Ein Spaziergang mit… Manfred Engelhardt

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Stonerinnen und Stoner,

den Artikel  des Reporters Herrn  Christian Dang-anh – siehe unten – haben wir sowohl vorab auf unsere AK-Webseite als auch auf unsere Stones-Club-Webseite mit der Bitte um Kenntnisnahme gepostet. Der Artikel befindet sich nebst Fotos im Druck und wird Ende März 2011 im KLENKES erscheinen.

Vorab wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, und Euch nochmals auf die kommende Sitzung des GEWERKSCHAFTER/INNEN-AK, die am DIENSTAG, DEN 12. MÄRZ 2011, 18.00 UHR, GASTSTÄTTE „FREUNDER ECK, FREUNDER LANDSTR. 65, AACHEN-BRAND, stattfinden wird, aufmerksam zu machen. AUSSERDEM HOFFE ICH, ALLE KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN AM 08./09. APRIL 2011 BEI UNSEREN AKTIVITÄTEN GEGEN DIE NAZIS IN STOLBERG ZU TREFFEN!!! AM ABEND DES 09. APRIL 2011 (Einlass 19.00 Uhr), FINDET JA DANN IM SAAL DER GASTSTÄTTE „BEI ADDI“, HOCHSTR. 26, 52078 AACHEN, UNSER ROLLING STONES – CLUB – EVENT „HEY JUDE & HEY JOE“ (HOMAGE AN JIMI HENDRIX UND JOHN LENNON ZU DEREN TODESTAGE AUS 2010) MIT DER BEATLES TRIBUT-BAND „GET BACK“ UND DER HENDRIX – TRIBUT – BAND „THE XPERIENCE“ STATT!

Wünsche Euch allen ein Super-Erholsames-Wochenende und verbleibe mit kollegial/solidarischen und mit stoned Grüßen

Euer
Manni Engelhardt -AK-Koordinator- und -Rolling Stones – Club – Manager-

Text: spaziergang mit_Manfred Engelhardt_klenkes viertel.doc, Vorwergnahme des Artikel in der KLENKES-AUSGABE März 2011

Foto(s): Werden im Originalartikel eingestellt!

Ein Spaziergang mit… Manfred Engelhardt

Sie erkennen mich an meinem Stones-Outfit“, lautet der letzte Satz in der Mail, in der uns Manfred Engelhardt den Spaziergangs-Termin bestätigt. Wir treffen einen Mann der Ideale, der gar nicht so viel über den Aachener Norden erzählen muss, um trotzdem klar zu machen, dass er ganz eng mit ihm verbunden ist.

Vor der Josefskirche haben wir uns verabredet. Eine lederne Halskette mit der Rolling Stones-Zunge als Anhänger, ein Jeanshemd, Koteletten – Manfred Engelhardt ist u.a. Manager des Stones-Club Aachen. Darüber hinaus war er – zusammen mit u.a. Ludwig Jost, dem jahrelangen Betriebsratsvorsitzenden bei Garbe-Lahmeyer – vor 35 Jahren einer der Gründerväter des Arbeitskreises Gewerkschafter, in dem er bis heute aktiv ist. Wodurch er immer noch eng mit dem Industrie- und Arbeiterviertel im Aachener Norden verbunden ist, der eigentliche Grund für unsere Anfrage. Doch die prallgefüllte Biografie und die angenehme Art Manfred Engelhardts lassen unseren Spaziergang zum Schauplatz einer angeregten Unterhaltung werden – eine Viertel-Begehung der anderen Art.

Manfred Engelhardt legt sofort los, erzählt von seiner Zeit als Koch-Azubi, in der er mit Kollegen immer in der „Spinne“, heute ein Beerdigungsinstitut, Billard gespielt hat, von diversen weiteren Kneipen und Gaststätten, in denen mit dem Arbeitskreis Gewerkschafter getagt wurde und wird und in denen er Tribute-Band-Abende organisiert. „Könnten Sie das Konzert ‘Hey Jude & Hey Joe’ am 9.4. bei Addi in Aachen-Brand erwähnen?“ Präsentiert vom Rolling Stones Club Aachen, moderiert von Manni Engelhardt. „Die Beatles, die Stones oder Hendrix – das war von jeher der Soundtrack unserer Arbeit.“

Während wir fast zwei Stunden durchs Viertel gehen, vom Adalbertsteinweg durch die Sedan- und die Joseph-von-Görres-Strasse bis zum Europa- und Blücherplatz, um schließlich durch die Dennewartstrasse zur Jülicher Strasse und vorbei an Zentis und Bombardier zum ehemaligen Garbe-Lahmeyer-Gelände zu gelangen, haben wir unterwegs kaum angehalten. Stattdessen unterhalten wir uns über das Phänomen Stuttgart 21 und über Vergleiche zum Arbeitskampf. „Ökologische Streitthemen haben zunächst weniger persönliche Konsequenz als der Arbeitskampf“, sieht Engelhardt nur wenige Parallelen, „da ist man wahrscheinlich schneller dabei.“ Er nennt das große Betriebe-Sterben in der StädteRegion als Beleg, beim Versuch einer Gegenbewegung, eines Schulterschlusses der Einzelgewerkschaften über den DGB stehe man vor der Quadratur des Kreises. „Trotzdem ist das Zeichen der Solidarität, das von den Protesten in Stuttgart ausging, nicht zu unterschätzen!“

An Engelhardts ehemaliger Berufsschule am Blücherplatz, heute ein Gebäude der Stadtverwaltung, machen wir dennoch explizit Halt. „Ich habe Koch gelernt“, sagt er, „und recht zügig mein Meister-Diplom gemacht.“ Mit 23 Jahren war er der jüngste Küchenmeister Deutschlands. Die erste von vielen bemerkenswerten Errungenschaften. „Hier hat eigentlich alles begonnen.“ Der gebürtige Breiniger fand später Anstellung beim Studentenwerk Aachen und wurde dort bereits mit 24 Jahren zum Personalratsvorsitzenden gewählt.

Wir gehen weiter in Richtung Denewartstrasse, vorbei am DGB, und sprechen über Engelhardts Aktionen im Arbeitskampf. „Ein langer Atem ist von Vorteil, wenn man solche Kämpfe ausfechtet“, sagt Engelhardt. Etwa beim dreifachen Doppel-Marathon von Münster nach Aachen. Bei diesem Lauf standen NRWs Studentenwerke an der Strecke durchs Ruhrgebiet, die öffentliche Aufmerksamkeit war gesichert. Doch auch ein Marathonläufer muss beißen: „bei Kilometer 34 ist im Allgemeinen so ein Moment, wo man seinen Willen braucht.“ Der km34 des Personalratsvorsitzenden war im Jahre 2000 erreicht, als er aufdeckte, dass die ÖTV-Führung seit 1997 mit den Geschäftsführern der Studentenwerke Geheimverhandlungen über eine Herausnahme aus dem Flächentarif BATgeführt hatten. „Jetzt müssen wir nicht nur gegen die Arbeitgeber, sondern auch gegen die eigene Führung kämpfen“, hatte sich Engelhardt damals konsterniert gezeigt. „Doch ist dieser Punkt einmal überwunden“, so Engelhardt heute, „hat man nur noch das Ziel vor Augen…“

Dann stehen wir schließlich vor dem ehemaligen Gelände von Garbe-Lahmeyer an der Jülicher Strasse. Und haben tatsächlich unterwegs einige Ecken ausgelassen, dafür aber viel über Engelhardt gelernt. „Mir fällt spontan eine Aktion ein, die ich Mitte der achtziger Jahre mit meinem Freund Ludwig Jost durchgeführt habe“, sagt Engelhardt mit Blick auf das Firmengelände. „Damals zeichneten sich schon Schwierigkeiten mit dem Erhalt der Arbeitsplätze bei Garbe-Lahmeyer ab“, weshalb der Betriebsratsvorsitzende Jost zur Aktion aufrief. Es stand aber zu befürchten, dass viele „noch nicht wirklich begriffen hatten, was die Stunde geschlagen hatte.“ Die breite Masse würde also nicht auf die Strasse gehen, „so beschlossen Herr Jost und ich, mit dem gesamten AK-Gewerkschafter eine Picket-Line zu bilden. Hintereinander aufgestellt marschierten wir quasi im Gänsemarsch mit ca. 30 Leuten über die Jülicher Straße und konnten so auf das Problem aufmerksam machen.“ Mit geringem Aufwand wurde eine hohe Aufmerksamkeit generiert. „Wir waren schon damals ganz schön kreativ“, sagt Engelhardt nicht ohne Stolz. Es geht also auch eine Nummer kleiner, wenn nur das Ergebnis stimmt. Dennoch: „Garbe-Lahmeyer war ein großer Betrieb. Jetzt ist er weg. Wir haben es kommen sehen und konnten es nicht verhindern.“

Das Viertel hat sich verändert, die Bedingungen der Arbeitnehmerschaft haben sich verändert. Manfred Engelhardt ist der gleiche geblieben: „Die Arbeit heute ist auch eine andere als damals. Jede Generation hat ihr eigenes Umfeld, ihre eigenen Voraussetzungen. Ich berate gerne, dränge mich aber nicht auf. Der Nachwuchs muss auf die eigenen Beine kommen.“ Engelhardt ist 2005 als dienstältester Personalratsvorsitzender Deutschlands in Altersteilzeit gegangen, befindet sich im „Unruhezustand! Füße stillhalten? Nein!“ Es wird weitergehen, auch für die Menschen und die Industrie im Aachener Norden.

cd

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