertreter der Angehörigen der Geiseln nach einem Treffen mit Netanjahu einen Gefangenenaustausch gefordert. Netanjahu lehnt Feuerpausen im Gazakrieg ab.

    https://www.trtdeutsch.com/news-welt/israel-demonstranten-fordern-rucktritt-von-netanjahu-15694540

    DER TERRORÜBERFALL DER HAMAS

    Wie konnte das passieren?

    US-Geheimdienst warnte vor dem Potenzial für Gewalt Tage vor dem Hamas-Angriff: CNN
    Die US-Geheimdienstgemeinschaft hat mindestens zwei Bewertungen erstellt, die zum Teil auf Geheimdienstinformationen basieren, die von Israel zur Verfügung gestellt wurden, die die Biden-Regierung vor einem erhöhten Risiko für palästinensisch-israelische Konflikte in den Wochen vor dem seismischen Angriff am Samstag auf Südisrael warnten, laut Quellen, die mit dem Geheimdienst vertraut sind.

    Ein Update vom 28. September warnte auf der Grundlage mehrerer Geheimdienstströme, dass die Terrorgruppe Hamas bereit sei, Raketenangriffe über die Grenze zu eskalieren. Ein Draht der CIA vom 5. Oktober warnte im Allgemeinen vor der zunehmenden Möglichkeit der Gewalt durch die Hamas. Dann, am 6. Oktober, am Tag vor dem Angriff, verbreiteten US-Beamte Berichte aus Israel, die auf ungewöhnliche Aktivitäten der Hamas hindeuteten – Hinweise, die jetzt klar sind: ein Angriff stand unmittelbar bevor.

    Keine der amerikanischen Bewertungen bot taktische Details oder Hinweise auf den überwältigenden Umfang, das Ausmaß und die schiere Brutalität der Operation, die die Hamas am 7. Oktober durchführte, sagen Quellen. Es ist unklar, ob eine dieser US-Bewertungen mit Israel geteilt wurde, das einen Großteil der Geheimdienstinformationen liefert, auf die die USA ihre Berichte stützen.

    Israel, Gaza und das Westjordanland stehen auch auf einer „Hot Spots“-Liste, die fast täglich in Geheimdienst-Briefings für hochrangige Beamte enthalten ist, sagte eine Person, die die Briefings erhält.

    Geheimdienstbewertungen werden von der Geheimdienstgemeinschaft geschrieben, um politische Entscheidungsträger zu informieren und ihnen zu ermöglichen, Entscheidungen zu treffen.

    „Das Problem ist, dass nichts davon neu ist“, sagte eine der mit der Intelligenz vertrauten Quellen. „Das ist historisch die Norm zwischen Hamas und Israel. Ich denke, was passiert ist, ist, dass jeder diese Berichte gesehen hat und so war: „Ja natürlich. Aber wir wissen, wie das aussehen wird.“

    Aber die Einschätzungen gehörten zu einer Welle von Warnungen auf hoher Ebene, die der Biden-Regierung sowohl von ihrer eigenen Geheimdienstgemeinschaft als auch von Verbündeten im Nahen Osten im vergangenen Jahr gegeben wurden, was Fragen aufwarf, ob die USA und Israel angemessen auf das Risiko abgestimmt waren.

    Ein hochrangiger Beamter aus einem arabischen Land in der Region sagte, dass ihr Land wiederholt Bedenken gegenüber US-amerikanischen und israelischen Beamten geäußert habe, dass die palästinensische Wut einen gefährlichen Tonfall bekomme. „Aber sie hörten nie jedes Mal zu, wenn wir sie warnten“, sagte der Beamte.

    Ein Diplomat aus dem Nahen Osten in Washington, D.C., sagte CNN auch, dass ihre Regierung das Weiße Haus und US-Geheimdienstbeamte wiederholt vor einer Anhäufung von Hamas-Waffen und Wut unter den Palästinensern gewarnt habe, die explodieren würden.

