Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt die Story über die Begehrlichkeit mit Titel „MYRIAM“!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wie versprochen, veröffentlichen wir nachstehend die zweite Geschichte zu diesem Wochenende von unserem Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis-(AK-) Mitglied, dem Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic, zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme und Unterhaltung. Es ist eine gefühlovolle Geschichte über die Begehrlichkeit!

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

Eine Erzählung nach einer wahren Begebenheit von Dinarin Aleksandar Nikolic unter dem Titel „Myriam“:

„Myriam

Es ist schon viele Jahre her. Ich hatte eine eher zufällige, unbedeutende Begegnung, an die ich lange nicht gedacht habe. Seit einer gewissen Weile denke ich oft an eben jene Begegnung, die in Wirklichkeit von tiefer Bedeutung ist und ich empfinde tiefes Bedauern, wenn ich daran denke.

Es war die Begegnung mit Myriam. Nicht das ich bedauere, Myriam getroffen zu haben, sondern, dass ich sie seither nie wieder gesehen habe.

Zum ersten Mal sah ich sie in irgendeiner Kneipe, die ich damals nachts aufsuchte. Myriam kellnerte dort. Sie war schlank, hatte langes dichtes Haar, ein hübsches Gesicht – sie war keine Schönheit, aber sie gefiel mir. Eigentlich fiel sie mir auf, weil sie eine grazile Ausstrahlung hatte und mit graziösen Bewegungen die Getränke auf die Tische stellte.

In den folgenden Nächten sah ich Myriam immer wieder und in einer Nacht setzte ich mich an die Theke und zwar in die äußerste linke Ecke der Theke. Myriam stand dahinter. Ich bestellte ein Getränk, Myriam stellte es hin. Um ehrlich zu sein, ich wollte sie haben, aber sie sollte nicht mein sein. Ich hatte das dringende Bedürfnis ihr etwas zu sagen und nur weil Myriam es wollte, kam sie zu mir. Sie beugte sich über die Theke und es ist vollkommen unbedeutend, was ich ihr zuflüsterte, ich habe es einfach vergessen und ich weiß, dass ich mich nie daran erinnern werde. Aber gewiss weiß ich, dass ich mein Gesicht in ihren langen wundervoll duftenden Haaren vergrub. Ich sagte ihr etwas, sie drehte den Kopf und ich konnte nicht widerstehen, ihr Haar noch einmal in meinem Gesicht zu spüren. Eine gewisse Weile ging das so, um uns herum war ein Tosen und ein Gebrüll, ich vergas es für diese Weile und ich bin sicher, auch Myriam kümmerte sich nicht darum.

Wie gesagt, ich erinnere mich nicht an das, was ich gesagt hatte, aber sicher erinnere ich mich an das, was Myriam mir sagte. Sie sagte sanft und gefühlvoll: „Du bekommst doch eine Neue.“

Es war Spätsommer, ein heraufziehendes Gewitter türmte Wolken am Himmel auf. Ich saß in dieser kleinen Wohnung, die ich damals bewohnte und ich entschloss mich, die Wohnung nicht zu verlassen.

Die tiefgrauen Wolken wälzten sich geradezu über dem Himmel und hatten etwas Bedrohliches. Die Natur zeigte ihre Gewalt. Plötzlich zerrissen Blitze die Wolken, die sich mit großer Wucht entluden. Ich saß da, beobachtete das Naturschauspiel durch das geschlossene Fenster und dachte auf einmal an Myriam.

Ich ging zum Fenster dieser Wohnung im ersten Stock, sah auf die Straße und erkannte sie auf einem Fahrrad durch den Regen fahren.

Ich öffnete das Fenster, der Regen sprühte in das Zimmer, Mariam war bereits vorbeigefahren und ich rief „Myriam!“ – Sie drehte sich um, hob ihre linke Hand und fuhr dann weiter.

Myriam sah ich nur noch ein weiteres Mal. An einem sonnigen Tag sah ich sie an einem Ort in der Sonne sitzen. Sie hatte eine fahle Gesichtsfarbe. Ihr Haar glänzte nicht so, wie ich es in Erinnerung hatte und ihre Augen strahlten nicht so wie zuvor. Der Glanz, den sie in den Nächten zuvor ausgestrahlt hatte, war vollständig verblasst.

Wir grüßten einander durch ein leises Nicken, danach sah ich Myriam nie wieder.

Dinarin Aleksandar Nikolic“

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