Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt den 2. Teil seiner Story „Und täglich grüßt Caballo“!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

unser Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis- (AK-) Mitglied, der Schriftsteller Dinarain Aleksandar Nikolic (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=dinarin+aleksanda+nuikolic) hat uns den 2. Teil seiner Erzählung unter dem Titel „Und täglich grüßt Caballo“ (http://www.ak-gewerkschafter.de/2016/06/11/dinarin-aleksandar-nikolic-erzaehlt-die-geschichte-unter-dem-titel-und-taeglich-gruesst-caballo/) zukommen lassen. Diesen Teil 2 haben wir nachstehend zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme und Unterhaltung auf unsere Homepage gepostet.

Für den AK Manni Engelhardt –Koordinator-

Dinarin Aleksandar Nikolic erzählt den Teil 2 seiner Fortsetzungsgeschichte „Und täglich grüßt Caballo

„Wir waren immer noch auf dieser Hauptstraße, den Ort hatten wir bereits hinter uns gelassen und standen in einiger Entfernung vor einem langen, barackenartigen Gebäude. Ungefähr der Hälfte des Gebäudes war eine Veranda vorgebaut. Stühle und Tische standen darauf und es war eine Doppelflügelige Tür zu sehen, die von der Veranda ins Gebäude führte. Auf dem Dach sah ich eine hochaufragende Antenne und dachte etwas verdutzt, vielleicht ist das doch ein Flugplatz, denn ein Flughafen ist etwas anderes. Vielleicht könnten wir mit einer kleinen Propellermaschine die Reise fortsetzen.

Wir betraten das Gebäude und standen in einem mittelgroßen Raum vor einem Schalter. Das Fenster des Schalters gab den Blick in den Raum dahinter frei. Dort saß, hinter einem sehr breiten Panoramafenster ein Mann, mit dem Rücken zu uns gewandt. Seitlich war eine große Funkanlage zu erkennen. Ich klopfte an das Fenster. Der Mann drehte sich auf dem Drehstuhl, der mit Rollen versehen war, zu uns und glitt an den Schalter.

Kurz – wir erfuhren, an diesem Tage würde eine Düsenmaschine landen und weiter nach Trujillo fliegen. Das Flugticket bekämen wir an diesem Schalter für (umgerechnet) 27,00 D-Mark. Die peruanischen Inlandsflüge waren sehr, sehr günstig. Wann allerdings die Maschine landen würde, stünde nicht fest, denn nur wenn Passagiere an diesem Flughafen aufzunehmen wären, würde irgendeine Maschine zwischenlanden. Das könne bald sein, oder auch den ganzen Tag dauern. Aber auf jeden Fall an diesem Tag. Ich fand das ganze sehr skurril, ich hätte brüllen können vor Lachen, das war allerdings nicht angebracht, also unterdrückte ich es.

Nachdem wir die Tickets gekauft hatten, fragte ich, wo denn die Landebahn sei. Der Fluglotse, der auch alle sonstigen Verrichtungen auf diesem Flughafen erledigte, führte uns zur rückwertigen Seite des Gebäudes. Erst als wir ganz nah an der Lande- und Startbahn in einem waren, erkannten wir eine Rollsplitt-Bahn, die auch noch beunruhigend kurz war. Ich fragte, ob es tatsächlich möglich sei, hier Düsenflugzeuge zu landen. ´Si, por que no´ (Ja, warum denn nicht) war die Antwort.

Auf Grund der bronzefarbenen Haut war eindeutig zu erkennen, dass der Fluglotse ein Nachkomme der Ureinwohner Perus war.

Ich fühlte mich bestätigt. Diese Start- und Landebahn in einem und dann auch so kurz, lässt keinen gewöhnlichen Flugverkehr zu, dachte ich und dachte noch – keine Fluggesellschaft würde so einen riskanten Unsinn treiben, hier zu landen.

Ich war sicher, wenn Düsenjets hier landen, dann diese kleinen privaten Jets.

Es begann heiß zu werden und es gab tatsächlich gekühlte Getränke zu kaufen. Wir setzten uns an einen der Tische auf der Veranda, um auf den Flieger zu warten. Den Flugplatz konnten wir nicht verlassen, weil, wie der Lotse sagte,  jederzeit eine Maschine landen könnte.

Die Atmosphäre war dicht und schwer und es wurde heißer und wir sprachen kaum.

Die erhitzte Luft flimmerte und erzeugte Luftspiegelungen und ein Bild, als ob am Horizont das Meer begänne.

Wir waren am Morgen angekommen, mittlerweile war es um Mittag herum.

Plötzlich gab der Fluglotse einen markerschütternden Schrei von sich, der mich so erschreckte, dass ich vom Stuhl hochsprang. Die beiden anderen ebenfalls. Der Lotse schoss geradezu aus der Tür, um zur anderen Seite des Gebäudes zu sprinten und grässliche Schreie ausstoßend. Ich rannte hinterher, auch die beiden anderen, um zu sehen, was los sei.

Und was sah ich? Ein Pferd. Es stand mitten auf der Landebahn. Es war ein mittelgroßes Pferdchen, wahrscheinlich ein Wildpferd und stand in gerader Linie zum anstürmenden Fluglotsen und beobachtete ihn genau. Caballo (Pferd) hatte kürzere Beine, die Vorderbeine hatten eine leichte X-Form. Ich kann es nicht anders sagen, Caballo hatte einen klugen Gesichtsausdruck. Das Bild war sehr witzig, vor allem auch deswegen, weil das Pferd gewitzt zu sein schien. Der Fluglotse unterbrach seinen Sprint, um ein paar Steine, die überall herumlagen, aufzunehmen um sie Caballo überzubraten. Er begann die Steine zu werfen, aber die Entfernung war zu groß. Das Pferdchen blieb vollkommen ungerührt und ruhig stehen, als ob es die Wurfweite berechnen konnte, denn als der Lotse nach einem kurzen Zwischenspurt näher kam und sich bückte, um Steine aufzunehmen, legte Caballo ebenfalls einen kurzen Galopp ein und entfernte sich, blieb dann wieder stehen und beobachtete den Lotsen wieder genau. Dieser begann, steinewerfend und äußerst verärgert zu fluchen (ich verzichte darauf, hier diese Flüche zu wiederholen) und schrie ´todo el dia´ (alle Tage).

Ich erkannte, das sich dieses Ereignis anscheinend jeden Tag wiederholt – ich hielt es für unwahrscheinlich aber der Fluglotse bestätigte es später.

Das Spiel ging weiter – der Fluglotse stürmte voran, bückte sich, um Steine auf zu nehmen, Caballo galoppierte auf und davon. Es war wirklich ein schnelles Pferdchen.

Das ging so weiter, bis Caballo die Landebahn verlassen hatte. Es blieb in einiger Entfernung stehen und ließ den Fluglotsen nicht aus den Augen.

Der Fluglotse blieb auf der Landebahn stehen und schrie caballo die schrecklichsten Drohungen und Flüche zu. Die Drohungen, was Caballo ereilen würde, reichten von Wurst über Steak bis zu Luxusschuhen.

Nun, er war der einzige Angestellte auf diesem Flugplatz und konnte seinen Lotsenplatz, alleine wegen des Funkverkehrs, nicht lange verlassen. Er entfernte sich rückwärtsgehend von der Landebahn, ohne Caballo aus den Augen zu lassen. Caballo blieb außerhalb der Landebahn stehen. Cool und vollkommen ungerührt.

Weder zuvor noch danach, sah ich einen Einheimischen, mit so einem knallroten Kopf, dass sogar sein bronzefarbenes Gesicht knallrot leuchtete.

Ich konnte ihn verstehen, er war verantwortlich und ein Pferd auf der Landebahn, bei der Landung eines Flugzeugs, konnte katastrophale Folgen haben.

Aber das Spiel ging weiter. Der Lotse hatte, rückwärtsgehend, die Ecke des Flugplatzgebäudes erreicht und blieb um die Ecke versteckt, stehen. Sobald Caballo den Lotsen nicht mehr sah, setzte es zum Galopp an und blieb wieder mitten auf der Landebahn stehen.

Der Lotse wartete ein wenig, hechtete dann um die Ecke und stieß grässliche Schreie aus. Das Caballo setzte erneut zum Galopp an und blieb von der Bahn weit entfernt stehen.

Der Lotse ging rückwärts, zurück um die Ecke und blieb lauernd stehen. Caballo galoppierte sofort los, diesmal aber in die andere Richtung bis zur Ecke und war somit im Rücken des Lotsen. Dieser war zur anderen Seite konzentriert und bemerkte nicht, was hinter seinem Rücken vorging. Er wartete eine Weile, sprang dann schreiend und wild gestikulierend hervor, sah aber Caballo weit und breit nicht.

Er wartete noch etwas, ob sich Caballo nicht doch noch zeigen würde.

Das geschah nicht, so war er sicher, es für heute vertrieben zu haben, also konnte er seinen Lotsenplatz wieder einnehmen. Als er um die Ecke bog, blieb er wie vom Donner gerührt stehen, als er das Caballo vor sich, an der gegenüber liegenden Ecke, stehen sah. Er stürmte sofort schreiend und gestikulierend los, aber Caballo war viel, viel schneller, galoppierte auf und davon und blieb zwischen Landebahn und Flugplatzgebäude stehen.

Ich dachte jetzt – das Caballo ist tatsächlich in der Lage Distanzen berechnen zu können, denn es hielt immer einen Sicherheitsabstand ein, so dass der Lotse ihn nie erreichen konnte. Ich kann mir denken, dass dieser Umstand den Lotsen in Rage versetzen konnte.

Jetzt konnte Caballo den Lotsen nicht sehen, hatte aber beide Ecken des Gebäudes im Blick. Es dauerte eine Weile, der Lotse wollte für Caballo eine Spannungslage schaffen, um dann wieder schreiend hervor zu springen.

Caballo galoppierte zur gegenüber liegenden Ecke, der Lotse spurtete hinter das Gebäude. Das ging noch zwei Mal hin und her.

Meine beiden Reisegefährten und ich beobachteten sehr erstaunt das Spiel aus gewisser Entfernung. Weder Caballo, noch Lotse beachteten uns, wir waren für die beiden belanglos.

Dinarin Aleksandar Nikolic“

Fortsetzung folgt

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