Pflegemängel – Mehr Pflegekräfte an die Pflegebetten – Strafanzeigen und Imagekampagnen helfen nicht weiter

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Besucherinnen und Besucher unserer AK-Webseite,

die Pflege und ihre künftige Sicherung ist wieder einmal Gegenstand der poltischen Debatte, wobei das „heiße Finanzierungseisen“ und der Fach- und Hilfskräfte-Mangel durch die Politik keiner vernünftigen Lösung zugeführt werden. Erstatte Anzeigen bei Staatsanwaltschaften sind nach unserem Dafürhalten nur Ablenkungsmanöver von den wahren Ursachen des bestehenden PFLEGENOTSTANDES! „PRO PFLEGE“ hat hier deutlich Stellung bezogen! Wir haben die Stellungnahme dieses SOZIALHILFENETZWERKS vom 03. Juni 2011 auf unsere AK-Homepage vollinhaltlich wie nachstehend zu Eurer Information gepostet. Der AK schließt sich dieser Stellungnahme vollinhaltlich an.

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Für den AK
Manni Engelhardt –Koordinator-

Pflegemängel – Mehr Pflegekräfte an die Pflegebetten – Strafanzeigen und Imagekampagnen helfen nicht weiter

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative
Vorstand: Werner Schell – Harffer Straße 59, 41469 Neuss
Telefon 02131 – 150779 – E-Mail: ProPflege@wernerschell.de
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“

Pressemitteilung vom 03.06.2011

Pflegemängel – Mehr Pflegekräfte an die Pflegebetten – Strafanzeigen und Imagekampagnen helfen nicht weiter

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich, vertreten durch den Vorstand Werner Schell, vor allem 2010 in die Pflegemängelsituationen in Mönchengladbach eingeblendet und über die gewonnenen Erkenntnisse und gebotenen Folgerungen in den Medien informiert (Printmedizin und TV, z.B. Aktuelle Stunde des WDR). Dabei konnte verdeutlicht werden, dass mit staatsanwaltlichen / strafrechtlichen Mitteln keine Befriedung in den Heimen zu erreichen ist. Auch ein Pflege-TÜV (mit Schulnoten), der im Wesentlichen auf die Dokumentation abstellt, ist ein untaugliches Mittel zur Reduzierung von Mängeln.

Es war daher zu erwarten, dass die seinerzeit von der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft weit über 30 eingeleiteten Ermittlungsverfahren zu nichts führen werden. Am 02.06.2011 konnte daher die Rheinische Post unter Berufung auf Erklärungen der Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach darüber informieren, dass bislang in keinem einzigen Fall Anklage wegen Körperverletzung usw. erhoben werden konnte. Zahlreiche Ermittlungsverfahren wurden bereits eingestellt.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat daher in einer erneuten Zuschrift vom 02.06.2011 an die Staatsanwaltschaft in Mönchengladbach Veranlassung gesehen, u.a. folgende Hinweise zu geben:

„Die Mängel liegen im Kern in den völlig unzureichenden Pflege-Rahmenbedingen begründet. Wir haben seit Jahren einen Pflegenotstand, der sich durch die demografische Entwicklung drastisch verschärfen wird. Daher gehören eigentlich nicht Pflegekräfte auf die Anklagebank, sondern die Politiker, die es bisher nicht zustande gebracht haben, für angemessene Pflegebedingungen zu sorgen und darüber hinaus Trägerverantwortliche, denen es in Einzelfällen offensichtlich an der Befähigung fehlt, die notwendigen personellen und organisatorischen Entscheidungen zu treffen. Daher habe ich auch wiederholt dafür plädiert, die Prüftätigkeit in den Pflegeeinrichtungen (Pflege-TÜV) in andere Bahnen zu lenken und vor allem allein auf die Lebens- und Ergebnisqualität abzustellen.“

In einer Erklärung vom 29.10.2010 wurde von Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, bereits ausgeführt:

„Es ist mir deutlich vor Augen geführt worden, dass die beklagten Pflegesituationen fast ausschließlich mit den unzulänglichen Pflegerahmenbedingungen zu tun haben. Unzureichende Personalausstattungen in den Pflegeeinrichtungen (und Krankenhäusern) führen zwangsläufig zu Leistungseinschränkungen, die dann in unterschiedlicher Ausprägung zu Zurücknahmen bei der Zuwendung und auch zu nicht immer ausreichend sorgfältigen Verrichtungen führen. Und diese Situation ist nicht auf eine Stadt, eine Region, beschränkt, sie ist, weil systemisch bedingt, wohl bundesweit gegeben. Dabei können sich natürlich Unterschiedlichkeiten in der Ausprägung ergeben. Dort, wo z.B. die Führungskräfte ausreichend qualifiziert und hoch motiviert arbeiten, vielleicht auch eine große Zahl ehrenamtliche HelferInnen mobilisieren können, mag es besser funktionieren. Aber alles in allem können wirklich gute oder gar sehr gute Pflegesituationen eigentlich nirgendwo garantiert werden.
Da ´Mönchengladbach überall ist` (oder sein kann) sehe ich die dringende Notwendigkeit, auf die politisch Verantwortlichen einzuwirken, unser Pflegesystem grundlegend zu reformieren, vor allem an einigen entscheidenden Eckpunkten Veränderungen per Gesetz vorzugeben.“

Aufgrund der gemachten Erfahrungen wurde vom Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, Werner Schell, inzwischen ein Buch mit dem Titel „100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen“ verfasst (Kunz Verlag, Buchreihe der Schlüterschen, Hannover; ISBN 978-3-89993-767-1). Es zeigt insbesondere für die Pflegekräfte auf, wie sie korrekt und ohne persönliche Nachteile mit unguten Pflegesituationen umgehen sollten. Weil es um eine komplexe Materie geht, informiert das Buch über die Grundsätze des Patienten-, Pflege-, Haftungs- und Beschwerderechts.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk bereitet im Übrigen als Interessenvertretung der pflegebedürftigen Menschen eine Stellungnahme zur überfälligen Pflegereform vor. Denn nach Überzeugung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk liegt der Knackpunkt der wesentlichen Beanstandungen im Pflegebereich in der völlig unzureichenden Stellendotierung. Darauf macht die Interessenvertretung seit Jahren in aller Deutlichkeit aufmerksam.

Imagekampagnen für die Pflege sind nach Auffassung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk allein deshalb entbehrlich, weil Pflegekräfte in der Bevölkerung bereits hohes Ansehen genießen. Die damit zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung und Anerkennung pflegerischer Arbeit muss endlich auch Niederschlag finden in einer deutlichen Verbesserung der Stellenschlüssel und sonstigen Arbeitsbedingungen.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Share
Dieser Beitrag wurde unter Gesundheitspolitik veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert