Wegen der Einfügung des Videos „Dieter Schinzel im Gefängnis“ wurd dieser Beitrag wieder für einige Zeit oben gehalten!
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) haben wir am gestrigen Tage zur Kenntnis genommen, dass das Studentenwerk Aachen – A.ö.R.- (http://www.ak-gewerkschafter.com/?s=studentenwerk+aachen) in den Aachener Zeitungen groß sein 100-jähriges Jubiläum angekündigt hat.
Der Klick auf den nachstehenden Link führt Euch direkt auf den Bezahlartikel der Aachener Zeitung.
Ein fast textgleicher Beitrag befindet sich jetzt auf der Homepage des Deutschen Studentenwerks in der Rubrik „JUBILÄEN“.
100 Jahre Studierendenwerk Aachen
Am 18. Mai 1920 haben sich im Aachener Universitätsviertel rund tausend hungrige Studenten in einer umfunktionierten Turnhalle versammelt. „Mensa academica“ nannte sich der improvisierte Speisesaal, den die Hochschule in den Wirren der Nachkriegszeit für ihre Studierenden geöffnet hat. Die aus der Not heraus geborene Idee ist bahnbrechend: Noch nie hat es Studentenhilfe in dieser organisierten Form gegeben. Es ist die Geburtsstunde des heutigen Studierendenwerks Aachen.
Damit keiner der Programmpunkte im Jahr 2020 verpasst wird, bietet in Kürze eine Jubiläumsseite nicht nur einen Überblick über die wichtigsten historischen Meilensteine der Aachener Studierendenhilfe, sondern ebenfalls einen Eventkalender, der Interessierte auf dem Laufenden hält.
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Durch den Klick auf den nachstehenden Link kann der Beitrag online auf der Homepage des Deutschen Studentenwerks gelesen werden.
> https://www.studentenwerke.de/de/content/100-jahre-studierendenwerk-aachen !
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Als AK sind wir der Meinung, dass dieser Beitrag in seiner Vorankündigung erhebliche Tatsachen zu bestimmten Zeitabschnitten ausgelassen hat.
Der Zeitraum von 1933 bis 1945 ist komplett ausgeblendet. Die Rolle des stellv. Geschäftsführers Hans Ott zum Beispiel, der in dieser Zeit zum NSDAP-Studentenführer aufstieg, wird in der Vorankündigung zum Jubiläum vollständig ignoriert. Ott wurde vom Reichsstundentenführer der NSDAP zum kommissarischen Studentenführer in Aachen ernannt. Im Sommer 1939 gab es 1000 Studierende im Bereich der Technischen Hochschule. Und das Studentenwerk im Bereich der Technischen Hochschule wurde von den jeweiligen Studentenführern quasi regiert.
Quelle: https://books.google.de/books/about/Die_Technische_Hochschule_Aachen_im_Drit.html?id=JEkERRPcLHEC&redir_esc=y !
Nach dem Zusammenbruch des NAZI-Regims und am Anfang der Bundesrepublik Deutschland wurde das Studentenwerk Aachen als eingetragener Verein neu gegründet.
Diese Rechtsform hatte unter der Geschäftsführung des Johannes Redding bis zum Jahre 1974 Bestand. Das Kontrollorgan war der Vorstand des eingetragenen Vereins. Die Arbeitnehmervertretung war der Betriebsrat (Betriebsverfassungsgesetz).
Anfang der 70-er Jahre kam es zum großen Studierendenstreik unter der Führung des Asta (Der ehemalige MdB und MdE Dieter Schinzel spielte hier eine dominante Rolle als einer der Streikführer!). Das Studentenwerk wurde tagelang boykottiert. Der Mesa-Betrieb wurde ob des Boykotts gänzlich eingestellt. Erst nach der Einstellung eines diplomierten Küchenmeisters auf Empfehlung der DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG beruhigte sich die Situation und der Betrieb konnte in den Küchen wieder zu 100 % aufgenommen werden.
Im Jahr 1974 wurde das Studentenwerk Aachen (wie alle übrigen Studentenwerke des Landes NRW) in die Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts erhoben. Ab diesem Zeitpunkt galt das Studentenwerksgesetz von NRW. Darin wurde der Verwaltungsrat als Kontrollorgan bestimmt. Das kollektive Arbeitsrecht nahm ab diesem Zeitpunkt der Personalrat wahr (Landespersonalvertretungsgesetz von NRW).
Mitte der 70er Jahre kam es wieder zu einem großen Streik der Studierenden gegen Mietenpreis- und Essenspreiserhöhungen. Das Hauptgebäude an der Turmstraße 3 wurde von Studierenden besetzt. Der Asta (mehrheitlich SHB und MSB-SPARTAKUS) führte die Studierenden an.
Der Geschäftsführer Johannes Redding ging aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand.
Nach einigen Monaten mit Interimsgeschäftsführern wurde dann Dieter Schinzel zum Geschäftsführer des Studentenwerks Aachen – A.ö.R.- (http://ak-gewerkschafter.com/videos/videos-bis-1999/sk-15-uber-dieter-schinzel-02-06-1994/) bestellt,
(Foto von Ratajczak aus Aachener Zeitung https://www.aachener-zeitung.de/nrw-region/boeses-konkursende-fuer-schinzel_aid-28129273)
der allerdings nach nur zweijähriger Tätigkeit und eine dubiose „Studentenwerks-Affäre“ hinterlassend, 1979 die Geschäftsführung aufgab und in das Europa-Parlament einzog.
Quelle: Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten / BILD-Zeitung
1976 gab die Landesregierung ein Rationalsierungsgutachten bei der Firma KRUPP in Auftrag, das durch den Arbeitnehmer-Druck – nicht zuletzt auch aus dem Studentenwerk Aachen – vom Tisch kam.
1981 kam es zur dann zu einer weiteren großen Protestaktion gegen die Sparpolitik des Landes NRW in Bezug auf die Kürzung der Landeszuschüsse auch in Aachen. Bei einer Protestkundgebung in Düsseldorf nahmen 40.000 Studierende und ca. 800 Studentenwerker/Innen aus dem gesamten Land NRW teil. Der Sparerlass, der eine Einsparung von 1 % der Zuschussmittel des Landes vorsah, wurde seitens des Wissenschaftsministers zurückgenommen.
1992 kam es zu einem 7-tägigen Totalstreik der Beschäftigten des Studentenwerks Aachen, der dazu führte, dass alle Einrichtungen des Studentenwerks geschlossen wurden. Die Streikführung hatte die Gewerkschaft ÖTV (heute Ver.di) inne. Der Organisationsgrad von 95 Prozent der Studentenwerker/Innen ermöglichte diesen Arbeitskampf. Der Hintergrund war eine geforderte Lohnerhöhung. Der Klick auf den nachstehenden Link bättert das entsprechende Streikvideo auf.
> http://ak-gewerkschafter.com/videos/videos-bis-1999/1992-streik-im-studentenwerk-aachen/ !
Quelle: Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten und Publikationen der Gewerkschaft ÖTV
1995/1996 wurde das zweite Rationalisierungsgutachten für die Studentenwerke durch die Landesregierung von NRW diesmal bei der Firma KPMG in Auftrag gegeben. Auch dieses Rationalisierungsgutachten wurde durch massiven Druck – besonders aus dem Studentenwerk Aachen – zu großen Teilen vom Tisch genommen.
http://ak-gewerkschafter.com/videos/videos-bis-1999/protestlauf-vom-3-4-5-juli-1996/
Unbedingt wäre anzumerken, dass die seit Jahren anhaltende Mittelkürzung bei den Landeszuschüssen dazu geführt hat, dass beim Studentenwerk Aachen in der Bilanz 2017 unter Abschnitt „B“ = „UMLAUFVERMÖGEN / WERTPAPIERE“ festgestellt werden kann, dass hier eine Summe von 3.000.000,00 Euro zum 31.12.17 ausgewiesen ist, die einer Summe von 0 Euro zum 31.12.16 gegenübersteht.
Das zeigt deutlich, dass das Land NRW sich immer weiter aus der Finanzierung der Studentenwerke herausklemmt.
Quelle: Geschäftsbericht 2017 des Studentenwerks Aachen
Mehr dazu nach dem Klick auf den hier stehenden Link.
Diese Auflistung wird noch einmal aktualisiert. Themen wie die Ablösung des Honnefer Modells als ein Vorläufer des heutigen Bundesausbildungsförderungsgesetzes zur finanziellen Unterstützung von Studenten während ihres Studiums werden Eingang in diesen Beitrag finden. Es wurde 1955 von einer Konferenz in Honnef beschlossen und zum Wintersemester 1957/58 offiziell eingeführt. Es wurde Anfang der 70er Jahre durch das BAFöG abgelöst. Es hatte auch im Studentenwerk Aachen Auswirkungen und führte zu einer Flut von Eingruppierungsklagen bei den Mitarbeiter/Innen des BAFöG-Amtes, die für die betroffenen Beschäftigten positv verliefen.
********************************************************
Auch ausserhalb dieser Aufzählung kam es zu vielfältigen Protestaktionen, wie in der nachstehenden Gewerkschafter-Information aus dem Jahr 1998 zu lesen steht.
Vor der Jubiläumsfeier werden wir einen Pressebericht erstellen und eine Pressekonferenz geben, wo der unterzeichnende Koordinator, der 35 Jahre aktiv im Studentenwerk Aachen tätig war, die Ergänzungsdetails der Öffentlichkeit vorstellen wird.
Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-
Lieber Kollege Manni Engelhardt,
dein Beitrag weist aus, dass du als langjähriger Personalratsvorsitzender, der sich heute im Ruhestand befindet, ein profundes Wissen über das Studierendenwerk (Studentenwerk Aachen) besitzt.
Da ist es für meine Kollegen und für mich vollkommen uverständlich, dass dein Wissen durch das Sudierendenwerk nicht abgefragt worden ist?
Besonders die Zeit der Nazidiktatur hätte beleuchtet werden müssen, was seitens der Verfasserinnen und Verfasser des Jubiläumsartikels vollkommen unterlassen wurde.
Die Streiks der Studierenden und der große Streik des Personals aus dem Jahre 1992 hätten unbedingt Erwähnung finden müssen.
Für mich ist der Artikel des Studierendenwerks (salopp formuliert) ein „Stümperwerk“.
Mit kollegialen Grüßen
Klaus-Friedel Klär
Auweia, Auweia, liebe Kolleginnen und Kollegen,
da ist man ganz einfach sprachlos. Wenn man den Bericht des Studierendenwerks dem Bericht des Manni Engelhardt gegenüberhält glaubt man, dass hier über zwei verschiedenen Institutionen berichtet wird.
Der Bericht des Studierendenwerkes beinhaltet Friede, Freude, Eierkuchen, denn selbst der geneigte Leser muss sich das wirklich Historische selber zusammensuchen.
Einfach fatal, dass ein Rentner, der zwar viele Jahrzehnte im Studierendenwerk in Funktion war, die wirklich historisch wichtigen Ábschnitte in korrektiver Fassung dem Bericht zufügen muss, um ein korrektes Gesamtbild erzeugen zu können.
Auweia, Auweia, Auweia…!
Fritz Winkelmann
Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gewerkschafterkreises in Aachen,
sehr wahrscheinlich hat es für die heutige Führungsmannschaft des Studierendenwerks weder eine Naziherrschaft noch eine Schinzelära oder einen totalen Streik der Beschäftigten gegeben.
Da soll wohl nur noch ein Wohlfühlklima herrschen, wie es in der Fledermaus von Johann Strauß zu hören ist. Es lautet: „Glücklich ist, wer vergisst, was einmal gewesen ist“.
Mit solidarischen Grüßen
Basti Heyden
Lieber Manni, liebe Kolleg/Innen,
als ehemaliger Arbeitskollege, der mit dir, lieber Manni, gemeinsam vor 50 Jahren auf dem Schiff als Koch gearbeitet hat, weiß ich genau, wie sehr du Wert auf die saubere Darstellung von Faktenlagen legst. Das kann ich auch heute noch so von dir behaupten, denn die Webseiten, die du pflegst (Rolling Stones und Gewerkschaft), sprechen einwandfrei dafür.
Mir scheint, dass dein Exarbeitgeber bestimmte Fakten, weshalb auch immer, in seinem Jubiläumsartikel nicht veröffentlichen will, oder ich müsste mich ganz schwer täuschen?
Sicherlich sind manche Sachen unbequem, aber sie deswegen komplett auszublenden ist der falsche Weg. Unbequeme Wahrheiten, wie z. B. der Zeitabschnitt 1933 bis 1945, sind für uns Deutsche kein Ruhmesblatt, gehören aber auf allen Ebenen nach aussen transparent gemacht. Da sollte die Leitung des Studierendenwerks nachbessern.
Mit den allerbesten Grüßen
Axel Manze
Hallo Gewerkschafter,
das Studierendenwerk Aachen wäre gut beraten, wenn es sich eure ergänzenden Fakten zu eigen machen würde. Dann könnte es zumindest am 100 Geburtstag eine komplette historische Rückschau präsentieren.
Paul Meuser
Lieber Kollege Paul,
deine Argumentation in allen Ehren, ich bin allerdings nicht davon überzeugt, dass das Studierendenwerk in Aachen das überhaupt will.
Es soll sicherlich aus deren Sicht eine „makellose“ Feier werden, wo die negative Faktenlage bei Veröffentlichung nur stören würde.
Und Kollege Engelhardt war in seinem unermüdlichen und nachweisbaren Kampf für das Personal immer nur ein Störfaktor für die Politiker im Lande NRW und für die Führungskräfte im Studierendenwerk.
Freundlichen Gruß
Beate Schreiber
Esther Kamps:
Hoffentlich kommt es auf der Jubiläumsfeier dieser Einrichtung nicht zur Geschichtsklitterei?
Da muss dann schleunigst mit der Presse der Wahrheit die Ehre erwiesen werden. Aber da mache ich mir bei einem Manni Engelhardt keine Sorgen, denn der wird schon wissen, wie er das dann ins richtige Licht für die Öffentlichkeit setzten wird.
Kollegialer Gruß
Esther