Die AACHENER ZEITUNG berichtet über die aktuellen Streiks in der Süßwarenindustrie!

 

Lokalteil Stadt Aachen vom 14.09.2024

 

Aachen Vor dritter Tarifverhandlungsrunde

 

Logo az2000 Beschäftigte bestreiken die Süßwarenindustrie in der Region

Produktion von Printen, Eis und Schokolade steht still: Angestellte aus Aachen, Eschweiler, Übach-Palenberg und Waldfeucht sind dem Aufruf der NGG gefolgt und demonstrieren am Freitagmorgen lautstark auf dem Bendplatz.

Beschäftigte der Süßwarenindustrie aus der gesamten Region demonstrieren am Freitagmorgen auf dem Bendplatz in Aachen für mehr Lohn. Foto: Dagmar Meyer-Roeger

Schulterschluss im Tarifstreit: Beschäftigte von Lindt und Lambertz in Aachen, Bon Gelati aus Übach-Palenberg und Waldfeucht, A&W Feinbackwaren in Eschweiler sowie Solent aus Übach-Palenberg setzten am Freitagmorgen auf dem Bendplatz gemeinsam ein Zeichen und demonstrierten lautstark für bessere Löhne in der Süßwarenindustrie. „Ihr sollt munter Schokolade, Printen und andere ‚leckere Kalorien‘ produzieren. Die Arbeitgeber verordnen euch dafür aber eine krasse Lohn-Diät“, umschrieb Tim Lösch, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Region Aachen, die Situation.

Mohamed Boudih, NRW-Chef der NGG und Verhandlungsführer der NGG in NRW, pflichtete ihm bei: „Die Süßwarenindustrie läuft wirtschaftlich besser als andere Bereiche in der Lebensmittelherstellung. Obwohl die Inflation sinkt, bleiben die Lebenshaltungskosten hoch. Es ist nicht mehr zu rechtfertigen, dass eure Löhne nicht steigen.“ Nach Einschätzung der NGG waren 1500 Beschäftigte aus der gesamten Region dem Aufruf zur Großdemo auf dem Bendplatz gefolgt. Sie stimmten Boudih – getreu ihres Mottos auf zahlreichen Schildern „Laut für mehr Geld“ – mit Pfeifen und Klatschen entschieden zu.

Der Warnstreik hatte bereits am Donnerstagabend begonnen, als die Mitarbeitenden die Produktion von Waffeln, Eis und Snacks ab 22 Uhr für 24 Stunden zum Stillstand brachten. Am Freitagmorgen stoppten weitere Werke ihre Arbeit, sodass in sechs Betrieben die Bänder still standen. Zusammen mit den Teilnehmenden der Großdemonstration auf dem Bendplatz sollen nach NGG-Angaben insgesamt 2000 Menschen dem Streikaufruf gefolgt sein. „Wir wollen den Arbeitgebern signalisieren, dass die Betriebe in ganz NRW zusammenstehen“, betonte Boudih, der im Anschluss an die Kundgebung in Aachen gemeinsam mit rund 300 Mitstreiterinnen und Mitstreitern nach Bonn gefahren ist, um vor dem Werk des Branchenriesen Haribo zu protestieren.

Es ist die zweite städteregionale Warnstreikwelle im Tarifkonflikt, der am Montag, 7. Oktober, in die dritte und entscheidende Verhandlungsrunde geht. 9,9 Prozent mehr Lohn fordert die NGG, mindestens aber 360 Euro mehr im Monat. Für Azubis soll es 190 Euro zusätzlich im Monat geben. Laut NRW-Verhandlungsführer Boudih hätten die Arbeitgeber in der vergangenen Tarifrunde 2,8 Prozent für das laufende Jahr sowie 2,2 Prozent für das folgende Jahr geboten. „Das ist erbärmlich, nicht wertschätzend und nicht annehmbar“, verkündete der NRW-Chef am Freitagmorgen.

Mohamed Boudih, NRW-Chef der NGG und Verhandlungsführer der NGG in NRW, sprach am Freitagmorgen zu den Demonstrierenden. Foto: Dagmar Meyer-Roeger
 

Für die kommende Verhandlungsrunde erhoffen sich die Streikenden, dass die Arbeitgeber die „Zeichen der Zeit erkennen“ und ein Angebot vorlegen, „dass den Menschen spürbar mehr Geld bringt“. Andernfalls sollen die Streiks und deren Auswirkungen massiver werden. „Es ist nicht unser Ziel, dass die Supermarktregale leer bleiben“, so Boudih, „doch wenn wir im Oktober nicht weiterkommen, war das heute nur ein Vorgeschmack.“

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