Die GEWANTIFA hat uns Ihr Flugi Nr. 61 in Englisch gegen die Gorillas-Kapitalisten und dieAusbeutung ihrer Fahrer zukommen lassen! Wir haben das Flugi ins Deutsche für Euch übersetzt!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

soeben hat uns als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) eine erste Mitteilung der GEWANTIFA (http://ak-gewerkschafter.com/?s=gewantifa) im Jahr 2022 erreicht.

Darin überstellt uns die Organisation ihren jüngsten Flyer, der leider nur in Englisch lesbar ist.

Wir haben ihn deshalb nachstehend übersetzt:

Seit mehreren Wochen kommt es immer wieder zu Streiks beim kapitalistischen Lebensmittellieferanten Gorillas. Gorillas-Kapitalisten machen ihre Gewinne, indem sie Fahrradkuriere, sogenannte „Fahrer“, Lebensmittel aus lokalen Lagerhäusern nach Hause liefern lassen. Standorte gibt es in 21 deutschen Städten. In Deutschland und mittlerweile in acht weiteren Ländern nutzt Gorillas Tausende von Arbeitnehmern aus.

Extreme Arbeitsbedingungen

Die Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung der Fahrer bei Gorillas sind extrem. Löhne sind an der Armutsgrenze (10,50 Euro pro Stunde) und Rückenverletzungen treten häufig auf, weil die Rucksäcke zu schwer sind. Die enorme Gefährlichkeit der Arbeit (mit hohem Tempo mit dem Fahrrad durch Großstädte rasen, um Termine einzuhalten) verbunden mit hohem Arbeitsdruck führt immer wieder zu schweren Unfällen mit schweren Verletzungen, wie etwa einem Autofahrerunfall in Berlin am August 11, 2021.Bei Gorillas haben Reiter fast nur befristete Verträge mit einer sechsmonatigen Probezeit. Mehr als 90 Prozent der Fahrer haben solche Verträge. Die befristeten Arbeitsverträge und die Kündigungen während der Probezeit heben jeglichen Kündigungsschutz auf, da fast alle Fahrer diesen Job nicht länger als 6 Monate am Stück ausüben können. Dies liegt daran, dass die überwiegende Mehrheit der Fahrer Migranten mit einer befristeten Arbeitserlaubnis von drei Jahren sind bis sechs Monate. Eine Vertreterin des „Gorillas Arbeitnehmer Collective“ (GWC) erklärt: „Die Belegschaft besteht größtenteils aus Migrantinnen, die für ihr Visum auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag angewiesen sind. Die Gorillas-Kapitalisten machen sich diese reaktionäre Gesetzgebung zunutze: Entweder werden Arbeitnehmer ohne Angabe von Gründen in der Probezeit einfach entlassen und verlieren damit meist auch ihr Arbeitsvisum, oder spätestens nach sechs Monaten läuft das Visum ab und es werden einfach neue Migranten eingestellt“Beides – die Entlassungen in der Probezeit und die Ausnutzung des reaktionären Aufenthaltsrechts – richten sich vor allem gegen kämpfende Kollegen, sind also auch Mittel der Kapitalisten, um Streiks zu verhindern oder niederzuschlagen. Erstschlagaktionen Bereits am 8./9. Februar 2021 streikten Gorilla-Reiter in Berlin, als die vereisten Straßen untragbare Unfallgefahren mit sich brachten und die Reiter dennoch von den Kapitalisten zur Arbeit gezwungen werden sollten. Die GWC wurde damals gegründet und spielte eine führende Rolle bei der Organisation und Durchführung dieser Streikaktionen.Dann, am 9. Juni 2021, streikten etwa 100 Fahrer bei Gorillas in Berlin nach einem Kollegen war während seiner Probezeit ohne Vorwarnung entlassen worden. Ihre Forderung war, dass ihr Kollege seinen Job zurückbekommt. Mehrere Lagerzentren wurden blockiert.Dies war der Beginn einer Reihe beeindruckender Streik- und Kampfaktionen der Riders at Gorillas, zuerst in Berlin und dann in anderen Städten, die sich gegen extreme Ausbeutung und schreckliche Arbeitsbedingungen bei Gorillas richteten. Die Riders formulierten Streikforderungen. Sie versuchten und versuchen immer noch, diese durch Kampfhandlungen durchzusetzen. Damit haben sie auch die Legalität und das reaktionäre Gesetz zum „Streikrecht“ in Deutschland gebrochen!Nach dem 9. Juni folgten drei weitere Streiktage. Mehrere der damals noch 14 Lagerhäuser in Berlin wurden von insgesamt mehreren hundert Kämpfern vorübergehend blockiert. Am 28. Juni protestierten Fahrer gegen falsche Gehaltsabrechnungen. Am 30. Juni und 8. Juli streikten dann mehrere Lagerhäuser in Berlin. Am 17. Juli fuhren Arbeiter als Fahrraddemonstration von einem Lager zum nächsten und riefen jeweils zum Streik auf. Die GWC spielte eine führende Rolle bei der Initiierung und Durchführung dieser Streikaktionen. Die Streikaktionen im Juli in Berlin hatten eine mobilisierende Wirkung auf Gorillareiter in Amsterdam und London, die daraufhin versuchten, eigene Kampfaktionen zu organisieren. (Lieferung Riders Battle Exploitation in Berlin, YouTube, 4.8.2021)Am 13.8. Bundesweit kam es zu weiteren Aktionen und Demonstrationen gegen die Arbeitsbedingungen bei Gorillas und anderen Lieferdiensten, unter anderem in Berlin, Bremen, Hamburg, Stuttgart und Nürnberg. Es ging auch darum, den Kampf auf andere Fahrradlieferdienste wie Lieferando oder Wolt auszudehnen und gemeinsam zu kämpfen. In Berlin gab es eine gemeinsame Demonstration von Rider von Gorillas, Lieferando, Wolt, foodpanda und Domino’s. Bezeichnenderweise haben sich weder die NGG noch andere DGB-Gewerkschaften an diesen Aktionen beteiligt. Intensivierung des Kampfes Anfang Oktober 2021 Am 1. Oktober streikten Gorillas-Fahrer in Berlin erneut an mehreren Gorillas-Standorten. Im Bergmannkiez, Schöneberg und Gesundbrunnen wurden Gorillas-Depots lahmgelegt. An Gorillas-Gebäuden wurden Banner mit Aufschriften wie „Dieser Arbeitsplatz streikt“, „No pasarán“ und „Bu işyerinde grev var“ – „Du kommst nicht durch“ – angebracht.Gleich zu Beginn hatten zwei Mitglieder der Geschäftsleitung versucht, sich in die Filiale Bergmannkiez einzuschleichen. Eine Fahrerin berichtete: „Sie hatten sich als ‚Fahrer‘ verkleidet und wollten uns Aussagen entlocken, die sie gegen uns verwenden könnten (…) Sie waren jedoch miserable Schauspieler und als klar wurde, was los war, behandelten sie uns.“ extrem unfreundlich.“ (Zitiert aus taz online 4.10.21)Neben den Forderungen der Streikenden (siehe Kasten Seite 2) geht es auch um die Abwehr der sogenannten „Übergangsverträge“. In Berlin schickten die Gorillas-Kapitalisten Briefe an 1.700 von 2.000 Gorillas-Arbeitern, dass sie ab Oktober in einem offiziell ausgelagerten Unternehmen beschäftigt werden würden. Dies ist offensichtlich auch ein Versuch, die Wahl eines Betriebsrats zu torpedieren.Fast alle Arbeiter an den Standorten Bergmannkiez, Gesundbrunnen und Schöneberg sind nach Angaben des Gorillas Workers Collective inzwischen von den Gorillas-Kapitalisten