Nur wer richtig kämpft, kann auch gewinnen!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in mehreren Artikeln habe wir uns als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) auf unserer Homepage mit dem Arbeitsplatzabbau in der Aachener Region -unter anderen auch mit Bombardier (Talbot)- befasst.

Dabei haben wir darauf hingewiesen, dass man beim Bemühen um den Erhalt der Arbeitsplätze sich nicht alleine auf Politiker und auf Gewerkschaftssekretäre verlassen darf, sondern den Kampf als Belegschaft in den Betrieben selbst führen muss. Dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Von der Besetzung der Chefetagen bis hin  zum kompletten „RIEMEN AB!“ der Kolleginnen und Kollegen dürfte alles möglich sein. Es hilft nämlich kein „Betteln und Bitten“, sondern nur ein „Mutig Gestritten“, sonst wird die Belegschaft verraten und verkauft.

Wenn man den nachstehenden Online-Artikel aus der AACHENER ZEITUNG vom 02. Februar 2013 liest http://www.aachener-zeitung.de/lokales/aachen/bombardier-kreutz-sieht-gute-marktchancen-fuer-talbot-services-gmbh-1.507287, den wir in seiner textlichen Gänze nachstehend zitieren, läuft einem als gestandener Gewerkschafter und Belegschaftsvertreter ein „kalter Schauer“ über den Rücken:

„Bombardier: Kreutz sieht gute Marktchancen für ´Talbot Services Gmbh´ (Von Stephan Mohne und Oliver Schmetz)

Aachen.  Josef Kreutz ist kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredet. ´Klar´ sagt der Betriebsratsvorsitzende des von der Schließung bedrohten Aachener Bombardier-Standorts, ´eine Art Schock´ sei das schon gewesen, als Bombardier in dieser Woche plötzlich mit der ´Quip-Idee´ um die Ecke gekommen ist.

Am Mittwoch hatten Mitglieder der deutschen Geschäftsführung des Weltkonzerns den Baesweiler Personaldienstleister Quip AG als heißen Übernahmekandidaten für das traditionsreiche Aachener Werk präsentiert – und damit die Belegschaft und den Betriebsrat gleichermaßen überrascht.

Für die meisten war es keine positive Überraschung. als der Name fiel, ist allen erst einmal die Kinnlade heruntergefallen´, spielt Kreutz darauf an, dass das Unternehmen mit ´vielen nicht so tollen Dingen´ in Verbindung gebracht wird. Einen Betriebsrat hat der rund 1500 Mitarbeiter zählende beispielsweise nicht, und wer sich über die Quip AG informiert, stößt schnell auf Erfahrungsberichte von Mitarbeitern, die Lohndumping und schlechte Behandlung beklagen,

Nach ersten Gesprächen über ein mögliches Quip-Engagement an der Jülicher Straße am Mittwoch und Donnerstag hat der Bombardier-Betriebsrat nun aber zumindest festgestellt, dass das Unternehmen offenbar nicht nur für Leiharbeit stehen wolle. Für Kreutz ist das Anlass, eine Art Einladung auszusprechen: ´Dann sollen sie zeigen, dass sie keine Leihbude sind. Für Quip ist das eine Riesenchance, aus der Schmuddelecke herauszukommen.´

Weg vom Schmuddel-Image heißt aber auch hin zu den Beschäftigten. Denn der Betriebsrat hat klare Vorstellungen, unter welchen Grundvoraussetzungen er sich eine Zukunft für die früheren Talbötter unter dem Namen einer neuen ´Talbot Services GmbH´ vorstellen kann. Unverrückbar sind da für Kreutz vor allem die Tarifzugehörigkeit und die Mitgliedschaft der neuen Gesellschaft im Arbeitgeberverband. Im Gegenzug kann er sich dafür durchaus flexible und zeitlich befristete Modelle zur Gestaltung der Lohn- und Gehaltsstruktur vorstellen. ´Da gibt es viele Möglichkeiten.´Und das der Quip-Vorstand Wolfgang Haller selbst die Möglichkeit ins Spiel gebracht hat, die Mitarbeiter an den Unternehmenserfolgen zu beteiligen, findet er ebenfalls gut: ´Das steigert das Wir-Gefühl, die Identifikation und stärkt das Verantwortungsbewusstsein auch in Kostenfragen bei jedem Einzelnen.´

Die vielen Einzelheiten sollten allerdings zusammengezählt in der neuen Gesellschaft eine viel größere Zahl ergeben, als Bombardier und der Quip-AG als Startbelegschaft vorschwebt – auch das ist eine klare Bedingung des Betriebsrats. Mit den genannten 160 Mitarbeitern und 30 Auszubildenden bewege man sich ´am untersten Level´, moniert Kreutz. Zumal der Betriebsrat nach wie vor darum kämpfe, eine Zukunft für möglichst viele der 400 Festangestellten und etwa 200 Leiharbeitnehmer am Standort zu sichern. Und da sei nach wie vor Bombardier der Ansprechpartner. Den Weltkonzern will Josef Kreutz nicht aus der Verantwortung entlassen.

