Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) haben wir über den Kollegen Klaus-P. Schleisiek zur traurigen Kenntnis nehmen müssen, dass der Gewerkschaftskollege und Friedensaktivist Horst Trapp im 87. Lebensjahr in einem Frankfurter Pflegeheim verstorben ist.
Ein treues Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen. In großer Trauer und Verehrung verneigen wir uns vor dem lieben Verstorbenen.
Wir werden ihm stets ein ehrendes Angedenken bewahren.
Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-
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Trauerbeitrag aus der
Zum Tod des unermüdlichen Friedensaktivisten Horst Trapp
Gewerkschaftsurgesteine: Horst Trapp, Harald Fiedler und Horst Koch-Panzner (von links). © Andreas Arnold
Einsatz für eine Welt, die von Waffen nichts hält.
Zum Tod des unermüdlichen Friedensaktivisten und Gewerkschafters Horst
Trapp.
Sein Leben lang hat er dafür gekämpft, dass die „Rinnsale“ der
Friedensbewegung „zu einem breiten Strom zusammenfließen“. Dieses Bild
gebrauchte Horst Trapp gern. Viele Jahre war der gelernte Mechaniker
eine prägende, bundesweit bekannte Figur im Kampf gegen Krieg und
Militarisierung der Gesellschaft. Jetzt ist er in einem Frankfurter
Pflegeheim 87-jährig gestorben.
Sein bewegtes Leben in wenigen Sätzen nachzuzeichnen, ist nicht
einfach. Er lernte in einem metallverarbeitenden Betrieb in Frankfurt,
gehörte zunächst den Sozialdemokraten an, stieg zum Vorsitzenden der
Frankfurter Jusos auf und arbeitete als Jugendsekretär der Gewerkschaft
IG Metall. Sein politisches Motto, das er nach dem Zweiten Weltkrieg
mit vielen jungen Menschen teilte, hieß: „Nie wieder Faschismus, nie
wieder Krieg“. Schon in den 50er Jahren brachte das Konflikte mit der
vorherrschenden Linie in der SPD und in der Gewerkschaft.
Der junge Mann ging auf die Straße gegen die Wiederbewaffnung der
jungen Bundesrepublik und gegen die neue Bundeswehr. Trapp erzählte mir
später, wie er schon 1961 am Ostermarsch teilgenommen habe. Damals
zogen die Demonstranten vom nordbayerischen Miltenberg, wo US-Raketen
stationiert waren, drei Tage lang durch die Dörfer zu Fuß zur
Abschlusskundgebung nach Frankfurt am Main. Um sie von den Straßen
fernzuhalten, wurde der Trupp der etwa 100 Menschen von der Polizei
über Felder und Wiesen gejagt. Die Bauern begegneten den
Demonstrant:innen nicht selten feindselig.
Seine Aktivitäten führten dazu, dass Sozialdemokrat:innen wie auch die
Gewerkschaft ihn aus ihren Reihen ausschlossen. Sein Leben lang kämpfte
er mit Anfeindungen. Bis zum Zusammenbruch der DDR musste er sich die
Aufforderung anhören: „Geh doch nach drüben!“. Trapp hielt dagegen:
„Wir marschieren nicht gegen den Westen, wir marschieren nicht gegen
den Osten, wir marschieren für eine Welt, die von Waffen nichts hält.“
Mit Weggefährten wie Willi van Ooyen führte Trapp in den 80er Jahren
die Deutsche Friedensunion (DFU), die von der DDR unterstützt wurde.
1980 formulierte er den Krefelder Appell gegen atomare Aufrüstung mit.
Ich habe mich immer wieder darüber gewundert, dass ein Mensch, der
wegen seiner Positionen persönlich hart angegriffen wurde, selbst so
ruhig und überlegt auftreten konnte, mit einem verschmitzten Humor,
einem kleinen Lächeln. Trapps Stimme wurde weithin gehört, als Mitglied
im Bundesausschuss Friedensratschlag. In Frankfurt gründete er die
Friedenswerkstatt, die, unterstützt vom damaligen DGB-Kreisvorsitzenden
Harald Fiedler, im Gewerkschaftshaus ihren Sitz hatte und noch hat. In
allen Reden, bei unzähligen Auftritten und Appellen blieb er bei seiner
pazifistischen Position, kritisierte die Kriege, die etwa der Westen im
Irak oder in Afghanistan anzettelte. Noch in den letzten Lebenswochen
warb der Gewerkschafter angesichts des blutigen russischen
Angriffskriegs in der Ukraine für eine friedliche Lösung. „Unsere
Friedenstaube fliegt nicht mehr“, hieß es in den Nachrichten, die
gestern in der Gewerkschaftsbewegung kursierten. Und man spürte dabei
große Betroffenheit und Trauer.