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WeMove.EU informiert:
“Meine Mutter ist blind und teilweise taub. Am Ankunftsbahnhof wurde ihr nicht aus dem Zug geholfen. Der Zug wurde abgestellt und es dauerte zwei Stunden bis sie entdeckt wurde.” [1] Was für eine Horrorvorstellung! Für jede/n Fünfte/n in der EU sind Barrieren und Erschwernisse bei der Bahnfahrt leider normal. Hilfe muss zwei Tage im Voraus angefordert werden und wird immer wieder verweigert. Schon nächste Woche verhandelt die EU über ein Gesetz, das Reisen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sicherer und einfacher machen kann. |
Hallo Manni Engelhardt,
viele von uns reisen flexibel und bequem mit der Bahn. Wenn es uns beliebt, gehen wir zum Bahnhof, kaufen eine Fahrkarte und los geht’s.
Für jede/n Fünfte/n in der EU geht das nicht. Eine Behinderung oder das Alter schränken die Mobilität ein. So wie zum Beispiel bei Yannis, der blind ist und Hilfe braucht, um rechtzeitig den richtigen Zug zu erwischen. Ob Arztbesuch, Ausflug zum Strand oder eine dringende Familienangelegenheit, er kann nicht einfach in den Zug steigen. [2]
Bisher verpflichtet das EU-Recht Hilfesuchende, zwei Tage im Voraus Hilfe zu erbitten. Selbst wenn sie täglich mit dem Zug reisen. Rund 100 Millionen Bürgerinnen und Bürger der EU sind so in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. [3] Viele von ihnen trauen sich nicht, eine Zugreise überhaupt zu planen. Diejenigen, die sich auf den Weg machen, erleben Erstaunliches. [1]
Für das Europaparlament leitet der polnische Abgeordnete Bogusław Liberadzki die Verhandlungen. Wie wir hören, wird er von einigen Ministern der Mitgliedsländer unter Druck gesetzt. Sie wollen Verbesserungen verhindern und die Zweitagesregel beibehalten. [4]
Heute stärken wir Bogusław Liberadzki den Rücken. Ein betroffener Aktiver von WeMove Europe und unser Partner, das Europäische Behindertenforum, werden unsere Unterschriften am Tag vor den Verhandlungen übergeben. Sie können aus erster Hand berichten, wie sie vom Zugfahren ausgeschlossen sind.
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Betroffen ist auch Horst Frehe, der Vorsitzende des Deutschen Behindertenrates (DBR). Er wollte mit dem ersten Zug frühmorgens von Bremen nach Berlin zu einem Besuch im Bundesjustizministerium. Er fragte um Hilfe für den ICE um 05:15 an. Die Bahn weigerte sich, so früh schon Hilfe zu gewähren. Horst Frehe fuhr einen Tag früher und übernachtete im Hotel. So verschieben Bahngesellschaften in der EU Kosten und Aufwand auf die, die eben nicht so mobil sind. [5]
Millionen von Menschen mit Behinderungen und eingeschränkter Mobilität verpassen regelmäßig Züge oder bleiben auf Bahnsteigen stecken, weil Hilfe beim Ein- und Aussteigen nicht sofort verfügbar ist. Was im Regelverkehr schon Schwierigkeiten bedeutet, wird umso problematischer, wenn auch noch Verspätungen und Zugausfälle dazu kommen.
Wir wollen, dass alle mit der Bahn fahren können – mit der Sicherheit, dass sie jederzeit die Hilfestellung bekommen, die sie brauchen. Niemand soll am Bahnhof (oder gar auf dem Abstellgleis) zurückbleiben.
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Vielleicht sind Sie schon heute betroffen, vielleicht kommt es noch auf sie zu oder sie kennen jemanden, der/die betroffen ist. Barrierefreies Bahnfahren für alle schaffen wir nur, wenn wir zusammenhalten. Gemeinsam bringen wir die Geschichten von Diskriminierung in die Verhandlungen ein und streiten für das Recht aller, Zugreisen jederzeit unternehmen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Rohwedder (Lübeck)
Virginia López Calvo (Madrid)
Marta Tycner (Warschau)
Alexandre Naulot (Marseille)
Giulio Carini (Rom)
für das gesamte WeMove.EU-Team
P.S. Zugängliche und erschwingliche Zugreisen für alle sind auch eine Frage der Nachhaltigkeit. Viele Menschen mit eingeschränkter Mobilität müssen auf das Flugzeug oder das Auto ausweichen, weil ihnen das Bahnfahren so schwer gemacht wird. Beide Alternativen schaden der Umwelt, erreichen nicht jedes Ziel in gleicher Qualität und können unter Umständen erheblich mehr kosten. Freie Bahnfahrt für alle.
Referenzen:
[1] http://www.edf-feph.org/factsheet-stories-discrimination-train-transport
[2] https://euobserver.com/opinion/145988
[3] https://euobserver.com/disability/118249
[4] Korrespondenz mit dem Europäischen Behindertenforum
[5] http://www.edf-feph.org/train-travel-future-dont-exclude-us
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