Liebe Kolleginnen und Kollegen,
als Gewerkschafter/Innen-Arbeitskreis (AK) haben wir nachstehend den Bericht aus der Zeitung UZ über die Einnerung an Dr. Richard Sorge
Richard Sorge (1940)
(https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Sorge) zu Eurer gefälligen Kenntnisnahme veröffentlicht und in der Kategorie „ANTIFA“ (http://ak-gewerkschafter.com/category/antifa/) archiviert.
Erinnerung an Dr. Richard Sorge
UZ Categories Blog, DKP in Aktion, Neues aus den Bewegungen
09. November 2022
Der Festakt an der Richard-Sorge-Straße in Berlin (Foto: Privat)
Am Montag fand in Berlin-Friedrichshain eine Ehrung von Richard Sorge statt. Rund zwei Dutzend Teilnehmer trafen sich in der Richard-Sorge-Straße an einer Gedenktafel für den sowjetischen Kundschafter. Sorge war am 7. November 1944 in Japan hingerichtet worden. Wir veröffentlichen im Folgenden die Begrüßung von Hans Bauer, Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung (GRH) und Mitglied der DKP, sowie die Ansprache von Andreas Reinicke, Mitglied von GRH und KPD. Reinicke erinnerte an Leben und Leistung Richard Sorges – vor allem an seinen Beitrag zum Sieg der Roten Armee über den deutschen Faschismus.
Begrüßung von Hans Bauer, Vorsitzender der GRH
Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde!
Ich begrüße Euch herzlich im Namen des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA und der Grenztruppen der DDR sowie der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung.
Traditionell versammeln wir uns alljährlich, um Richard Sorge und seine Genossinnen und Genossen zu ehren. Der Kommunist Richard Sorge opferte sein Leben für eine gerechte Sache, für Frieden und Sozialismus. Als Kundschafter an der unsichtbaren Front trug er wesentlich zum Sieg der Sowjetunion über den deutschen Faschismus bei.
Das heutige Gedenken am Tag der Oktoberrevolution hat in diesem Jahr besondere Bedeutung. Im Dezember begehen wir den 100. Jahrestag der Gründung der Sowjetunion. Die Russische Föderation als Nachfolger der Sowjetunion wird seit vielen Jahren von der NATO umzingelt, bedroht und in ihrer Existenz gefährdet. Dieser Konflikt findet nun in einem Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland statt. Mit unserer heutigen Ehrung Richard Sorges bekräftigen wir die Verbundenheit mit den ehemaligen Völkern der Sowjetunion, besonders mit Russland, gegen unerträgliche Russophobie und Sanktionen. Es ist dringend notwendig, Frieden zu schließen, die Sicherheit der Russischen Föderation zu gewährleisten, aber auch ein friedliches neutrales Land Ukraine zu entwickeln. Heute ist das mit dieser Ehrung unser besonderes Anliegen.
Ansprache von Andreas Reinicke
Liebe Genossen und Genossinnen, liebe Freunde und Sympathisanten von Dr. Richard Sorge,
wir haben uns heute hier zusammengefunden, um des Genossen und Kundschafters der Sowjetunion Dr. Richard Sorge zu gedenken und an sein heldenhaftes Handeln zu erinnern.
Ich spreche heute hier als Landesvorsitzender der KPD und als Vorstandsmitglied der Berliner Regionalgruppe des Verbandes zur Pflege der Traditionen der NVA / GT der DDR.
Meinen Redebeitrag möchte ich mit einem Zitat über Krieg und Frieden vom Genossen Erich Honecker beginnen: „Für uns kommt es darauf an, den Frieden zu sichern und den Krieg durch hohe Wachsamkeit zu bekämpfen, bevor er ausbricht, jederzeit bereit und fähig zu sein, jedem Aggressor eine vernichtende Abfuhr zu erteilen.“
Dr. Richard Sorge war ein deutscher Kommunist, Held der Sowjetunion, Kriegsgegner und er wurde berühmt, weil er sein Leben für den Weltfrieden geopfert hat. Wir befinden uns hier an der Gedenktafel von Dr. Richard Sorge in der Dr. Richard Sorge Straße in Berlin Friedrichshain.
Anlässlich seines 25.Todestages wurde 1969 die Tilsiter Straße in die Dr. Richard Sorge Straße umbenannt und es wurden verschiedene Gedenktafeln angebracht. Die Gedenktafeln wurden in den späten 90 er Jahren gestohlen und deshalb ist es schön und wichtig heute hier zu stehen an einer Gedenktafel die im Jahre 2016 erneuert werden konnte. Ich möchte heute über biographisches von Dr. Richard Sorge berichten und spezielle Lebensabschnitte besonders hervorheben und auf Besonderheiten in der DDR und der Sowjetunion im Umgang mit Dr. Richard Sorge verweisen.
Richard Sorge wurde am 4. Oktober 1895 in Sabuntschi bei Baku, Russland geboren. Seine Eltern, sein Vater Wilhelm Sorge war ein Erdölingenieur und seine Mutter Nina Sorge war Russin. 1898 zog die Familie nach Berlin und ab 1901 besuchte Richard die Oberrealschule in Berlin Lichterfelde. Dr. Richard Sorges Großonkel Friedrich Adolf Sorge war ein Weggefährte von Karl Marx und Mitbegründer der Ersten Internationalen Komintern.
Dr. Richard Sorge war als freiwilliger im ersten Weltkrieg, er war dreimal verletzt und nur mit Mühe konnten seine Beine gerettet werden. 1916 legte er sein Notabitur während der Zeit der Genesung ab. Im Anschluss daran studierte er Ökonomie / Philosophie und später promovierte er zum Dr.-Titel. 1917 wurde er Mitglied der USPD und war aktiv bei den Novemberereignissen dabei. 1918 wurde er Mitglied des Kieler Arbeiter- und Matrosenrates. Am 15.10.1919 wurde er KPD-Mitglied. Er arbeitete aktiv in verschiedenen Parteileitungen mit und wurde Leiter von Studienzirkeln zum Studium von Marx, Engels und Lenin.
Er arbeitete auch aktiv in der Redaktion der Parteizeitung „Bergische Arbeiterstimme“ der KPD mit, verfasste Leitartikel und wurde 1921 Lehrer der Parteischule der KPD. Er wurde zu Parteitagen der KPD delegiert und er war Kurier seiner Partei. Als Ernst Thälmann der Vorsitzende der KPD in die Illegalität gehen musste, war Dr. Richard Sorge der persönliche Kurier. Er sicherte Parteigelder und Mitgliederlisten vor dem Zugriff der Polizei. Auf Grund des anhaltenden Parteiverbotes der KPD musste der 9. Parteitag im April 1924 in der Illegalität abgehalten werden. Dr. Richard Sorge war in diesen Tagen für die Betreuung und Sicherheit der Vertreter des Exekutivkomitees der Komintern verantwortlich. Danach kam er mit den Mitarbeitern des in Moskau etablierten Komintern in den Kontakt.
1924 entschied sich Dr. Richard Sorge für eine Tätigkeit im Auftrag des Komintern-Büros in Moskau und übersiedelte nach Moskau, wo er 1925 Mitglied der KPdSU wurde. 1929 wurde er von Jan Karlowitsch Bersin, Leiter des Nachrichtendienstes der Roten Armee GRU für dessen Dienst verpflichtet.
Dr. Richard Sorge hatte sich verschiedene wichtige Informationen angeeignet die von wichtiger und historischer Bedeutung waren. Sein erster Einsatz führte ihn nach China wo er über Hintergründe und Ziele der chinesischen Regierung recherchierte. Von besonderer Bedeutung war seine Meldung des Überfalls Japans auf die Mongolei mit der Stoßrichtung Sowjetunion. Hier konnte die Mongolei mit der Sowjetunion die Japaner zurückschlagen. Japan musste die Niederlage einräumen und einen Waffenstillstandsvertrag mit der Sowjetunion unterzeichnen. Damit war Japan als Bündnispartner der Achse Berlin-Rom-Tokio eliminiert worden.
Die wohl bedeutendste Meldung die von Dr. Richard Sorge als Kundschafter der Sowjetunion am 15. Juni 1941 abgesetzt wurde, war die Meldung des geplanten Überfalls Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion mit Beginn des 22. Juni 1941 unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa“.
