AK zu Werner Schells jüngster Pressemitteilung: „Gut gebrüllt Löwe!“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Herr Werner Schell, der Vorstand des PRO PFLEGE – SELBSTHILFENETZWERKS (http://ak-gewerkschafter.com/?s=werner+schell), ist wieder einmal sehr aktiv in die Öffentlichkeit gegangen. Er hat allen Fraktionen im Landtag von NRW einen, wie wir meinen, geharnischten Brief geschrieben, der sich mit dem Thema „ÜBERPRÜFUNG DER PFLEGEINRICHTUNGEN DURCH DIE ANTIFOLTERSTELLE“  befasst. Herr Schell weist mit Recht darauf hin, dass der ursächliche Pflegekräftemangel zu beseitigen ist und alles andere wohl nicht sehr hilfreich ist. Werner Schell nimmt kein Blatt vor dem Mund, was wir als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) ausdrücklich immer wieder begrüßen. Die komplette Mitteilung des PRO PFLEGE – SELBSTHILFENETZWERK über seinen Vorstand Werner Schell haben wir ob der WICHTIGKEIT ungekürzt nachstehende zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme auf unsere Homepage gepostet. „Gut gebrüllt Löwe“, bleibt uns da nur zu sagen!

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung

für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland

Harffer Straße 59 – 41469 Neuss

Neuss, den 26.11.2013

An die Fraktionen und Abgeordneten

im Landtag von Nordrhein-Westfalen

Nachrichtlich an die Medien….

Sehr geehrte Damen und Herren,

gestern und heute berichtete u.a. die Rheinische Post umfänglich darüber, dass die stationären Pflegeeinrichtungen nun auch noch von der Antifolterstelle überprüft werden sollen. Obwohl sich Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren für die Verbesserung der Versorgung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen einsetzt (diesbezüglich auch die Koalitionäre in Berlin angeschrieben hat -> http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19782 ), müssen weitere Prüfaktivitäten, von wem auch immer, als nicht hilfreich eingestuft werden. Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich daher am 25.11.2013 an das Justizministerium NRW gewandt und wegen der Erwägungen zur Ausweitung der Prüftätigkeit um ein Statement gebeten. Ungeachtet dieser Zuschrift wurde auch die hiesige Heimaufsicht am 25.11.2013 angeschrieben und darin die aktuelle Sichtweise von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk dargelegt. Der Text ist unten angefügt.

Ich möchte hiermit auf die hiesige Sichtweise aufmerksam machen und bitten (mit) sicherzustellen, dass endlich entscheidende Schritte dazu unternommen werden, den Pflegenotstand durch deutliche Verbesserung der Stellenschlüssel aufzulösen. Noch mehr Kontrollen lösen kein einziges Versorgungsproblem, erhöhen nur den Frust bei den MitarbeiterInnen in den Einrichtungen.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Schell

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie wissen, bin ich grundsätzlich pflegekritisch unterwegs und bin daher bemüht, bestehende Mängel in den Pflegeeinrichtungen mit abstellen zu helfen. Den heutigen Bericht in der NGZ, der die „Antifolterstelle“ als neue Prüfinstanz für die Heime benennt, sehe ich mehr als kritisch. In einer Rundmail von heute habe ich geschrieben:

Heute, 25.11.2013, berichtet die Rheinische Post über „Anti-Folter-Stelle soll Heime überprüfen“ und kommentiert „Zerrbild von der Pflege„.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hält weitere Prüfungen in den stationären Pflegeeinrichtungen für überflüssig und fordert stattdessen eindeutige Verbesserungen der Pflege-Rahmenbedingungen, vor allem mehr Personal! Zum Thema „Antifolterstelle“ gibt es im hiesigen Forum bereits Textstellungen unter folgender Adresse -> http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=18477 Ein ergänzendes Statement von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk wird folgen.

Ich habe gesondert das Justizministerium NRW um nähere Informationen gebeten.

Da ich mich als Vertreter von Pro Pflege Selbsthilfenetzwerk gegen eine Ausweitung der Prüftätigkeit gewandt habe, bin ich bereits heftig kritisiert worden. U.a. wurde ausgeführt:

„…. da ich Sie als einen sehr engagierten Sprecher für eine verbesserte Situation der Pflege – vor allem der PflegerInnen – erlebt habe, wundert mich die Stellungnahme von Pro Pflege – also die Ihre – doch sehr. Natürlich sind Prüfungen in den Einrichtungen völlig sinnlos, wenn die Prüfenden nicht die Dinge sehen können oder wollen, die gefährliche Pflege oder unwürdige Lebenssituationen beinhalten. Aber – die Erfahrung zeigt doch auch, dass nur mit Kontrolle Dinge – leider – verändert werden können. Und dass es in der Pflege nicht zum Besten bestellt ist, darüber sind sich wohl alle einig. Es wäre natürlich schön, wenn die Heimaufsicht schärfere Maßstäbe anlegen würde bzw. zu solchen Prüfungen auch Kritiker der Einrichtung hören würde, was sie nach meinen Erfahrungen leider nicht tut. DANN sind natürlich weitere Prüfungen nur Augenwischerei. Aber die Heimaufsicht – zumindest erlebe ich es in Hessen – bei aller Kritik – ist doch einer der Motoren gewesen, bessere Heimbedingungen (und damit konsequenterweise auch der Arbeitsbedingungen der Pflege) durchzusetzen. Für meinen Geschmack viel zu langsam. Aber – sie ist doch sozusagen Mitstreiter für die Belange besserer Pflege, besserer Arbeitsbedingungen und besserer Lebensbedingungen für die Bewohner. Daher verstehe ich leider Ihre Haltung nicht ganz. …“

Ich habe darauf spontan wie folgt geantwortet:

„…. ich bemühe mich seit vielen Jahren darum, die Pflege-Rahmenbedingungen verbessern zu helfen. Dazu gehört in erster Linie die deutliche Ausweitung der Stellenschlüssel, die aufgrund von Vereinbarungen nach § 75 SGB XI den wirklichen Pflegebedarf nicht abdecken. Daraus resultieren nahezu sämtliche Mängel in den stationären Einrichtungen. Was sollen denn daran vermehrte Prüfungen ändern? Solche Aktivitäten sind allenfalls dazu geeignet, das ohnehin zu knappe Personal noch mehr unter Druck zu setzen. Und die Personalnot bleibt.

Was wir wirklich brauchen, sind Reformen der Pflege-Rahmenbedingungen. In diesem Zusammenhang sehe ich den Pflegenotstand als den Hauptknackpunkt an. Dazu habe ich vieles geschrieben, u.a. zuletzt auch in Richtung Koaltionäre -> http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19782  Wenn wir jemanden deutlicher auf die Finger klopfen müssen, dann den Volksvertretern, die möglicherweise ihren gesetzgeberischen Verpflichtungen nicht ausreichend nachkommen.

Die Auffassung, dass wir nicht mehr Prüfungen brauchen, sondern wirkliche Refomren, vertrete ich seit Jahren. Siehe z.B. die Erklärung vom 03.08.2010 – > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/Pressemitteilungen/pruefungen_in_pflegeheimen.php

Die jetzigen Prüfmechanismen (Heimaufsicht, MDK, Brandschutz/Feuerwehr, Gesundheitsamt, Ordnungsamt, Heimberat, Angehörige usw.)  sind bereits üppig und völlig ausreichend. Ich sehe bei den bestehenden Prüfinstitutionen allerdings Optimierungsmöglichkeiten.

Anfang des Jahres hat sich die Polizeigewerkschaft mit dicken Schlagzeilen gemeldet und bezüglich der Pflegemängel Alarm geschlagen. Auf meine Nachfragen gab es keine konkreten Feststellungen. Die Grundlage der Alarmierung waren Mutmaßungen. Nun die Antifolterstelle zu bemühen, halte ich für fatal. Wäre ich Pflegekraft, würde ich mir spätestens jetzt überlegen, ob nicht einen Berufswechsel in Betracht ziehen sollte.

Ich werde daher mit Rücksicht auf die wertvolle und gute Arbeit der Pflegekräfte gegen weitere Diskriminierungen antreten, allerdings auch weiterhin deutlich für systemische Verbesserungen werben. Dazu soll auch der für den 13.05.2014 geplante Pflegetreff dienen. Er wird sich nur mit dem Pflegenotstand befassen. -> http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19125 Wo sind denn all die klugen Pflegekritiker, die ständig in Talkshows sitzen und die Situationen bejammern? Ich lade seit Jahren zu einem Aktionsbündnis menschenwürdige Pflege jetzt ein und nahezu niemand ist bereit, bei gemeinsamen Strategien mitzuwirken.

Gewalt, die allzu oft nur auf die Heime bezogen diskutiert wird, ist im Übrigen ein Teil der Gesellschaft. Im Rahmen einer Buchveröffentlichung fiel mehr auf, dass es gute Belege dafür gibt, die Gewalt in der häuslichen Umgebung als eigentlich problematischer einzustufen. -> http://www.wernerschell.de/Buchtipps/100_fragen_zum_umgang_mit_maengeln_in_pflegeeinrichtungen.php …“

Sobald das Justizministerium NRW geantwortet hat, wird es ein weiteres Statement geben.

Mit freundlichen Grüßen

Werner Schellhttp://www.wernerschell.de

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