    „Die Waffen, die in Gaza existieren, sind jenseits der Vorstellungskraft eines jeden“, warnten sie, sagte der Diplomat. „Die Waffen, die es im Westjordanland gibt, über die Hamas, werden auch zu einem echten Problem, und die Hamas-Kontrolle über das Westjordanland ist ein echtes Problem.“

    „Dies bei jedem Treffen, bei jedem Treffen in den letzten anderthalb Jahren“, fügte der Diplomat hinzu.

    Und im Februar sagte CIA-Direktor Bill Burns vor einem Publikum an der Georgetown School of Foreign Service, dass er „ziemlich besorgt über die Aussichten auf noch größere Zerbrechlichkeit und noch größere Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern“ sei.

    „Ich würde nicht zu dem Schluss kommen, dass die Intel-Gemeinschaft dies nicht von einer strategischen Ebene verfolgt – in der Tat waren sie es“, sagte ein US-Beamter gegenüber CNN.

    Doch diese strategischen Warnungen halfen US- oder israelischen Beamten nicht, die Ereignisse vom 7. Oktober vorherzusagen, als mehr als 1.000 Hamas-Kämpfer über die Grenze nach Israel strömten, in einer Operation, die mehr als tausend Israelis sterben lassen würde. Für die meisten US-amerikanischen und israelischen Beamten, die die Geheimdienste verfolgten, war die Erwartung, dass es wahrscheinlich nur eine weitere Runde kleiner Gewalt durch die Hamas geben würde – vielleicht ein Raketenfeuer, den Israels Iron Dome abfangen würde, erklärte eine mit dem Geheimdienst vertraute Quelle.

    „Wenn wir es gewusst hätten oder wenn wir von einem anhängigen Angriff gegen einen Verbündeten wüssten, würden wir diesen Verbündeten klar informieren“, sagte Verteidigungsminister Lloyd Austin am Freitag.

    Hochrangige Biden-Regierungsbeamte – wie auch aktuelle und ehemalige Geheimdienstbeamte – sagen weiterhin, dass sie sich weiterhin auf die nahende Krise konzentrieren und darauf bestehen, dass dies zu früh ist, um zu überprüfen, wie die Planung für einen solchen massiven Angriff verpasst wurde.

    Mehrere aktuelle und ehemalige Geheimdienstbeamte sowie einige Abgeordnete, die über den US-Geheimdienst informiert wurden, schoben die Vorstellung zurück, dass das Versäumnis, taktische Warnungen vor dem Angriff zu geben, die Verantwortung der USA sei – weil so viel von der US-Geheimdienstberichterstattung über Gaza überhaupt von Anfang an ihren Ursprung mit Israel stammte.

    Eine andere Quelle, die mit den Geheimdiensten vertraut ist, fasste die US-Ansicht zusammen: „Israel hat dies verpasst, nicht uns. Wir haben ein gewisses Maß an Vertrauen in Shin Bet, die IDF, den Mossad und andere.“

    Die New York Times berichtete auch über die Existenz einiger der Berichte und dass sie nicht an Präsident Joe Biden informiert wurden.

    „Es gab keine Warnung vor dem Terroranschlag im Voraus“, sagte ein Biden-Regierungsbeamter gegenüber CNN.

    Das Bürodirektor des Nationalen Geheimdienstes und die CIA lehnten einen Kommentar ab.
    MISSED SIGNS

    Basierend auf Gesprächen mit Dutzenden von aktuellen und ehemaligen Geheimdienst-, Militär- und Kongressbeamten verflüchtigt sich die Ansicht unter US-Beamten und Gesetzgebern, dass Israels Versäumnis, die Explosion der schwelenden Wut aus Gaza vorherzusagen, in erster Linie auf einen Mangel an Vorstellungskraft zurückzuführen ist.

    Die Hamas hat die Planung der Operation wahrscheinlich durch altmodische Spionageabwehrmaßnahmen wie die Durchführung von Planungssitzungen persönlich und das Ausbleiben der digitalen Kommunikation, deren Signale die Israelis verfolgen können, verbarg. Aber US-Beamte glauben auch, dass Israel selbstgefällig über die Bedrohung geworden ist, die die Hamas darstellte, und versäumten es, wichtige Indikatoren zu erkennen, die die Gruppe für eine groß angelegte Operation plante.

    Zum Beispiel erkannten israelische Beamte routinemäßige Übungsübungen der Hamas nicht als Zeichen dafür, dass die Gruppe einen bevorstehenden Angriff vorbereitete. Die Militanten trainierten für den Angriff an mindestens sechs Orten in Gaza, wie eine CNN-Untersuchung ergab, einschließlich an einem Ort, der weniger als eine Meile von der israelischen Grenze entfernt ist.

    „Es gab zahlreiche Indikatoren für eine Veränderung der Haltung im Allgemeinen durch die Hamas und dann sowohl in der öffentlichen Rhetorik als auch in der Haltung mehr zu Gewalt und Angriffen im Allgemeinen“, sagte eine Quelle, die mit dem US-Geheimdienst vertraut ist.

    Im Allgemeinen spiegelte die öffentliche Haltung der Biden-Regierung im Vorfeld des Angriffs auch kein erhöhtes Gefühl der Beunruhigung über das Gewaltpotenzial wider. Die jährliche Bewertung der weltweiten Bedrohungen durch die Geheimdienste, die im Februar veröffentlicht wurde, erwähnt die Hamas nicht.

    „Die Region des Nahen Ostens ist heute ruhiger als in zwei Jahrzehnten“, sagte der nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan am 29. September beim Atlantic Festival.

    „Die Herausforderungen bleiben“, sagte Sullivan unter Berufung auf „Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern. „Aber die Zeit, die ich heute für Krise und Konflikte im Nahen Osten aufwenden muss, im Vergleich zu einem meiner Vorgänger, der bis zum 11. September zurückgeht, wird erheblich reduziert.“

    Die Hamas hatte im vergangenen Jahr keine weiteren grenzübergreifenden Gefechten zwischen einer anderen palästinensischen militanten Gruppe und Israel abgegeben. Israel glaubte, dass seine Politik, den Bewohnern des Gazastreifens Arbeitsgenehmigungen anzubieten und katarisches Geld ins Land zu lassen, der Hamas etwas zu verlieren gegeben habe – und die Gruppe in Ruhe einlullte.

    „Die Hamas ist sehr, sehr zurückhaltend und versteht die Auswirkungen des weiteren Trotzes“, sagte Tzachi Hanegbi, Israels nationaler Sicherheitsberater, sechs Tage vor dem Angriff einem israelischen Radiosender.

    Es ist auch möglich, dass die Hamas-Operation erfolgreicher war, als die Gruppe erwartet hatte, sagte ein ehemaliger Geheimdienstbeamter und eine andere Quelle, die mit aktuellen Geheimdiensten vertraut ist.

    „Ich denke, dass es sehr gut möglich ist, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass die Hamas ihre eigenen Erwartungen weit übertroffen hat“, sagte die zweite Person. „Sie dachten, wir würden diesen Angriff durchführen und es würde ein paar Dutzend getötet werden, aber sie dachten nie, dass es auf das Niveau steigen würde, das es tat.“

    https://www.ctvnews.ca/world/u-s-intelligence-warned-of-the-potential-for-violence-days-before-hamas-attack-cnn-1.6600650

    Hochrangiger US-Abgeordneter bestätigt, dass Kairo Israel Tage vor Angriff gewarnt hat
    Michael McCaul von GOP, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des US-Repräsentantenhauses, sagt, dass eine vorherige Ankündigung gegeben wurde, aber „die Frage ist, auf welcher Ebene“
    Von Jacob Magid, Agenturen und ToI-Mitarbeitern 11. Oktober 2023

    https://www.timesofisrael.com/top-us-lawmaker-affirms-cairo-warned-israel-days-before-onslaught/

    US-Abgeordneter: Ägypten hatte Israel drei Tage vor Hamas-Angriff gewarnt

    Israel ist nach Angaben eines US-Abgeordneten drei Tage vor dem Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas von Ägypten gewarnt worden. „Wir wissen, dass Ägypten die Israelis drei Tage vorher gewarnt hat, dass sich ein solches Ereignis zutragen könnte“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des US-Repräsentantenhauses, Michael McCaul, am Mittwoch nach einer Geheimdienstunterrichtung. „Es gab eine Warnung, ich denke die Frage ist, auf welcher Ebene.“

    Der Hamas-Angriff sei von langer Hand geplant worden, sagte der Politiker der Republikanischen Partei weiter – möglicherweise seit einem Jahr. „Wir sind uns nicht ganz sicher, wie uns das entgangen ist, wir sind uns nicht ganz sicher, wie das Israel entgangen ist.“

    https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67082047

    Eyal Hulata, bis Anfang dieses Jahres nationaler Sicherheitsberater Israels, spricht von einem »massiven Versagen«. Jede und jeder, der mit der Überwachung des Gazastreifens betraut war, müsse sich nun Vorwürfe gefallen lassen.

    Von Netanjahu ignoriert? Israels Minister warnte wohl schon 2016 vor Hamas-Geiselplänen

    Stand: 31.10.2023
    Wie am Montag (30. Oktober) bekannt wurde, soll der frühere israelische Finanzminister Avigdor Liberman der Regierung bereits im Jahr 2016 ein Dokument vorlegt haben, das im Detail vor genau diesem Szenario warnte.

    Terror der Hamas in Israel: Dokument des früheren Finanzministers warnte vor Überfall

    Elf Seiten umfasste das Dokument, das Avigdor Liberman im Jahr 2016 dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vorlegte, wie das israelische Medium Yedioth Ahronoth am Montag berichtete. In dem Schreiben habe der damalige Finanzminister vor einem Durchbruch der Hamas durch den Grenzzaun gewarnt. Auch habe er vorausgesehen, dass die Terroristen Ortschaften im Süden Israels überrennen könnten. Liberman habe zudem vor Massakern an Zivilisten sowie vor Geiselnahmen gewarnt, wie nun veröffentlichte Auszüge aus dem als streng geheim eingestuften Dokument zeigen.

    Die Hamas beabsichtige, „den Konflikt auf israelisches Territorium auszuweiten, indem sie eine beträchtliche Anzahl gut ausgebildeter Kräfte nach Israel schickt, um zu versuchen, eine israelische Gemeinde – oder vielleicht sogar mehrere Gemeinden – an der Grenze zum Gazastreifen zu erobern und Geiseln zu nehmen“, zitiert die Times of Israel aus dem Dokument. Abgesehen von körperlichen Verletzungen könne dies auch zu einem „erheblichen Schaden für die Moral […] der Bürger Israels führen“, hieß es weiter.
    Vorwurf das früheren Ministers: Regierung Israels nahm Warnungen offenbar nicht ernst

    Offenbar hatte die israelische Regierung die Warnungen nicht ernst genug genommen. In einem Fernsehinterview am Samstag sagte Liberman, er habe Netanjahu das Dokument im Dezember 2016 übergeben und darin davor gewarnt, dass die Hamas angreifen würde „genauso wie am 7. Oktober“, sofern Israel die Fähigkeiten der Terrororganisation nicht zerschlage. Man habe den Regierungschef damals überreden müssen, das Thema überhaupt in einer Kabinettssitzung anzusprechen. Netanjahu habe das Dokument dann „abschätzig abgewunken“, auch die Chefs der Geheimdienste hätten so reagiert, beschrieb der frühere Außenminister die damalige Situation weiter.

    Man habe ihm damals das Gefühl gegeben, er sei „arrogant“, so Liberman. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Der Politiker ist Knesset-Mitglied und Vorsitzender der säkular-ultrarechten Partei Jisra’el Beitenu (zu Deutsch: Unser Haus Israel). In der Vergangenheit sorgte er immer wieder für Kontroversen – etwa wegen seiner harschen Rhetorik. Der Hardliner gilt als vehementer Kritiker des Premierministers Netanjahu und war zunächst nicht dessen Kabinett zum Krieg in Israel beigetreten.
    Netanjahu warf Geheimdiensten vor, nicht vor Angriff gewarnt zu haben

    Am Sonntag hatte der israelische Ministerpräsident den Geheimdiensten seines Landes vorgeworfen, nicht vor dem Angriff der Hamas gewarnt zu haben. Im Laufe des Tages zog Netanjahu seine Äußerungen auf der Plattform X (vormals Twitter) aber zurück. Der zurückgezogene Beitrag zeige nur eines, kritisierte der Oppositionsabgeordnete Liberman: „Netanjahu ist nicht an Sicherheit interessiert, er ist nicht an Geiseln interessiert, nur an Politik.“

    https://www.fr.de/politik/israel-krieg-minister-krieg-warnung-2016-warnung-hamas-geiselplaene-benjamin-netanjahu-zr-92645969.html

    https://www.nzz.ch/international/israel-versagen-der-geheimdienste-wirft-ernste-fragen-auf-ld.1759897

    Der Tag des Terrorüberfalles der Hamas ist DER Ruhe-/Feiertag Schabbat/Sabbat, an dem das öffendliche Leben in Israel stillliegt.

    Warum wurde das Universo Parello Festival – Supernova Sukkot Gathering organisiert von TRIBE of NOVA nicht verschoben oder abgesagt?
    Warum wurde das Universo Parello Festival – Supernova Sukkot Gathering nicht geschützt? Auch Stunden nach Beginn des Terrorüberfalls gab es keinen Schutz der Anwesenden. Warum?

    Das Raver Festival fand an diesem Tag statt und wurde öffendlich wie jedes Jahr weltweit beworben. Sicherlich kein Ziel für Gläubige.
    Die Location wurde mit Übersichtsplan ins Netz gestellt:
    https://www.facebook.com/TRIBEofNOVA/
    https://www.eventer.co.il/novaparalellotranslate
    TRIBE of NOVA
    ·
    UNIVERSO PARALELLO ISRAEL EDITION
    6-7 October 2023
    Supernova Sukkot Gathering
    מחלום למציאות בחסות שבט הנובה
    גן שעשועים למבוגרים ומגרש המשחקים שלנו לשישי שבת הקרובים
    לפניכם/ן המפה המלאה התלת מימדית לפסטיבל היוניברסו פרללו אשר נוחת בישראל לראשונה אי פעם – סופרנובה סוכות ✨
    הכל כבר מוכן, מתחילים בשעה 22:00, מחכים לראות את כל השבט יחד איתנו ברחבה ♥️
    אחרונים:
    https://www.eventer.co.il/event/novaparalello/j9qCL

    UNIVERSO PARALELLO ISRAEL EDITION
    6-7. Oktober 2023
    Supernova Sukkot Treffen
    Traum zur Realität, gesponsert von Nova Tribe
    Freizeitpark für Erwachsene und unser Spielplatz für den nächsten Freitag und Samstag
    Vor dir die komplette 3D Karte des Universo Parello Festival, das zum ersten Mal in Israel landet – Supernova Sukkot ✨
    Alles ist schon fertig, um 22:00 geht’s los, warten darauf den ganzen Stamm zusammen mit uns auf der Tanzfläche zu sehen ♥️
    Aktuelles:
    https://www.eventer.co.il/event/novaparalello/j9qCL
    https://www.facebook.com/TRIBEofNOVA/
    https://www.eventer.co.il/novaparalellotranslate
    Auch Fotos der Location waren überall im Netz:
    https://groove.de/2023/10/17/supernova-das-festival-aeussert-sich-zu-hamas-angriff/

    Sukkot wird an folgenden Daten (Schmini Azeret eingeschlossen) gefeiert:
    Jüdisches Jahr 5784
    30. September – 7. Oktober 2023
    https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot

    Sukkot heute
    Das siebentägige Sukkotfest ist heute, besonders außerhalb Israels, vor allem für observante Juden von Bedeutung.

    Am heiligen Schabbat/Sabbat (hebräisch: שַׁבָּת[ʃa) in Israel wird die Feiertagsruhe durch Gläubige eingehalten.
    Der Schabbat beginnt bereits am Freitagabend mit dem Sonnenuntergang. Viele Geschäfte schließen schon am frühen Nachmittag.
    Schabbat – Ende
    Schabbat endet am Samstagabend, wenn die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind. Die Zeiten variieren natürlich von Jahreszeit zu Jahreszeit und von Monat zu Monat, weil es im Sommer länger hell bleibt und im Winter schneller dunkel wird. Aber viele Geschäfte und Lokale machen gleich nach Ende des Schabbats wieder die Türen auf, egal wie spät es ist. In vielen Hotels kann man auch erst nach Schabbatende aus- und einchecken. Denn erst dann darf man wieder saubermachen usw. Es lohnt, sich vorher genau zu erkundigen.
    Schabbat in Israel: Jerusalem vs. Tel Aviv
    Der Unterschied zwischen Jerusalem und Tel Aviv wird an Schabbat besonders deutlich. Im säkulären Tel Aviv sind zahlreiche Geschäfte und Lokale geöffnet. Auch öffentliche Verkehrsmittel fahren zum Teil. Die Partystadt macht auch an Schabbat (fast) keine Pause. In Jerusalem wird Schabbat hingegen sehr ernst genommen. Hier kann es sein, dass Sie im Hotel auf den morgendlichen, frisch gebrühten Kaffee verzichten müssen, weil die Kaffeemaschine abgestellt ist. Außerdem können Aufzüge an Schabbat häufig nicht per Knopfdruck bedient werden, sondern fahren stoisch sämtliche Stockwerke automatisch ab. Denn an Schabbat ist es verboten, Arbeit zu verrichten und Feuer zu machen – was strengen Auslegungen zufolge auch das Auslösen eines elektrischen Prozesses beinhaltet. Deshalb berühren orthodoxe Juden auch keinen Lichtschalter am heiligen Ruhetag. In Jerusalem ist Freitag abends kein Nachleben zu finden, außer es ist religiöser Natur. Viele Familien feiern in Festtagskleidung an der „Klagemauer“ den Schabbat-Beginn. Auch den Samstag erlebt man in beiden Städten unterschiedlich. Während man in Jerusalem meist auf den religiösen Aspekt des Schabbats konzentriert ist, wird es in Tel Aviv schwer, einen freien Platz am Strand oder in den Parks zu finden, denn hier genießt man den freien Tag in vollen Zügen.
    https://www.diesenhaus.de/reisemagazin/israel-kultur/schabbat-in-israel/

  3. Wolfgang Erbe sagt:

    USA
    300.000 pro-palästinensische Demonstranten in D.C. Washington gegen Bidens und Netanjahus Völkermord in Palestina
    Video:
    https://twitter.com/hashtag/March4Palestine?src=hashtag_click
    Foto: Nur ein Teil der riesigen Menge, die sich am November in D.C. versammelte. 4

    Sie kamen aus dem ganzen Land nach Washington, als sie 300.000 Einwohner waren – in der größten Demonstration für die palästinensische Freiheit, die jemals in den Vereinigten Staaten abgehalten wurde. Der Nov. 4 nationale Aktionen standen für die vollständige Befreiung Palästinas und forderten einen Waffenstillstand, ein Ende der US-Finanzierung der Apartheid Israel und ein Ende der Besatzung.

    Das überwältigende Gefühl war, dass dieser riesige Protest und die anderen großen Aktionen auf der ganzen Welt, die die palästinensische Selbstbestimmung unterstützen, die Geburt einer neuen Bühne im antikolonialen Kampf markierten.

    Ähnliche Aktionen wurden im November abgehalten. 4 in mehr als 100 Städten weltweit. In San Francisco gingen 50.000 auf die Straße. Als nächsten Schritt wurde ein Tag koordinierter internationaler Aktionen für Donnerstag, November, angesetzt. 9 „ruhen“ für Palästina.

    Die Stimmung in Washington war wütend und stark, was die Stimmung des palästinensischen Volkes widerspiegelte. Nach der Kundgebung marschierten Demonstranten ins Weiße Haus, um Joe Biden, der von vielen in der Menge zu Recht als „Völkermord Joe“ bezeichnet wird, zu sagen, dass die Strafpolitik seiner Regierung gegenüber Palästinensern nicht für sie spricht.

    „Wir sind hier als Machtshow“

    Bei der Kundgebung sagte Mohammed Nabulsi von der palästinensischen Jugendbewegung, dass die Menschen gekommen seien, „nicht einfach die von den USA unterstützten Verbrechen des zionistischen Staates zu rezitieren. Wir versammeln uns hier als eine Demonstration der Stärke, als Show der Macht, als eine Seite in der historischen Aufzeichnung. Wir versammeln uns hier, um der US-Regierung und der Welt als Ganzes zu erklären, dass die Massen dieses Landes und dieses Globus auf der Seite der Gerechtigkeit, der Würde, der Befreiung und auf der Seite des palästinensischen Volkes stehen.“

    Eugene Puryear, der Sprecher der Partei für Sozialismus und Befreiung, sprach die aggressiven Versuche der Unternehmensmedien an, allen, die sie interviewen, und deren Dämonisierung des palästinensischen Kampfes zu verurteilen, und ihre Dämonisierung des palästinensischen Kampfes: „Sie fragen uns immer, wenn wir ausgehen, sagen sie: „Wir werden dies und jenes verurteilen?“ Nun, ich sage Ihnen, was ich verurteilen möchte, und das sind 106 Jahre des Diebstahls palästinensischen Landes, ethnischer Säuberungen und Apartheid.“

    Brian Becker, Exekutivdirektor der ANSWER-Koalition, betonte der Menge die kollektive Macht der Bewegung: „Wir machen die Veränderung, die Veränderung kommt von uns, und gerade jetzt Schwestern und Brüdern – wir senden eine Botschaft, eine sehr starke Botschaft an Joe Biden: Wenn Sie mit dem Völkermord stehen, halten wir Sie des Völkermords für schuldig. Benjamin Netanjahu und das israelische Regime ziehen den Abzug, aber die US-Regierung schickt die Waffen, sie bezahlen die Rechnung, es ist auch ihr Völkermord.“

    Layan Fuleihan vom Volksforum nannte Gaza „ein Ort, der klein ist, aber es ist das Zentrum der Welt für jeden, der heute um Befreiung kämpft. Gaza mag klein sein, aber es ist stärker, viel stärker als Israel, als der Zionismus, als die Vereinigten Staaten oder der Imperialismus. Gaza hat die Menschen der Welt hinter sich.

    https://www.liberationnews.org/300000-pro-palestine-protesters-in-d-c-confront-biden-and-netanyahus-genocide/

  4. Wolfgang Erbe sagt:

    Die faschistische Regierung fordert den Kopf von Journalisten

    Fotografen als »Komplizen bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit«, die gegen die Berufsethik verstoßen hätten. Benny Gantz, Ex-Verteidigungsminister und Mitglied des Kriegskabinetts, schrieb auf X, die Journalisten unterschieden sich »nicht von Terroristen und sollten als solche behandelt werden«. Israels früherer Uno-Botschafter Danny Danon sagte, die Fotografen würden einer Liste von Menschen hinzugefügt, die Israel »eliminieren« wolle.

    https://www.spiegel.de/ausland/terror-der-hamas-honestreporting-schwaecht-vorwuerfe-gegen-agenturfotografen-ab-a-7846b6d9-d356-4319-b39c-dbd2540f8861?fbclid=IwAR0KQk2AV41byvasAtnKslO6Xv-LObLFZRFRMdW4d0cnaAY1wfqLajVKwGQ

    Israel: Demonstranten fordern Rücktritt von Netanjahu

    In Israel haben Hunderte Menschen vor einem Haus von Ministerpräsident Netanjahu gegen das Vorgehen der ultrarechten Regierung protestiert. Auch in anderen Städten fanden Demonstrationen statt.

    In Israel haben einem Medienbericht zufolge Hunderte Menschen vor einem Haus von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu protestiert und seinen Rücktritt gefordert. Dabei kam es am Samstagabend in Jerusalem der Zeitung „The Times of Israel“ zufolge zu Zusammenstößen mit der Polizei, als Demonstranten versuchten, durch die Absperrungen zu drängen. Drei Personen seien festgenommen worden, hieß es.

    Die Demonstranten werfen Netanjahu vor, dass unter seiner Führung die Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober ungehindert einen Vergeltungsschlag durchführen konnte.

    http://ak-gewerkschafter.com/wolfgang-erbe-informiert-und-zitiert-papst-franziskus-lasst-uns-fuer-frieden-kaempfen/#comment-210831

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