Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) haben wir über den Kollegen Udo Buchholz, dem Vorstandsmitglied und Pressesprecher des BBU (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=udo+buchholz+bbu), die gemeinsame Pressemitteilung von 8 Umweltschutzorganisationen erhalten.
Diese befasst sich mit Urencos massiven Uranmüllproblemen und der weiteren Verzögerung der Uranumwandlung in UK!
Wir haben die komplette Pressemitteilung nachstehend zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme auf unsere Homepage gepostet und in der Kategorie „ATOMPOLITIK“ (http://www.ak-gewerkschafter.de/category/atompolitik/) archiviert.
Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-
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Pressemitteilung von 8 Umweltorganisationen:
Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Schüttorf
Bündnis AgiEL – AtomkraftgegnerInnen im Emsland
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
Gronau/Münster, 29. November 2019
Urencos massive Uranmüllprobleme:
– Uranumwandlung in UK verzögert sich weiter
– 300 Mio. Euro Sparprogramm wegen Kostenüberschreitung
9. Dezember: Neuer Uranmülltransport Gronau-Russland?
– Polizeiliche Vorladungen in Novouralsk
Der Urananreicherer Urenco, der in Gronau/Westfalen die bundesweit
einzige Urananreicherungsanlage betreibt, hat weiterhin massive Probleme
bei der Entsorgung des abgereicherten Uranhexafluorids (UF6), das bei
der Urananreicherung in großen Mengen als Abfallstoff anfällt. Nach
Auskunft der NRW-Landesregierung steht die konzerneigene
Dekonversionsanlage für abgereichertes UF6 am britischen Standort
Capenhurst noch immer nicht zur Verfügung. Die erheblichen
Bauverzögerungen und Kostenüberschreitungen haben schon seit Jahren
Auswirkungen auf den Gesamtkonzern, auch in Deutschland.
AtomkraftgegnerInnen gehen davon aus, dass diese Probleme ein Grund für
die verzweifelten Versuche von Urenco sind, den konzerneigenen Uranmüll
billig nach Russland abzuschieben. Für Montag, 9. Dezember, rechnen sie
mit dem nächsten Uranmülltransport von Gronau nach Russland und kündigen
neue Proteste an.
Die britische Dekonversionsanlage in Capenhurst war schon im Juni im
Beisein des damaligen britischen Industrieministers Andrew Stephenson
feierlich eingeweiht worden. Sie sollte ursprünglich bereits 2015 in
Betrieb gehen und rund 400 Mio. Pfund (ca. 460 Mio. Euro) kosten. Nach
britischen Medienberichten gab es jedoch erhebliche Probleme beim Bau,
sodass die Baukosten bereits im Juni auf rund 1 Mrd. Pfund (ca. 1,15
Mrd. Euro) geschätzt wurden. Heute, fünf Monate nach der Einweihung,
scheint es nun immer noch Probleme zu geben. Dekonversionsanlagen sollen
abgereichertes Uranhexafluorid in das lagerfähigere und stabilere
Uranoxid (U308) umwandeln. In Gronau steht seit 2014 eine neu gebaute
Lagerhalle für Uranoxid leer und soll laut Urenco bis mindestens 2024
auch leer bleiben.
In Folge der erheblichen Kostensteigerungen in Capenhurst legte Urenco
schon 2017 ein konzernweites Sparprogramm über 300 Mio. Euro auf. In
Deutschland wurde daraufhin z. B. der Standort Bad Bentheim (15 km
nördlich von Gronau) geschlossen. Bereits 2016 hatte Urenco nach eigenen
Angaben gegenüber dem WDR für Capenhurst einen ersten Vertrag zum Export
von abgereichertem UF6 von Capenhurst nach Russland geschlossen. Die
Dekonversionsanlage in Capenhurst ist zudem viel zu klein, um sämtliches
UF6 von Urenco in Uranoxid lagerfähig umzuwandeln. Für Gronau gibt es
damit weiterhin keine ansatzweise tragfähige Lösung für die sichere
Entsorgung des Uranmülls. Neben der Urananreicherungsanlage in Gronau
betreibt der internationale Urenco-Konzern, an dem auch RWE und E.ON
beteiligt sind, Urananreicherungsanlagen in Almelo (NL), Capenhust (GB)
und Eunice (USA).
„Es ist offensichtlich, dass Urenco mit der schadlosen Entsorgung der
Uranabfälle völlig überfordert ist. Bauverzögerungen, Kostenexplosionen,
Sparprogramme und jetzt Billigexporte nach Russland sprechen eine
deutliche Sprache. In Russland nimmt Urenco sogar den Bau von neuen und
technisch sehr gefährlichen Schnellen Brütern in Kauf, um den eigenen
Atommüll loszuwerden – das ist unverantwortlich. Wer so mit seinem
Atommüll umgeht, ist nicht geeignet für den Betrieb hochgefährlicher
Atomanlagen – wir fordern einen sofortigen Exportstopp für Uranabfälle
nach Russland sowie die umgehende Stilllegung der
Urananreicherungsanlagen in Gronau und an den anderen
Urenco-Standorten,“ erklärte Christina Burchert vom Arbeitskreis Umwelt
Schüttorf.
Bereits am jetzigen Sonntag, 1. Dezember, findet in Gronau an der
Urananreicherungsanlage um 14 Uhr der traditionelle Sonntagsspaziergang
statt.
Proteste in St. Petersburg, Moskau und Novouralsk:
Erste polizeiliche Vorladungen
Unterdessen hat es gegen die Ankunft des letzten Uranmüllzugs in
Russland unter anderem in St. Petersburg, Moskau und auch am Zielort
Novouralsk erste Protestaktionen gegeben. Nach Auskunft von russischen
Umweltschützern wurden mehrere Personen in Novouralsk deshalb von der
Polizei vorgeladen. „Es ist ein Unding, dass sich Urenco, die
Anteilseigner RWE und EON sowie die Bundesregierung die schwierige
politische Situation in Russland zunutze machen wollen, um den Gronauer
Uranmüll loszuwerden. Es kann nicht sein, dass der Abtransport des
Gronauer Uranmülls in Russland zu weiteren Repressionsmaßnahmen gegen
friedliche Bürger führt. Übernimmt die Geschäftsführung von Urenco dafür
die volle Verantwortung?“ fragte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis
Münsterland gegen Atomanlagen.
Quellen:
Landtags-Drucksache 17/7887 (18. November 2019):
Bericht im Cheshire Live (10. Juni 2019):
Urenco-Geschäftsbericht 2018 (2. September 2019):
Kontakt:
Christina Burchert, AKU Schüttorf, Tel. 0171-2804110
Matthias Eickhoff, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, Tel.
0176-64699023
Udo Buchholz, BBU/AKU Gronau, Tel. 02562/23125
Kerstin Rudek, BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Tel. 01590-2154831
Weitere Infos: