Werner Schell: „Ökonomie und nicht der Patient steht im Mittelpunkt!“

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Thema „Pflege“ ist und bleibt für uns als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) ein sehr zentrales, wie Ihr durch das Anklicken des nachstehenden Links unschwer feststellen könnt: http://ak-gewerkschafter.com/?s=pflege . Hier posten wir sehr häufig die wichtigen Mitteilung des PRO PFLEGE – SELBSTHILFENETZWERKS. Heute nun erreicht uns die nachstehende Pressemitteilung des Herrn Werner Schell, dem Vorstand des PRO PFLEGE SELBSTHILFENETZWERKES, unter dem Titel „ÖKONOMIE IM GESUNDHEITS- UND PFLEGESYSTEM – PATIENTEN STEHEN NICHT MEHR IM MITTELPUNKT“. Damit hat Herr Werner Schell nach unserer Ansicht den sogenannten „Nagel“ auf dem sogenannten „Kopf“ getroffen! Wir haben diese ausgezeichnete Pressemitteilung in ihrer Gänze sehr gerne zu Eurer Information auf unsere Homepage gepostet. Der Unterzeichner, der selbst eine höchst pflegebedürftige demenzkranke und fast 90 jährige Mutter hat und selbst 12 Jahre lang die Schwiegereltern mit seiner Frau zu Hause gepflegt hat, kann nur immer wieder wiederholen, dass unser Tun und Handeln für die Pflegefälle von heute auch ein Handeln für uns selbst ist; denn wir alle können die potenziellen Pflegfälle von Morgen und Übermorgen sein. Bewegen wir die Politikerinnen und Politiker, die sich aus diesseitiger Sicht nicht ausreichend mit diesem wichtigen sozialpolitischen Segment beschäftigt haben und beschäftigen!

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

 

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung

für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland

Harffer Straße 59 – 41469 Neuss

Pressemitteilung vom 22.10.2013

Ökonomie im Gesundheits- und Pflegesystem – Patienten stehen nicht mehr im Mittelpunkt

Die BRD hat sich bereits in ihren Anfängen zur Marktwirtschaft bekannt. Im Gefolge dieser marktwirtschaftlichen Ausrichtung ist auch das Gesundheits- und Pflegesystem ökonomisch ausgerichtet worden. Diese ökonomische Ausrichtung ist wohl grundsätzlich richtig, darf aber nicht zum Selbstzweck werden. Vielfältige soziale Aspekte müssen Berücksichtigung finden (-> Art. 1, 2 und 20 Grundgesetz).

Leider sind aber die einschlägigen Lobbyisten seit vielen Jahren dabei, allein der ökonomischen Ausrichtung des Gesundheits- und Pflegesystems stets mehr Raum zu geben. Die Interessen der Patienten und pflegebedürftigen Menschen kommen dabei immer weniger zur Geltung. Es gelingt z.B. seit Jahren nicht einmal, die „Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Personen“ in subjektiv-öffentliche Rechte umzuwandeln und damit einen verbindlichen Rahmen zu geben.

So hat sich auch in den Krankenhäusern das Prinzip breit gemacht, dass Umsätze mittels Fallpauschalen (DRG) höchste Priorität haben (siehe z.B. die große Zahl unnötiger Operationen). Folglich bleiben auch die Interessen der Pflegekräfte auf der Strecke nach dem Motto: „Ärzte bringen Geld, Pflegekräfte kosten Geld.“ – Das ist eine Entwicklung, hier nur in Kürze skizziert, der in einer Gesundheits- und Pflegereform entschieden entgegen getreten werden muss.

Und dazu der Klartext für den Pflegebereich:

Pflegenotstand der BRD in Zahlen … Auf 100 zu pflegende Personen ….

… über 80 Jahre kommen nach OECD-Berechnungen in der Langzeitpflege in Schweden 33,2 Vollzeitstellen, in Norwegen 22, in den Niederlanden 19, in der Schweiz 16,5 und in Deutschland lediglich 11,2.

Quelle: Zeitschrift „change“, Das Magazin der Bertelsmann Stiftung, 3/2013 (Seite 46). Titel der Ausgabe „Pflege – Ganz nah bei den Menschen – Große Herausforderungen und neue Wege in der Pflege“.

Damit ist eindrucksvoll bestätigt, warum wir in Deutschland von einem Pflegenotstand sprechen müssen.

Wir haben einen Mangel dergestalt, dass für die stationären Pflegeeinrichtungen keine auskömmlichen Stellenschlüssel vorgesehen sind. Folglich fehlt für die gehörige Zuwendung Personal vorne und hinten. Würde man die dadurch eintretende Arbeitsverdichtungen u.a. durch bessere Stellenschlüssel auflösen und ergänzend angemessene Vergütungen vereinbaren, könnten wir uns auch mit Blick auf die Zukunft Diskussionen um einen Fachkräftemangel in der Pflege sparen (zumindest vorerst). Das Thema Pflegenotstand wird am 13.05.2014 Gegenstand eines großen Pflegetreffs in Neuss-Erfttal sein. Siehe dazu die ersten Hinweise unter:

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19125

Zum Pflegenotstand finden Sie u.a. Beiträge unter:

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=18558

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=18285

Weiterhin richtig: „Mehr Personal, bessere Pflege

-> http://www.ngz-online.de/neuss/nachrichten/mehr-personal-bessere-pflege-1.316561

Quelle: http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19668

Ergänzend eine Krankenhausärztin:

„In dem ständig steigenden Arbeitsdruck geht langsam, aber stetig etwas verloren, was wesentlich wäre für eine patientenorientierte Medizin: genug Zeit für Zuwendung, Zuhören, Trost. Man muss es deutlicher sagen: Der Patient steht nicht mehr im Mittelpunkt medizinischer Bemühungen, sondern er, besonders sein kranker Körper, wird zum Störfaktor. Die ökonomisierte Medizin gleicht diese Probleme, die der Patient macht, mit Technik aus, die deutlich weniger Zeit und Personal erfordert:

– Kann ein Patient im Krankenhais nicht mehr genügend trinken und das heißt: nicht mehr genügend schnell, bekommt, bekommt er einen Tropf gelegt. …

– Isst ein Patient zu wenig oder zu langsam, wird ihm eine Magensonde gelegt. …

– Nässt ein Patient immer wieder ein, wird ihm ein Dauerkatheter gelegt. …

– Verhält sich ein Patient unruhig, werden Bettgestelle oder Fixierungen angebracht. …

Rettet die Medizin vor der Ökonomie …“

Quelle: Werner Bartens „Das sieht aber gar nicht gut aus – War wir von Ärzten nie hören wollen“; Pantheon Verlag, München Oktober 2013 (Seite 82 ff.)

http://www.wernerschell.de/forum/neu/viewtopic.php?t=19688

Werner Schell – Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk – http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Eine Antwort zu Werner Schell: „Ökonomie und nicht der Patient steht im Mittelpunkt!“

  1. lenz christa sagt:

    ja … den rat , beziehungsweise hinweis hab ich auch mal meiner stationsleiterin gegeben als sie mir was vom stellenschlüssel …. erklären wollte zur grundkörperpflege einer dementen pflegebedürftigen betagten bewohnerin … schafft euch ein fließband und einen guten kärcher an und klebt beim waschvorgang den mund zu … daß ist billiger und schneller … hauptsache eure kassen klingeln … hi hi und über solche schwestern rabiata hat man doch auch schon mal was im fernseh gesehen … oder ??? . danach bin ich international lkw gefahren … man muß nur flexibel sein …

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