Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt die Story mit dem Titel „Belle de jour de nuit“!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis- (AK-) Mitglied, der Schriftsteller Dinarin Aleksandar Nikolic (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=dinarin+aleksandar+nikolic), hat uns wieder einige Erzählungen zukommen lassen. Zum Wochenende werden wir Euch heute und morgen jeweils eine seiner Storys auf unsere Homepage posten.

Wir fangen heute mit der gefühlvollen Geschichte unter dem Titel „Belle de jour de nuit“ an, die nicht ganz ohne Hintergründigkeit geschrieben ist.

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Wir wünschen ein unterhaltsames Lesen und Entspannen.

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Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

„Belle de jour de nuit“ – Eine Erzählung des Dinarin Aleksandar Nikolic – nach einer wahren Begebenheit:

„Ich weiß und ich weiß nicht. Werde ich erinnert, weiß ich genau, werde ich nicht erinnert, weiß ich nie wieder.

Dennoch, ab und an erinnere ich mich und ich denke gerade jetzt an eine Begegnung, an eben jenem Ort, den ich in meinen Erzählungen immer wieder erwähne, der irgendwo und nirgendwo auf dem blauen Planeten gelegen ist.

Es ist lange her.

In jenen Nächten besuchte ich eine Bar, nicht regelmäßig, eher ab und an. Und genau diesen Abend, über den ich jetzt berichte, habe ich vergessen und sehr lange nicht daran gedacht. Dennoch habe ich ihn nicht vergessen, denn unvermittelt kam die Erinnerung.

Damals betrat ich die erwähnte Bar, sah mich um und sah einen freien Tisch in der wie gewöhnlich von vielen Gästen besuchten Bar. Fast alle Gäste befanden sich im vorderen, großen Bar-Raum.

Der Tisch stand in einer seitlichen Nische der Bar und am Nebentisch saßen vier junge Frauen. Ich setzte mich an den freien Tisch, bestellte ein Getränk, und bemerkte nebenbei die Uhr, die kurz vor Mitternacht zeigte.

Schon als ich diesen seitlichen Raum betreten hatte, hatte ich das Gefühl eine andere Welt zu betreten, eine entrückte Welt. Das Wirrwarr der Stimmen und die Musik drangen gedämpft in die Nische und ebenso gedämpft sprachen die jungen Frauen miteinander, allerdings nur ein paar Sätze und schwiegen dann. Die junge Frau, die am Kopf des Nebentisches saß, hatte kurz zuvor vor dem Tisch gestanden, ein paar leise Worte gesprochen und hatte mit den Freundinnen ein Glas Champagner erhoben. Danach hatte sie sich gesetzt.

Ich hatte, ohne die Vier intensiv zu beobachten, dennoch bemerkt, dass die junge Frau, die anscheinend etwas feierte, sehr schön war.

Ich wandte mich ab, sah in die Bar hinein ohne etwas zu sehen, da ich an diese junge, sehr schöne Frau dachte. Nicht das ich irgendeine Absicht gehabt hätte, ich dachte nur, dieser Frau würde ich den Namen geben – die Schöne des Tages und der Nacht; Belle de Jour, Belle de Nuit – .

Ich saß also da, von den Vier abgewandt in Gedanken versunken, als ich die leise Stimme eben dieser Frau hörte, die in unmittelbarer Nähe am Nebentisch saß. Sie hatte eine sanfte, betörende Stimme und sie lud mich auf einen Champagner ein, ich sollte an der Feier teilnehmen. Ich drehte mich zu ihr um, sie hatte wirklich ein wunderschönes Gesicht und eine Aura von bezaubernder Weiblichkeit umgab sie.

Ich lehnte ab, da ich Champagner nicht trinke, weil er mir Sodbrennen beschert.

Ich wendete mich wieder ab, sah in Richtung des überfüllten vorderen Bar-Raums, als ich erneut eine andere Stimme hörte. Die Freundin erneuerte die Einladung – ich lehnte erneut ab.

In diesem Raum, der von der Bar wie getrennt zu sein schien, kam eine sehr leise, gedämpfte Atmosphäre auf und wie ein sehr schwerer Schleier legte sich leise, eine schwere Trauer auf mich.

Ich sah aufmerksam in die Gesichter der jungen Frauen, und diese Gesichter spiegelten diese enorme Trauer. Wenn ich mich allerdings genau erinnere, spiegelten diese jungen Frauen die Trauer nicht, sie verursachten sie.

Ich hatte wirklich keinen Grund zu trauern, aber dennoch trug ich die Trauer.

Ich verweilte noch eine geraume Weile und als ich dann ging, nahm ich die Trauer mit. Ich sah erneut auf die große Uhr an der Bar–Wand, es war weit nach Mitternacht.

In der verbliebenen Nacht schlief ich tief und am folgenden Morgen erwachte ich mit dem ersten Gedanken an den Roman von Francoise Sagan –Bon jour tristes; guten Morgen Traurigkeit – . Und so war es auch, der Trauerschleier der vergangenen Nacht war immer noch da.

Ich stand auf, trank einen Kaffee und es war nicht wie sonst. Zudem hatte eine geschlossene graue Wolkendecke die Sonne verdeckt – ein wirklich grauer Tag. Ich rasierte mich nicht und duschte nicht wie gewöhnlich, sondern blieb einfach im Wohnzimmer auf der Couch sitzen und sah diese zwei Sideboards, die ich drei Tage zuvor gekauft hatte und die immer noch in der Mitte des Raumes standen.

In diesem Moment rief meine Schwester Wesna an. Es war wie immer, sie erzählte mit ihrer glasklaren Stimme dieses und jenes und sagte dann: „Hör mal, diese beiden Sideboards, die solltest du schwarz streichen. die mahagonirote Farbe passt nicht in die Wohnung.“

Wie immer, wenn meine Schwester mir etwas empfahl, tat ich es. Ich hatte schwarzen Lack und begann kurz nach dem Gespräch mit dem Anstrich.

Ich dachte an „belle de jour de nuit“, an die vergangene Nacht und der Schleier der Trauer, rief die Erinnerung an die Geschehnisse der Nacht immer wieder hervor und die Erinnerung verstärkte die Trauer.

Am Nachmittag hatte ich den Anstrich beendet, saß da, sah aus dem Fenster, sah dass die Sonne die Wolken aufgelöst hatte und entschied hinaus zu gehen.

Ich rasierte mich und duschte heiß und kalt. Langsam wich die Trauer, eine freudige Stimmung ergriff mich und es war erneut wie immer.

Wie gewöhnlich besuchte ich Bars und Cafés, an eben jenem Ort, der für die die wissen, irgendwo gelegen ist, für die die nicht wissen aber nirgendwo zu finden ist.

In der erwähnten Bar traf ich „belle de jour de nuit“, die „Schöne des Tages – die Schöne der Nacht“ nicht mehr.

Nur ein weiteres Mal sah ich sie, an einem sonnigen Tag mit einem Kinderwagen.

Ich gestehe, ich hatte sie kaum erkannt. Zweifellos war sie die Frau, die ich „belle de jour de nuit“ genannt hatte. Dennoch, diese betörende Schönheit jener Nacht war verwelkt. Die, die ich sah war nur noch ein Schatten der „Belle de jour de nuit“.

Ich habe sie dennoch nicht vergessen und doch vergessen, denn ihr Gesicht, eigentlich sie, ist in meiner Erinnerung so verblasst, als ob ich sie nie gesehen hätte.

Heute kann ich mir einiges erklären, weil ich heute weiß, was ich damals nicht wusste. Daher habe ich auch eine Ahnung, was diese jungen Frauen in jener Nacht gefeiert haben. Es ist allerdings nur eine Ahnung.

Sollten bei Ihnen, werte Leser/Innen, Fragen entstehen, bin ich sicher, dass sie alle, so oder so, für sich beantworten können.

Dinarin Aleksandar Nikolic“

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