per Brief oder Telefon fristlos entlassen worden. Ein Gorillas-Sprecher erklärte, dass all jene entlassen würden, die sich an den unangekündigten, „nicht autorisierten“ und nicht gewerkschaftlich organisierten Streiks und Blockaden beteiligt hätten (siehe spiegel online 5.10.21).Am 6. Oktober fand vor dem Gorillas-Hauptquartier in der Schönhauser Allee 180 in Berlin eine lautstarke Protestkundgebung statt. Auch Arbeiter anderer Lieferfirmen wie Lieferando und Solidarinnen aus anderen Sektoren nahmen teil. „Wilde“ Streiks?! Alle Streikaktionen der Gorillas-Riders waren und sind nach geltender Rechtslage sogenannte „wilde“ Streiks. Diese sind nach dem Streikgesetz in Deutschland illegal, dh verboten, da sie ohne Beteiligung einer Gewerkschaft organisiert und durchgeführt werden und nicht auf einen engen Forderungsrahmen beschränkt sind (siehe Kasten S. 4) A Vertreter des GWC brachte es auf den Punkt: „Die Auffassung, dass politische Streiks und sogenannte wilde Streiks verboten sind, wurde von Juristen aus der NS-Zeit geprägt.“Hervorzuheben ist hier der NS-Jurist Hans Carl Nipperdey (Präsident des Bundesarbeitsgerichts, 1954-1963). Dieser war einer der führenden Juristen der NS-Zeit, Mitglied der NS-Organisation „Akademie für deutsches Recht“ und einer der Verfasser des „Nationalsozialistischen Arbeitsgesetzes“. Nach 1945 wurde dieser Nazi erster Präsident des Bundesarbeitsgerichts und setzte mit seinen arbeitsgerichtlichen Urteilen und Stellungnahmen beispielsweise das Verbot sogenannter „wilder“ Streiks bis heute fest. Auf der Grundlage des Gutachtens von Nipperdey verboten die meisten Landesarbeitsgerichte 1952 den politischen Streik der Zeitungsdrucker gegen das reaktionäre Betriebsverfassungsgesetz.Gemeinsam kämpfen!Um den weiteren Kampf zu stärken, wollen die Gorillas-Kollegen auch mit Gewerkschaften kooperieren und einen Betriebsrat wählen. Im GWC ist man sich aber auch der Gefahren bewusst, die lauern, wenn man sich auf den Gewerkschaftsapparat und die Gewerkschaftsführung einlässt. Die Gefahr der Korruption von Betriebsräten durch Betriebsurlaub wird beispielsweise ebenso gesehen wie die Gefahr des zunehmenden Einflusses der Gewerkschaftsbürokratie in Streikkämpfen.Ein nächstes Ziel ist es, den eigenen Kampf mit den Kämpfen anderer Ausgebeuteter zu verbinden, Solidarität zu zeigen und gemeinsam zu kämpfen. Erste Ansätze gibt es bereits, z.B. in Berlin am 19.9 bei der gemeinsamen Demonstration von Gorillas-Rider und Kollegen aus anderen Branchen.(Quellen: https://twitter.com/gorillasworkers, labornet.de, AK 17.8.2021, junge Welt 1.10.21, Spiegel online 5.10.21)

Und nachstehend die entsprechende Original-Mitteilung der

Liebe Freund*innen und Genoss*innen,

Beiliegend schicken wir euch eine englische Version unserer Flugblatt „Solidarity with the strike actions of the Gorillas riders!

Wir würden uns freuen, wenn ihr dies in euren Umgebung weiterleiten könntet. Es gilt Solidarität zu zeigen und gemeinsam zu kämpfen!

Link zum Flyer:

https://gewantifa.wordpress.com/2022/01/02/solidarity-with-the-strike-actions-of-the-gorillas-riders/

Solidarische Grüße!

Gewantifa

+++++++++++++++++++++++++++++

Share
Dieser Beitrag wurde unter Antifa veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert