GRÜNENTHAL & CONTERGAN: Pressemitteilung der U.A.C.:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

soeben erreicht uns die PRESSEMITTEILUNG des „Untersuchungsausschusses der Conterganverbrechen“ (U.A.C.). Mehrfach haben wir als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) im Rahmen unserer Artikelserie zur Firma GRÜNENTHAL (http://ak-gewerkschafter.com/category/grunenthal/) auch über die Situation der Contergangeschädigten berichtet. Die heutige Pressemitteilung der U.A.C. befasst sich mit dem Thema „Die Hühner der Conterganerfinder – Neue Vorwürfe gegen die Firma Grünenthal“. Zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme haben wir diese nachstehend in ungekürzter Fassung auf unsere Homepage gepostet.

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

PRESSEMITTEILUNG DER u.C.A.:

„Pressemitteilung : DIE HÜHNER DER CONTERGANERFINDER – NEUE VORWÜRFE GEGEN DIE FIRMA GRÜNENTHAL

PRESSEMITTEILUNG VOM 15.10.2014

DIE HÜHNER DER CONTERGANERFINDER – NEUE VORWÜRFE GEGEN DIE FIRMA GRÜNENTHAL

Hühner sind Nutztiere. Sie legen Eier, fressen lästiges Ungeziefer, man kann sie kochen und braten und, das Gefieder ist mannigfaltig verwendbar.

Man kann dieses Federvieh aber auch als Versuchstiere in der pharmazeutischen Forschung nutzen, wie es anscheinend die Stolberger Fa. Grünenthal bei der

Erforschung der toxikologischen Nebenwirkungen ihres thalidomidhaltigen Präparates CONTERGAN tat.

Zur Erinnerung:

Bereits bekannt ist, dass eine Pharmakologe aus Münster / Westfalen einen Mitarbeiter der FA. Grünenthal am 13.10.1961 darüber informierte, dass es durch Thalidomid, dem Wirkstoff von Contergan, zu Veränderungen der inneren Organe und der Störung des Knochenwachstums bei „Hähnchen“ kommt. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen, als der Conterganskandal öffentlich wurde, auch andere Wissenschaftler in den Jahren 1962 – 1965, die in befruchtete Hühnereier Thalidomid einspritzten. So wurde z.B. von den Forschern Salzgeber & Salaün dokumentiert,  dass – auf diese Weise dem Hühnerembryo beigebrachtes Thalidomid – die selben Schädigungen hervor ruft, wie bei Kaninchen und Säuglingen, die im entsprechenden Entwicklungszeitraum über die Mutter Thalidomid aufgenommen haben.

War es aus Sicht des Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen (U.A.C.), einer der Interessenvertretungen deutscher Conterganopfer,  schon verwerflich und verwunderlich, dass Grünenthal, nach dem münsteraner Hinweis, Contergan / Thalidomid weitere 6,5 Wochen bewarb und vertrieb, so gewinnt das Wissen um die Thalidomidschädigungen bei Hühnern eine noch weitaus schrecklichere Dimension, die den Verdacht der vorsätzlichen Schädigung vieler Conterganbetroffener nahelegt, wenn man erfährt, dass Grünenthal bereits im Sommer 1961, Monate vor der Vommarktnahme der thalidomidhaltigen Produkte in Deutschland, anscheinend schon um die toxikologische und teratogene Wirkung dieser „Arzneimittel“ wusste.

Dem U.A.C. liegt ein Artikel aus der Zeitschrift „Studentisches Forum“, 7. Jahrgang Nr. 9 vom 31.8.1961 vor (siehe Anhang).

Unter dem Titel „Veranstaltungen der Fachschaften im Sommersemester 1961“ wird dort ein Besuch der pharmazeutischen Fachschaft Bonn bei der Stolberger „CHEMIE GRÜNENTHAL“ auf den Seiten 44 und 45 beschrieben. Auf Seite 44 (Mitte) heißt es (Zitat): „Hieran schloß sich eine Besichtigung der Pharmakologischen Abteilung, in der u.a. auch die erforderlich Tierversuche durchgeführt werden an. Allgemein. Beachtung fand der sog. Straubsche Zitterkäfig mit dessen Hilfe eine Substanz auf ihre stimulierende oder sedierende Wirkung geprüft wrden kann. …., sowie das Verhalten der „Conterganhühner“ deren Nervensystem eine gewisse Beziehung zu dem des Menschen besitzt.“

Hierzu führt der Sprecher des U.A.C., Stephan Nuding, aus: “ Es ist allgemein bekannt, dass Grünenthal seit dem Jahr 1958 zahlreiche Mitteilungen über Nebenwirkungen, insbesondere neurologische Schäden betreffend, Grünenthal erreichten. Auch erschien bereits 1958 ein Artikel im Bericht im „British Medical Journal“, der nachdrücklich darauf hinwies, dass mögliche Negativfolgen der Einnahme thalidomidhaltiger Produkte während der Schwangerschaft überhaupt nicht zu kalkulieren seien. Den Verantwortlichen bei Grünenthal war dies bekannt. Doch sie reagierten nicht und/ oder wiegelten ab. Was dies betrifft hat Grünenthal, aus meiner Sicht, bereits zumindest grob fahrlässig und unverantwortlich gehandelt.

Der nun aufgetauchte Hinweis bzgl. der „Conterganhühner“ bestätigt allerdings meine These, dass Grünenthal selbst, spätestens ab dem Frühsommer 1960, um die teratogene Wirkung von Thalidomid wusste. Der Hinweis auf die „Conterganhühner“ deckt sich auch annähernd zeitgleich mit der Diskussion innerhalb der medizinisch – wissenschaftlichen Abteilung des Unternehmens, ob Thalidomid in den fötalen Organismus übertreten kann. Wir müssen, da Grünenthal bis heute jede Einsicht in das Firmenarchiv verweigert und, da alle – Thalidomid betreffenden – Forschungsunterlagen bereits Ende der 1950er Jahre vernichtet worden sein sollen, mühsam Indiz an Indiz aneinande reihen um zu belegen, dass Contergan keine unabwendbare „Tragödie“ oder Katastrophe“ war.

Die Beweise, dass Mitarbeiter und Inhaber der Fa. Grünenthal – getrieben von reiner Profitgier und im Wissen um die Gesundheitsschäden – Thalidomid / Contergan weiter produzierten, als „harmlos wie ein Zuckerplätzchen“ bewarben und vertrieben erhärten sich, meiner Meinung nach, immer mehr. Der U.A.C. ermahnt Grünenthal daher zum wiederholten Male endlich die ganze Wahrheit offenkundig zu machen und zu ihrer Schuld zu stehen. Nur so wird Grünenthal und wir endlich unseren Frieden finden.“

KONTAKT:

Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen (U.A.C.)

c./o. Stephan Nuding (Sprecher)

Im Aehlemaar 1c

51467 Bergisch Gladbach

Tel.: 02202/1882677

Mobil: 0160 6018601″

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2 Antworten zu GRÜNENTHAL & CONTERGAN: Pressemitteilung der U.A.C.:

  1. Marion Küsters sagt:

    Bin selbst contergan geschädigt

    Finde es gut das jetzt mehr von dem Skandal in der Öffentlichkeit berichtet wird
    LG Mary

  2. beate sera sagt:

    Ich finde es gut das darüber geschrieben wird weil viele Leute garnicht wissen was Contergan ist

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