Die wichtigste Meldung von Richard Sorge war der Inhalt der Geheimsitzung des japanischen kaiserlichen Thronrates, der festlegte, dass das Strategieziel der japanischen Truppen auf der USA und auf englische Kolonien im Pazifik liegt. Damit konnte Marschall Schukow am 14. September 1941 Truppen aus Sibirien abziehen und diese 25 km vor Moskau einsetzten was gleichzeitig die Wende im zweiten Weltkrieg bedeutete. Die Rote Armee der Sowjetunion konnte die faschistischen deutschen Truppen bis nach Berlin zerschlagen, was gleichzeitig der Sieg im Großen Vaterländischen Krieg über den Hitlerfaschismus war.
Seit 1939 hatte Richard Sorge mit seinem Funker Max Clausen Meldungen mit über 65.000 Wörtern in 141 Funksprüchen sowie zahlreichen Mikrofilmen per Kurier nach Moskau gesandt. Durch eine gezielte Überwachung von japanischen Exilkommunisten durch die japanische Geheimpolizei „Tokko“ ist man auf Richard Sorge und sein Umfeld aufmerksam geworden. In der Literatur wird das so beschrieben, dass man ein Chiffre-Buch im Hause von Richard Sorge gefunden hat, mit dem die abgesetzten Informationen entschlüsselt werden konnten. Am 15.Oktober 1941 wurde das Mitglied der Gruppe Richard Sorge, Ozaki verhaftet. Es folgte die Verhaftung von Richard Sorge am 18. Oktober 1941.
Im September 1943 begann unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gegen Dr. Richard Sorge vor dem Tokioter Distriktgericht. Am 29.September 1943 wurde das Todesurteil gegen ihn und den Mitangeklagten Ozaki Hotsumi verkündet. Im Januar 1944 lehnte der oberste Gerichtshof die Einsprüche gegen dieses Urteil endgültig ab. Am 7. November 1944, fast genau vor 78 Jahren zur selben Uhrzeit (10.20 Uhr) wurde die Hinrichtung von Richard Sorge und Ozaki Hotsumi im Tokioter Sugamo-Gefängnis durchgeführt.
In der Sowjetunion bekam Richard Sorge 1964 postum den Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen.
Auf Dr. Richard Sorges Grabstein auf dem Friedhof Tama in Fuchu westlich von Tokyo steht sein Ehrentitel „Held der Sowjetunion“ In Baku in der Nähe des Dorfes Sabunchu, wo Richard Sorge geboren wurde, gibt es seit 1981 einen Park und ein Denkmal was nach ihm benannt wurde.
In der Stadt Chimki zirka 25 km von Moskau entfernt gibt es das Denkmal „Jeschi“, was aus riesigen Panzersperren gefertigt wurde und auf den Stop der faschistischen Truppen im zweiten Weltkrieg hinweist. Das ist auch der Verdienst von Dr. Richard Sorge.
In der DDR wurde beim Ministerium für Staatssicherheit die Richard-Sorge-Medaille als höchste Auszeichnung verliehen. Auch in Karl-Marx-Stadt befand sich eine Richard-Sorge-Gedenktafel, die gestohlen wurde und am 8. Mai 2019, am Tag der Befreiung vom Faschismus, durch die Rote Armee der Sowjetunion, neu eingeweiht werden konnte. In der DDR wurde 1967 dem Aufklärungsbataillon1 in Lehnin, welches zur 1. MSD (Mot-Schützen-Division) der NVA gehörte, der Ehrenname Dr.-Richard-Sorge verliehen. Auch ich gehörte bis 1990 der 1. MSD an.
Ergänzung von unserem AK-Mitglied Dr. Paul Michels:
Aus Aachener ’sicht ist dieser Rede hinzuzufügen, dass Dr Richard Sorge bis zu seiner Relegatione aus politischen Gründen an der RWTH Aachen gearbeitet hat. Er war verantwortlicher Redakteur einer Zeitung der Bergarbeiter für das Gebiet Alsdorf- Übach-Palenberg.