Sollte es zu einer ´Talbot Services GmbH´ kommen, hätte diese für Kreutz zweifellos glänzende Aussichten: ´Die Möglichkeiten am Markt sind riesig´, spielt der Betriebsratsvorsitzende auf die Chancen an, die unter anderem die Campusbahn und das weite Feld der Elektromobilität vor Ort bieten könnten. Zumal man diese Gelegenheiten dann besser und schneller ergreifen könne als unter dem Dach des Bombardier-Konzerns, dem Kreutz die ´Flexibilität einer Eisenbahnschiene ´attestiert.

Auch das der bisherige Aachener Werksleiter Dirk Reuters in dem neuen Modell als geschäftsführender Gesellschafter fungieren soll, sieht Kreutz durchaus positiv. Die beiden Talbötter kennen sich schon sehr lange, sind fast zusammen aufgewachsen, das schafft Vertrauen. Und auch hier ist Josef Kreutz kein Mann, der lange um den heißen Brei herumredet. ´Ich gehe davon aus ´, sagt er, ´dass Dirk Reuters nicht 28 Jahre Talbot einfach so wegschmeißt. Er hat das Herz noch am richtigen Platz.´“

Sicherlich ist es für einen Betriebsrat und dessen Vorsitzenden nicht immer einfach, den geraden Weg zu gehen. Aber die Belegschaft erwartet Impulse und Signale von Betriebsräten und gewerkschaftlichen Vertrauensleuten, besonders in den Fragen zu den Kampfformen zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze! Ein Verkauf bzw. eine Übernahme des Talbot-Werkes ausgerechnet durch einen Personaldienstleister, der Menschen in prekäre Arbeitsverhältnisse hält, was für unsere AK eine Form der modernen Sklaverei darstellt, lässt nichts Gutes ahnen. Und das bei diesem Personaldienstleister mit einer Stärke von 1500 Mitarbeitern kein Betriebsrat existiert, kommt auch nicht von ungefähr und lässt eigentlich tief blicken. Vertrauen in Manager zu haben, ist die eine Sache, Kontrolle über das zu haben, was da kommen soll, ist die andere Sache; denn Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Die Kolleginnen und Kollegen bei Bombardier hier in Aachen sind auf dem besten Weg, im wortwörtlichsten Sinne „verkauft“ zu werden. Sie sind deswegen gut beraten, ihrem Titel „WEHRHAFTER SCHMIED“ alle Ehre zu machen und den richtigen Kampf um ihre Arbeitsplätze zu führen. Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-

NB.: Unsere nächste öffentliche AK-Sitzung findet am Dienstag, den 12. Februar 2013, 18.00 Uhr, Gaststätte „Freunder Eck“, Freunder Landstr. 65, 52078 Aachen-Brand, statt. Dort werden wir u. a. auch dieses Thema besprechen.

Share
Dieser Beitrag wurde unter Aachen, prekäre Arbeitsverhältnisse, Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Nur wer richtig kämpft, kann auch gewinnen!

  1. Manni sagt:

    Der Link zum Online-Artikel in der Aachener Zeitung lautet:
    http://www.aachener-zeitung.de/lokales/aachen/bombardier-kreutz-sieht-gute-marktchancen-fuer-talbot-services-gmbh-1.507287

    Manni Engelhardt -AK-Koordinator-

  2. Manni sagt:

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    heute ist der Aachener Zeitung (Printausgabe 07.02.2013) unter den Überschriften „Talbot: Zukunft für deutlich mehr als 200 Arbeiter?“ und im Lokalteil-AC „Neue Talbot: Kunden stehen schon Schlange“, intentionsmäßig zu entnehmen, dass die QUIP AG erklärt habe, dass anstatt der angepeilten 160 Beschäftigten und 30 Auszubildenden nunmehr von der Minimalformel „200 plus 30“ zu übernehmenden Beschäftigten ausgegangen werden kann. Das die Kunden Schlange stünden, stärke die Hoffnung für alle 600 Beschäftigten, ihren Arbeitsplatz doch noch behalten zu können.
    Hierzu merke ich an, dass die Hoffnung immer ganz zum Schluss stirbt, jedoch die Hoffnung und der Glaube auch den Blick für die Realität versperren kann. Im Falle der von künftiger Arbeitslosigkeit betroffenen Kolleginnen und Kollegen hilft nur eines, die Aufnahme eines richtigen und effizienten Kampfes. Von daher halten wir die in unserem Artikel „Nur wer richtig kämpft, kann auch gewinnen!“ zum Ausdruck gebrachte Meinung vollinhaltlich aufrecht. Manni Engelhardt -AK-Koordinator-

  3. Pingback: Die Automobilkrise erreicht die Stahlindustrie, der Anfang eines “Domino-Effektes” | Arbeitskreis Gewerkschafter/innen Aachen

  4. Pingback: Wer es glaubt, der wird seelig werden, aber den Arbeitsplatz werdet ihr ohne richtigen Kampf verlieren! | Arbeitskreis Gewerkschafter/innen Aachen

Schreibe einen Kommentar zu Manni Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert