Die Hölle von Auschwitz: Morgen (07.10.19) ist es 75 Jahre her, dass ein jüdisches Sonderkommando Widerstand gegen den Massenmord leistete! Hieran erinnert ein Bericht in der AACHENER ZEITUNG!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) haben wir den Bericht in den Aachener Zeitungen von Donnerstag, den 03. Oktober 2019 auf der SPEZIAL-Seite unter dem Titel „Aufstand im Herzen der Todesfabrik“ mit großer Betroffenheit und großem Interesse zur Kenntnis genommen. Dieser Aufstand im KZ-Auschwitz-Birkenau (http://www.ak-gewerkschafter.de/?s=kz+auschwitz) ist mehr als ein Symbol für menschlichen Widerstand gegen bestialische Unmenschlichkeit unter schier aussichtslosen Bedingungen!

Dieser Beitrag erscheint es uns wert, auf unserer Homepage zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme übrernommen und in der Kategorie „ANTIFA“ (http://www.ak-gewerkschafter.de/category/antifa/) archiviert zu werden.

Für den AK Manni Engelhardt -Koordinator-

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Seite 14 ABC              SPEZIAL                Donnerstag, 3 Oktober 2019

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Das Tor in den Tod:Im deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau wurde der Massenmord industrialisiert. Für die furchtbarsten Arbeiten wurden das sogenannte Sonderkommando gebildet. Es bestand aus arbeitsfähigen KZ-Häftlingen. Phot. Wolfram Parge, GB]

Aufstand im Herzen der Todesfabrik

Der Holocaust in Auschwitz: Vor 75 Jsahren leistete das jüdische Sonderkommando Widerstand gegen den Massenmord.

VON ULRICH SCHIRBACH

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AACHEN Auschwitz-Birkenau – der Name des Vernichtungslagers ist ein Synonym für den Holocaust. Hier sind über eine Million Menschen ermordet worden, industriell, eine Todesfabrik. Und doch hat es auch  hier Widerstand gegeben, ein Aufbegehren gegen die Unmenschlichkeit der Nazibarberei. Am 7. Oktober 1944 – vor 75 Jahren – ist es zu einem spontanen Angriff von Männern des Sonderkommandos auf SS-Wachen gekommen. Es ist eine Verzwiflungstat gewesen, ohne Aussicht auf Erfolg. Es bleibt der einzige Aufstand eines Sonderkommandos, ein Zeichen – nicht mehr aber auch nicht weniger.

Das Vernichtungslager wird am 1. März 1942 fertiggestellt. Sein Zweck ist, so viele Menschen wie möglich zu ermorden. Das Mittel dazu ist Giftgas, Zyklon B, das seit Jahrzehnten zur Schädlingsbekämpfung hergestellt wird.

Zwei Bauernhäuser auf dem Gelände werden zu Gaskammern umgebaut, die Leichen der darin ermordeten Menschen in nahegelegenen Grunden verscharrt. Das führt zur Verunreinigung des Grundwassers. Jüdische Häftlinge müssen die Opfer ausgraben und verbrennen. Die Gefangenen werden danach getötet.

1943 werden neue Gaskammern errichtet, über denen sich Krematorien befinden. Der Massenmord an Juden, Roma und Sinti nimmt industrielle Ausmaße an. Auschwitz wird endgültig zur odesfabrik.

Eine Fabrik benötigt Arbeiter. In Auschwitz wird dazu ein Sonderkommando aus jüdischen KZ-Häftlingen aufgestellt. Erst in den letzten ahren des 20. Jahrhunderts ist ihm größere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Zum Teil liegt dies darin begründet, dass nur etwas mehr als 100 Männer dieser Gruppe überlebt haben. Vielleicht scheut man auch vor ihnen zurück, da sie, zumindest für eine gewisse Zeit, fälschlicherweise in den Ruch der Mittäterschaft geraten sind. Damit wird ihnen doppeltes Unrecht angetan, denn nicht nur sie sind Opfer gewesen, sie haben auch in Auschwitz und anderen Todeslagern die furchtbarsten Arbeiten erledigen müssen. Einer der Überlebenden formulierte es so: „Wir erledigten die Schmutzarbeit der Schoha.“ Gleichzeitig sind sie selbst ständig mit ihrem eigenen od konfrontiert gewesen.

Hinter der nüchternen Bezeichnung Sonderkommando verbirgt sich ein Grauen, das kein Nichtbeteiligter nachvollziehen kann. Diese Männer arbeiten im Herzen der Hölle.

Wenn Vergasungen bevorstehen, müssen sie die Öfen vorheizen. Das ist für das onderkommando das Signal, dass wieder tausende Menschen ermordet werden – und sie daran mitwirken müssen. Zuerst müssen sie die nichtsanhnenden Opfer zu den Umkleideräumen führen, sie beruhigen, ihnen immer wieder das Märchen von den Duschräumen erzählen. Versuche, die Todgeweihten zu warnen, bedeuten das Todesurteil.

Sie sortieren die Kleidung und das wenige Gepäck, während aus den Gaskammern das Schreien der Sterbenden zu hören ist. Und dann, wenn alles ruhig geworden ist, gehen sie in die Gaskammern und transportieren die Leichen zu den Öfen der Krematorien. Ein Arbeitstrupp muss den ermordeten Frauen die Haare abschneiden, damit diese in Deutschland verarbeitet werden können. Eine andere Gruppe bricht den Toten die Goldzähne heraus. Schmuck, Brillen und Prothesen werden gesammelt. Schließlich werden die geschändeten Opfer auf die Bahren geworfen  und in die Öfen geschoben.

Das ist der Alltag des Sonderkommandos. Ungehorsam, zu langsames Arbeiten, der Versuch einer Unterschlagung, all das bedeutet den Tod, lebendig verbrennen in diesen monströsen Öfen.

Niemand hat sich friuwillig zum Sonderkommando gemeldet. Bei Bedarf werden aus einem Transport Männer ausgewählt, meistens jung und kräftig, oft Friseure und Zahnärzte. Mit Gewalt werden sie zum Sonderkommando getrieben und müssen die Gaskammern ausräumen, in denen die anderen Menschen des Transportes gerade gestorben sind. Oft genug sehen sie die Leichen ihrer Familien und Freunde. Manche begehen Selbstmord, andere stürzen sich auf die bewaffneten SS-Wachen. Sie haben keine Chance, es gibt kein Entrinnen aus der Hölle. Die SS nennt es zynisch „Schocktherapie“.

Die Gaskammern und Öfen arbeiten fast ununterbrochen. Kommen keine Transporte an, finden im Lager „Selektionen“ statt. Arbeitsunfähige Häftlinge müssen ihren letzten Gang antreten. Im Gegensatz zu sanderen Opfern wissen diese Menschen, was ihnen bevorsteht. Für sie ist das Sonderkommande Teil der Mordmaschinerie. Die Männer bekommen ihren ganzen Abscheu zu spüren. In ihren Augen sind es Verräter, die sich an die SS verkauft haben. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den physischen Gegebsatz: Hier schmutzige, halbverhungerte Gestalten in Lumpen, dort saubere, vergleichsweise gutgenährte und zivil gekleidete Männer.

Die Zahl der Angehörigen des Sonderkommandos schwankt. Mitglieder werden ermordet oder begehen Selbstmord, weil sie seelisch zerbrechen. Hunderte werden in andere Vernichtungslager transportiert, um dort ähnliche Arbeiten zu machen – oder um dort ermordet zu werden.

Man darf sich diese Sonderkommandos nicht als einheitliche Gruppe vorstellen. Zwar wird es allgemein als „jüdisches“ Sonderkommando bezeichnet, aber unter seinen Angehörigen finden sich gewöhnliche Gefangene aus Deutschland und Polen, sowjetische Kriegsgefangene und Juden aus allen Ländern, in denen das „Ditte Reich“ seine Schreckenspläne verwirklichen kann. Mithin existieren zahlreiche Sprachbarrieren, säkuläre Juden arbeiten neben polnischen Katholiken, orthodoxe Juden neben russischen Atheisten.

Unter diesen Umständen ist an Widerstandsaktionen eigentlich kaum zu denken. äre da nicht die größte Verführerin von allen: die Hoffnung. Vielleicht ´gelingt doch ein Ausbruch. Schließlich tragen die Männer des Sonderkommandos zivile Kleidung. Ausserdem sind sie in besserer körperlicher Verfassung, als die anderen KZ-Häftlinge. Sie dürfen Lebensmittel aus dem Gepäck der Opfer für sich behalten, zusätzlich zu der äüblichen Ration. Die SS hat ein Interesse, diese Männer bei Kräften zu halten.

Das Sonderkommando ist in eigenen Baracken in der Nähe der Krematorien untergebracht. Die Essensrationen erhalten die Männer während der Arbeitszeit der anderen Lagerinsassen. Nur mit den Häftlingen, die im Effektenlager „Kanada“ oder bei der Essensausgabe arbeiten, haben sie regelmäßigen Kontakt.

Jeder Aufstand gegen die SS hat nur dann die geringste Aussicht auf Erfolg, wenn möglichst viele Häftlinge daran teilnehmen. Das ist auch der kleinen Widerstandsgruppe innerhalb des Sonderkommandos bewusst. Als ihnen im Februar 1944 Gerüchte über die bevorstehende Liquidierung des „Theresienstädter Familienlagers“ zu Ohren kommen, sehen sie eine Gelegenheit.

Dieses spezielle Lager, zu dessen Insassen auch der Aachener Freddy Hirsch gehört, hat die SS 1943 innerhalb des Vernichtungslagers errichtet. Die Insassen sind Juden aus dem Ghetto Theresienstadt, das die Nazis als „Vorzeigelager“ propagieren. Im Familienlager finden keine „Selektionen“ statt. Die Verpflegung ist etwas besser, die Gefangenen dürfen auch ihr Gepäck behalten. Über Häftlinge, die sich als Handwerker frei im Lager bewegen dürfen, nehmen Teile des Sonderkommandos Kontakt auf. Sie informieren HIrsch und fordern ihn auf, die Insassen des Familienlagers auf einen Aufstand vorzubereiten. Wenn tausende Menschen gleichzeitig gegen die Todesmaschine rebellieren, wird das Sonderkommando ebenfalls kämpfen. Aber Hirsch trägt die Verantwortung für die Kinder des Familienlagers. Sie würden auch bei einem Aufstand sterben. Aus diesem Dilemma gibt es keinen Ausweg für ihn. Am 6. März 1944 treibt die SS 3800 Häftlinge in die Gaskammern, das Sonderkommando wartet auf ein Signal, das Zeichen zum Aufstand – es bleibt aus.

Zeugnis ablegen

Einen Monat später gelingt zwei Häftlingen die Flucht aus Auschwitz Rudolf Vrba und Alfred Wetzler. Durch sie erfährt die Welt von den Verbrechen in Auschwitz. Sie übergeben den Alliierten detaillierte Angaben über den Völkermord und die dafür benutzten Anlagen.

Als im Mai die ersten Transporte mit ungarischen Juden Auschwitz erreichen, regt sich im Sonderkommando so etwas wie Hoffnung. Jetzt müssen die Alliierten handeln. Regelmäßig hören sie Flugzeuge. Sie erhoffen eine Bombardierung der Gaskammern und Krematorien, selbst wenn es sie das Leben kosten würde. Nichts geschieht! Stattdessen wird das Sonderkommando vergrößert, die Kapazität der Öfen reicht nicht aus. In wenig mehr als 50 Tagen werden in Auschwitz mehr als 300.000 Menschen ermordet und ihre Leichen teilweise auf Scheiterhaufen verbrannt. Im Juli werden die Deportationen als Reaktion auf den Bericht von Vrba und Wetzler eingestellt. Nicht auf deutsches Betreiben, sondern auf Anordnung des ungarischen „Reichsverwesers“ Miklos Horthy.

900 Mann sind während dieser Monate dem Sonderkommando zugeteilt. Mit dem Abebben der Transporte wird klar, dass die SS diese Zahl bals reduzieren wird.
Einige Männer legen in Dokumenten und Zeichnungen, die auf dem Gelände der Krematorien vergraben werden, Zeugnis ab – ihre Form des Widerstands. Wenn sie selbst der Mordmaschine der Nazis nicht entkommen können, soll auf diese Weise über Auschwitz berichtet werden. Einige wenige Funde tauchen schon kurz nach der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee auf, der größere Teil ist bis heute verschollen.

Aber einigen Angehörigen des Sonderkommandos ist dies zu wenig. Sie wollen die Mörder und ihre Todesfabrik selbst treffen. Im September ermorden die Deutschen 200 Männer des Sonderkommandos. Es regt sich kein Widerstand. Doch bei der nächsten „Selektion“ am 07. Oktober ist alles anders. Häftlinge stürmen spontan ohne vorherige Planung auf die überraschten SS-Männer los. Es gelingt ihnen, Krematorium III in Brand zu setzen. Aber ohne Unterstützung von außen haben sie keine Chance. Nach kurzer eit ist der Aufstand niedergeschlagen. Drei Angehörige der Wachmannschaften sind tot, zwölf verletzt. Die Rache ist fürchterlich. 452 Häftlinge werden erschossen.

Es sind keine Helden, nur verzweifelte Männer, die in einer ausweglosen Situation ihre Peiniger angreifen. Aber sie sind die einzigen Opfer, die in Auschwitz ihren Mördern die Stirn geboten haben.

Bildergebnis für fotos vom krematorium auschwitz in farbe Bildergebnis für fotos von ankunft ungarischer juden in auschwitz 1944 aus dem bundesarchiv

Krematorium Auschwitz: Die Sonderkommandos    Ankunft ungarischer Juden in Auschwitz 1944.
mussten die vergasten Menschen in die Öfen             Schon wenige Stunden später wurden sie in den
schieben.                                                                                    Gaskammern ermordet.

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