Leserbrief an die AACHENER ZEITUNG vom 05.06.23 zur Berichterstattung über die Mißbrauchsfälle im Bistum Aachen!

LESERBRIEF

Sehr geehrte Damen und Herren,

höflich bitte ich um die Veröffentlichung meines nachstehenden Leserbriefs zu Ihrer Berichterstattung zu den Mißbrauchsfällen in der katholischen Kirche vom heutigen Tage (05.06.23).

Es ist nicht nur abstossend, sondern auch widerlich, die Mißbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche immer wieder zur Kenntnis nehmen zu müssen.

423 Mißbrauchsfälle im Bistum Essen, 99 Täter (Verdächtige) im Bistum Aachen nenne ich hier nur beispielhaft. Nach dem Kirchenrecht – und das gilt bis heute – ist sexueller Missbrauch Minderjähriger nur strafbar, wenn er von Klerikern (Priestern) begangen wird. Nach katholischer Überzeugung ist die Kirche eine durch Jesus Christus rechtlich verfasste Heilsanstalt mit eigener rechtlicher Hoheitsmacht, die sich auf Augenhöhe mit dem Staat befindet. Aus diesem Selbstverständnis heraus nimmt sie für sich das Recht in Anspruch, Straftaten unabhängig von der Staatsgewalt zu verfolgen und zu sanktionieren.

Was dabei bis heute herausgekommen ist, zeigt sich exemplarisch am Fall des Kardinals Rainer Maria Wölki, der fragwürdigerweise bestritten hat, Akten über einen Mißbrauchspfarrer gekannt zu haben. Ihm wird u. a. vorgeworfen, im Jahr 2015 eine Excel-List mit allen damals 14 aktuellen Missbrauchsfällen gekannt zu haben.

Es könnte eine Vielzahl weiterer Daten und Fakten aufgezeigt werden, die in der Subsumtion ergeben, dass die Institution Kirche nicht nur durch die „Heilige Inquisition“ ihre Unschuld und Glaubwürdigkeit verloren hat, sondern sie täglich neu verliert und weiter verlieren wird, wie nicht nur der Fall des Aachener Weihbischof Johannes Bündgens zeigt, der wegen Untreue in drei Fällen rechtskräftig verurteil worden ist.

Immer neue Mißbrauchsopfer melden sich innerhalb der Kirchen zu Wort, was mehr als ein „Dammbruch“ darstellt. Kann es etwas Sündhafteres geben, als der Mißbrauch an unseren Kindern und Jugendlichen? Der derzeitige epochale Abschnitt der Moderne im Anthropozän zeigt durch überkommene Institutionen, die sich rein am Glauben und nicht an der Empirie festmachen, dass die Gesellschaft sich technisch weiterentwickelt, jedoch mit Nichtwissen (Glauben) ihren Alltag moralisch bestreitet.

Da fragt man sich nicht nur als Atheist, was denn noch so alles Schreckliche passieren muss, damit endlich die Frucht vom Baume der Erkenntnis zu einem rein am Humanismus orientierten Denken und Handeln führt, das nicht nur den Kindesmißbrauch innerhalb und ausserhalb der Kirchen ausschließt?

Für die Veröffentlichung des Leserbriefes sage ich Ihnen meinen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen

Manfred Engelhardt

Freunder Landstraße 100

52078 Aachen

Mobil: +49 (0) 1719161493

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